THE DOOMSAYER - Fire Everywhere
Mehr über The Doomsayer
- Genre:
- Melodic Hardcore / Metalcore
- ∅-Note:
- 6.00
- Label:
- Candlelight Records
- Release:
- 28.10.2013
- Tides
- 15.05.11
- I Am History
- Revolt
- Fire. Everywhere.
- Echoes
- The Eternal Self
- Diamonds
Verzockt: Moderner Metalcore mit schmerzhaften Schnitzern
Metalcore ist eben doch noch nicht tot! Während die Genrevorreiter vor allem eingängige Melodieläufe und klassische Elemente bedienen (AUGUST BURNS RED, PARKWAY DRIVE), nutzen andere Genrevertreter immer häufiger elektronische Spielereien und Soundeffekte als atmosphärische Stilmittel. Auch poppiges Trancecore-Geblödel hinterlässt in dem erlahmten Genre allmählich Spuren. Desweiteren wachsen urplötzlich Bands wie Pilze aus dem Boden, die man dem melodischen Post Hardcore zuordnen könnte, deren Rhythmusstrukturen aber auch klar bei den Metalcore-Vorreitern der 00er Jahre verwurzelt sind. Auch THE DOOMSAYER, ein Quartett um mehrere Ex-STIGMA-Mitglieder, setzt sich mit den neuartigen Einflüssen auseinander und vermengt sie auf "Fire Everywhere" zu einer recht dynamischen Mixtur. Mit Hardcore alter Schule, wie der dem alten HATEBREED-Gassenhauer entlehnte Bandname sowie der Albumtitel vermuten lassen, hat THE DOOMSAYER nur teilweise zu tun. Die Ansätze sind tatsächlich vielversprechend, einige grobe Schnitzer vermasseln allerdings den positiven Ersteindruck.
Das wüste Geschrei von Stefano Ghersi sowie die sehr klare, druckvolle Produktion erinnern an Post Hardcorler wie SCARRED BY BEAUTY oder COUNTERPARTS, während BRING ME THE HORIZON mit "Sempiternal" unverkennbar Spuren in Form von atmosphärischen Soundflächen bei den Italienern hinterlassen haben. Das Quartett macht seine Sache zunächst mehr als ordentlich, leitet das Debüt mit 'Tides' melodiös und erhaben ein, um bei '15.05.11' gleich die Metalcore-Keule auszupacken: Flotter Upbeat und Shouts in bester Hardcore-Manier, quietschende Gitarren und Breaks wie sie in den vergangenen Jahren in Sachen Modern Metal zum guten Ton gehörten. Was dann allerdings im Chorus folgt, schmerzt gleich doppelt: Schwächlicher Klargesang ohne Schmackes steht nicht nur in trauriger Tradition zahlloser langweiliger ALL THAT REMAINS- oder A DAY TO REMEMBER-Klone, sondern wird mit dermaßen dünnem, schiefem Stimmchen dargeboten, dass selbst unmusikalischen Knüppelköppen die Nackenhaare zu Berge stehen dürften. Wie oft noch?!? WENN eine knackige Hardcore-Produktion schon durch anbiedernd klaren Gesang aufgeweicht wird, dann soll dieser doch bitte die entsprechende Qualität aufweisen. Hier versagt THE DOOMSAYER auf ganzer Linie.
In anderen Songs experimentiert die Band mit besagten digitalen Soundeffekten, mal näher an THE BROWNING, mal in Anlehnung an "Sempiternal". Desweiteren wird auch auf die heuer weit verbreiteten Gangshouts nicht verzichtet. All diese Elemente bringt THE DOOMSAYER auf effektive Art und Weise unter einen Hut, und so weist "Fire Everywhere" durchaus einige Hits auf: 'Echoes' ist eine majestätische, beinahe sphärische Post-Hardcore-Elegie – hier beweisen die Italiener Talent und ein gutes Gespür für den schmalen Grat zwischen Aggressivität und Atmosphäre. Auf der anderen Seite steht 'I Am History', eine nur mühsam gebändigte Wutattacke, dezent gewürzt mit elektronischen Spielereien, vor allem aber getrieben von einem unwiderstehlichen Groove und garniert mit effektiven Breaks. Leider verhunzt die Band durch kläglich gejammerte Refrains gleich mehrere Songs (ganz schlimm wird es bei 'Diamonds' oder 'The Eternal Self'), wodurch "Fire Everywhere" leider stark abgewertet wird.
Würden sich die Südeuropäer auf ihren modernen, packenden Post Metalcore konzentrieren, ihr Songwriting verfeinern und die jämmerlichen Gesangseinlagen unterlassen, wäre das Resultat ein ungleich überzeugenderes. Doch wenn von einem kaum 27-minütigen Acht-Tracker, abzüglich eines Intros, eines Interludes und mehrerer gesanglich in den Sand gesetzten Versuchen eben nur noch zwei oder drei ordentliche Nummern übrig bleiben, kann ich bestenfalls noch eine vorsichtige Hörempfehlung aussprechen. Hoffentlich lernen die Italiener aus ihren Fehlern.
Anspieltipps: I Am History, Echoes, Fire. Everywhere.
- Note:
- 6.00
- Redakteur:
- Timon Krause