THIN LIZZY - Still Dangerous
Mehr über Thin Lizzy
- Genre:
- Hardrock
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Thin Lizzy Productions
- Release:
- 06.03.2009
- Soldier Of Fortune
- Jailbreak
- Cowboy Song
- The Boys Are Back In Town
- Dancing In The Moonlight
- Massacre
- Opium Trail
- Don't Believe A Word
- Baby Drives Me Crazy
- Me And The Boys ...
Aus dem Archiv einer der größten Livebands der Rockgeschichte.<br />
Ständig beklagen sich Leute über Overdubs und Nachbearbeitungen an Livealben, weil der Mitschnitt dadurch nicht mehr authentisch sei. Dazu kann man nur sagen: Ein Livealbum ist kein Konzert, sondern die Illusion eines Konzertes. Selbstverständlich werden Liveaufnahmen nachbearbeitet, und das ist auch gut so. Natürlich sollten die Bearbeitungen die Aufnahmen nicht verfälschen. Aber wer will sein hart verdientes Geld für ein Livealbum ausgeben, um sich dann für den Rest seines Lebens authentische Spielfehler oder das authentische Gequatsche von Zuschauern, die zu nah an den Mikros standen, anzuhören?
Eine Liveplatte, die bis heute zu den wichtigsten und beliebtesten der Rockgeschichte gehört (sie wurde selbstredend in der großen Ära von 1977 bis 1980 veröffentlicht) und der bis heute Nachbearbeitungen vorgeworfen werden, ist "Live And Dangerous" von THIN LIZZY. Aufgenommen auf den Tourneen 1976 und 1977, wurden solche Vorwürfe schnell laut, wobei die Behauptungen von leichten Korrekturen bis zu "alles außer Drums gefälscht" reichen und widersprüchliche Äußerungen der Beteiligten alle Klarheiten beseitigten.
Nun erscheint auf dem bandeigenen Label Thin Lizzy Productions die Live-CD "Still Dangerous". Die Aufnahmen wurden beim Auftritt am 20. Oktober 1977 im Tower Theatre in Philadelphia mitgeschnitten, stammen also, wie der Titel schon andeutet, aus derselben Zeit wie diejenigen zu "Live And Dangerous". Auf "Still Dangerous" wurde laut Labelinfo nichts nachbearbeitet, und entsprechend bescheiden ist die Soundqualität. Aber dennoch ...
... dennoch ist es LIZZY. Die Aufnahme ist zu leise? Egal, Lautstärke raufdrehen. Der Sound ist etwas dumpf? Egal, wenn man Klassiker hört, ist die Erinnerung stärker beschäftigt als die Wahrnehmung. Schon nach wenigen Minuten haben THIN LIZZY ihren Zauber ausgebreitet und ziehen den Hörer ins wilde Herz der Siebziger. Die unwiderstehlichen Doppel-Leadgitarren, die souveräne Rhythmusgruppe, die unnachahmliche Stimme von Phil Lynott - eine Band, die gekonnt komponiert und spielt und das alles auf der Bühne noch mal steigert.
Wer könnte sich dem übermütigen Druck von 'Jailbreak', der Beschwingtheit von 'Dancing In The Moonlight', der aggressiven Wucht von 'Massacre', der wilden Spielfreude von 'Baby Drives Me Crazy' entziehen? Und auch wenn bei THIN LIZZY die Setlists der Konzerte überraschungsarm waren (und sind), finden sich mit 'Soldier Of Fortune' und 'Opium Trail' immerhin zwei Debütanten auf der Live-CD.
Für altgediente LIZZY-Fans ist "Still Dangerous" natürlich unverzichtbar. Wer dieser großartigen Liveband erst kürzlich erlegen ist oder sie neu kennenlernen will, sollte aber die bewährte Reihenfolge einhalten: Erst "Live And Dangerous", dann "Live/Life" und frühestens danach "Still Dangerous".
Anspieltipps: Massacre, Opium Trail, Me And The Boys
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Stefan Kayser