THE GREAT ALONE - Perception
Mehr über The Great Alone
- Genre:
- Modern Alternative Rock
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Pavement Entertainment
- Release:
- 26.01.2024
- The Call
- Beyond Dreams
- Mania
- Stars And Storms
- Prism
- Cell
- Quiet Place
- Horizon
- Icons
- Reverie
- Illusion
Moderner Alternative Rock, der ständig kurz vor der Ziellinie tänzelt und den letzten Schritt zu verpassen scheint.
Moderner Rock mit weiblicher Frontfrau ist ja schon seit Jahren ein beliebtes und erfolgreiches Rezept und auch ich habe in letzter Zeit meinen Gefallen daran gefunden. Musikalisch ist das immer mit fett krachenden Gitarren unterfüttert, mal etwas härter und mit vielen Soundeffekten, mal moderater und eher konsumentenfreundlich. Das Schweizer Duo THE GREAT ALONE passt jedoch in keine der beiden Schubladen. Auf ihrer Debütscheibe "Perception" krachen die Gitarren von Vincent zwar ebenfalls mächtig, der eigentliche Unterschied ist aber der progressivere Ansatz, der tatsächliche Vergleiche zu A PERFECT CIRCLE oder MUSE aufkommen lässt.
Neben der guten Gitarrenarbeit sind es vor allem Sängerin Murielle und der namenlose, dafür aber umso auffälligere Schlagzeuger, die im Mittelpunkt der Musik stehen. Die junge Frau thront mit ihrer stets klaren Stimme und melancholischen Melodien über jedem einzelnen der elf Songs. Sie wirkt stets ganz bei sich in ihrer Komfortzone, bringt gelegentlich sogar ein bisschen nordisch angehauchte Atmosphäre und Tonfolgen mit ein, was in Zukunft ruhig öfter der Fall sein darf ('The Call'). Was mir persönlich trotzdem fehlt, ist Tiefe und Dynamik. Es darf auch gerne mal emotional gehaucht, geflüstert oder auch fast schon unkontrolliert der Schmerz dieser Welt herausgeschrien werden. So ein richtiger gesanglicher Vulkanausbruch eben, der mitzieht und Gänsehaut verursacht. Die progressive Seite geht aufs Konto des Schlagzeugers. Er wirbelt ständig und sorgt selbst in den ruhigen Strophen für eine gewisse Unruhe (Thema: Tom-Figuren), die sowohl faszinierend wie auf Dauer anstrengend ist. Manchmal ist weniger eben dann doch tatsächlich mehr. Vergessen möchte ich aber auch den namenlosen Bassisten nicht, der seine Sache ebenfalls sehr gut macht und vor allem einen richtig fetten Sound hat. Das trifft aber auch auf die gesamte Produktion zu, die lebt, sehr transparent ist und eben dick aus den Boxen groovt.
Wenn die Songs wie hier eher kurz und knackig gehalten werden, dann sollten die Melodien sitzen, die Refrains zünden, die Breaks und die Dynamik den Hörer packen. Das ist auf "Perception" bei aller individueller Klasse nicht durchgehend gegeben. Nichtsdestotrotz macht THE GREAT ALONE auf ihrem Debüt handwerklich viel richtig und weiß durchaus zu punkten. Die Genrefans sollten sich den Namen auf jeden Fall dick ins Notizheftchen schreiben. Ich glaube jedoch, dass der Weg der Schweizer noch lange nicht zu Ende ist und ein paar mehr Harmonien, zweite Stimmen (männliche wie weibliche) und ein noch deutlicherer Fokus auf den Refrain, dem gesamten Vortrag gut zu Gesicht stehen könnten. Ich bin sehr gespannt, was da noch kommt.
Anspieltipps: Quiet Place, Stars And Storms, Horizon
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Chris Staubach