THE BURDEN REMAINS - Fluid
Mehr über The Burden Remains
- Genre:
- Progressive Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Tertium Non Datur Records
- Release:
- 24.09.2020
- Aus isch teilt
- I de Fluet verhaut
- Uuf- oder undergaa
- Sauz u Grüo
- Am Ufer vo mim Wäse
- Flussabwärts
- Fremdi Gstaade
- Gfrores Meer
Mal tropft sie, mal gleitet sie dahin, oft reißt sie alles mit!
Es ist doch immer wieder herrlich, abseits der etablierten Terrains zu buddeln. Klar, im Prinzip braucht man das nicht, die Liste vorzüglicher Veröffentlichungen aus allen Bereichen ist gerade zwischen September und November für gewöhnlich lang. Wer soll das alles hören? Und trotzdem, ich fände es sehr schade, wenn ich THE BURDEN REMAINS nie angehört hätte. Denn aus mehreren Gründen ist die Musik der vier Schweizer etwas Außergewöhnliches.
Gleich der Opener von "Fluid" feuert mir ein chaotisch-rasantes Riff ins Ohr, das ein wenig OPETHs 'Deliverance' erinnert, aber schnell in eine sich subtil ins Ohr schleichende Melodie verwandelt. Dann kommt ein Gesang, der unter Garantie ein Geschmacksspalter sein wird. Ich für meinen Teil bin sofort vernarrt in diese Klangfarbe, die mich stark an Aðalbjörn Tryggvason von SÓLSTAFIR erinnert: rau, hoch und kraftvoll. Doch sie Stimme singt nicht isländisch, sondern schwyzerdütsch, eine Singsprache die ich auch bei SOPHIE HUNGER, FRÄNKMÜNDT oder CELLAR DARLING als sehr ausdrucksstark empfinde. Damit ist bei mir also schon nach einer Minute viel gewonnen, obwohl die Band eine Musik spielt, die zunächst nicht allzu leicht zu erfassen ist.
Allzu oft steige ich in den letzten Jahren auch aus, wenn mir ein Mix aus sperrigen Riffs, postmetallischer Schwere und atmosphärischem Gesäusel zwischendurch präsentiert wird. Aber THE BURDEN REMAINS nimmt mich in diesem düsteren Netzwerk gefangen. Ganz gemäß des Albumtitels ist die Musik flüssig; mal tropft sie, mal gleitet sie dahin, aber oft reißt sie einfach alles mit, wenn sie sich aus großer Höhe in die Tiefe stürzt. Sänger Tommy Schweizer ist hier der geheimnisvolle Dirigent, der die Gewässer kontrolliert, mal wispernd gehaucht, mal inbrünstig in die Welt hinaus geschrieen. Die Band wirkt wie ein Organismus, der auf jede Bewegung in Sekundenschnelle reagieren kann, der je nach Situation seine Schönheit oder seine Krallen zeigt.
Selbstredend ist der Genuss einer solchen Musik vor allem im Albenformat zu empfehlen, doch für mich funktionieren auch einzelne Songs hervorragend. 'I de Fluet verhaut' oder 'Uuf- oder undergaa' sind für sich allein schon Monumente und enthalten Passagen, auf die man sich so sehr freut, dass man in die Luft springt, wenn sie dann endlich kommen. Ob das so für euch auch funktioniert, hängt von einem Test ab, denn natürlich kann man THE BURDEN REMAINS auch komplett ablehnen, weil es Musik ist, die Konventionen beiseite schiebt und gar nicht auf breites Interesse ausgelegt ist. Sie will gefunden werden. Ich hoffe ich kann ihr dabei etwas helfen.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Thomas Becker