THEM - Fear City
Auch im Soundcheck: Soundcheck 10/2022
Mehr über Them
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Steamhammer
- Release:
- 28.10.2022
- Excito
- Flight Of The Concorde
- Welcome To Fear City
- Retro 54
- An Ear For The Action
- Graffiti Park
- 191st Street
- Home Strech
- The Crossing Of Helgate Bridge
- Death On The Downtown Metro
- Stay Tuned
- The Most Violent Year
- The Deconsecrated House Of Sin
- In The 11th Hour
Eine modern klingende, stilistisch jedoch klassisch metallische und dabei ganz schön vielseitige Horror-Metal-Story.
Das internationale Horror-Metal-Theater THEM geht in die nächste Runde und veröffentlicht dieser Tage, sauber den Zweijahresrhytmus haltend, mit "Fear City" sein viertes Studioalbum, und nach einem kurzen Hörspielintro ist schnell klar, dass sich die Grundzutaten des Bandrepertoires nicht allzu grundlegend verschoben haben. So ergeht sich die Band beim Opener 'Flight Of The Concorde' direkt in keyboardschwangeren, melodisch leicht verschrobenen und im Gitarrenbereich herrlich wilden, hier und da im positiven Sinne fahrig wirkenden Leads, mit gleichermaßen neoklassischen Anflügen wie auch orientalisch anmutenden Intervallen, so dass, obschon THEM natürlich deutlich weiter im traditionsmetallischen Sektor zu Hause ist, immer mal wieder ein kleiner Gedanke an Mirai Kawashima und SIGH in mir erwacht.
Diese Assoziation setzt sich bei 'Welcome To Fear City' tatsächlich fort, speziell wenn sich Epik und Raserei die Klinke in die Hand geben, wobei sich hier auch einige Vibes aus Teutonenstahl und DEATH SS bereitmachen. Gerade den rhythmischen, rock'n'rolligen Ansatz der Letzteren finde ich auch im tanzbaren 'Retro 54' wieder. Bis hierhin reibt sich der Außenstehende vielleicht ein wenig Augen und Ohren, dass der in der Vergangenheit gerne mal zu Tode gerittene Vergleich zu KING DIAMOND sich kaum aufzudrängen scheint. Doch ihr lest tatsächlich richtig: Das teuto-amerikanische Kooperationsprojekt gibt bringt durch die Grundstimmung, die Lyrik, das Keyboard und die Hörspiel-Elemente natürlich eine unverkennbare Gruselstimmung und Theatralik mit, doch das Klangbild ist viel massiger und moderner, als wir es auf den Alben des Dänenkönigs finden, die Keyboards leben nicht von Spinett-Sounds, sondern sind spaciger und ebenfalls zeitgemäßer, und auch gesanglich haben wir kaum Falsett-Eskapaden, sondern ganz überwiegend sehr geradlinigen, kraftvollen Gesang mit feinen Hooks, die auch zu moderneren Alben klassischer Melodic-Hardrock-Acts der Marke PRETTY MAIDS hervorragend passen würden, was etwa 'Graffiti Park' toll unterstreicht.
Dieser klanglich wie stilistisch im Vergleich zu den ersten drei Studioalben etwas futuristischere Ansatz wird auch vor dem konzeptionellen Hintergrund des Werkes in doppelter Hinsicht mit Sinn erfüllt, denn die Geschichte von "Fear City" spielt zum einen 120 Jahre nach den Ereignissen der initialen Trilogie in New York und dreht sich um die Nachfahren der Protagonisten der früheren Scheiben, und zum sollen nach der Absicht der Band die sehr präsenten Synthsounds an die stilistischen Gepflogenheiten der Zeit der Handlung gemahnen, denn die Geschichte spielt im Jahren 1981. Und ja, was bei "Stranger Things" auf die Spitze getrieben und perfekt umgesetzt wurde, hat auch bei THEM einen nicht zu verachtenden Charme.
Eine weitere Stärke des Albums ist die stilistische Vielseitigkeit, gerade im Gitarrenbereich, die in einem insgesamt gleichermaßen harten, wie auch eingängigen bis poppigen Flair scheinbar mühelos eine thrashig riffende MEGADETH-Kante wie etwa bei 'The Crossing Of Hellgate Bridge' mit den hier dann endlich doch auftretendem Kim-Bendix-Style-Screams und heftigen Gangshouts zu verbindet. Andernorts findet sich als Kontrast das flirrende Sverige-Schwarzstahlriffing des Aufschlags zu 'The Desconsecrated House Of Sin', der dann in einen sehr melodischen Track übergeht, oder zum Ende noch außergewöhnlich getragene, doomige Schwere beim starken Hinausschmeißer 'In The 11th Hour', die jedoch ebenfalls nicht den ganzen Song durchzieht, denn sie wird auch von proggy-spacigen Krautrockiaden flankiert, in denen das Stück am Ende des Albums abhebt.
Damit ist "Fear City" unterm Strich eine modern klingende, stilistisch jedoch klassisch metallische und dabei musikalisch ganz schön vielseitige, eindringliche Horror-Metal-Story, in der zwar durchaus noch ein kleines bisschen Karo König steckt, aber viel weniger als man ungehört erwarten würde.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle