THIS ENDING - Dead Harvest
Mehr über This Ending
- Genre:
- Swedish Death Metal
- Label:
- Metal Blade Records
- Release:
- 30.01.2009
- Trace Of Sin
- Parasites
- Mashinery
- Instigator Of Dead Flesh
- Delussionists
- Army Of The Dying Sun
- Dead Harvest
- Tools Of Demise
- Deathtrade
- The Asylum
Neuerer Death Metal mal ohne Core und trotzdem modern und zeitgemäß? Man glaubt’s kaum, aber so was gibt’s tatsächlich! Name: THIS ENDING.
Tjaja! Der Schlagwerker von AMON AMARTH kann auch anders! Nicht, dass es jetzt gleich so abläuft wie in den 60igern als die Namen von kunstfertigen Schlaggiganten wie Billy Cobham und nicht die der Herren Gitarristen Soloplatten zierten und jene sich gänzlich hoheitlich und hochwohlgeboren eine Armee von Virtuosen um sich scharen konnten, aber trotzdem ist es doch so, dass der Fan sich im Geheimen doch etwas wünscht, das sich von den schwedischen Viking-Deathern unterscheidet. Wird dem geheimen Nachtwünschen entsprochen? Auf jeden Fall, denn "Dead Harvest" von THIS ENDING bietet besten schwedischen Elchtod gepaart mit Modern-Metal-Anleihen und mitnichten einen Billig-Met-Verschnitt obig erwähnter Populärknüppler.
THIS ENDING implizieren klangmächtiges Mosh-Potenzial und temperamentvolle Tanzbein-Aggressivität, welche gerade heutigentags sowohl grauhaarige Freunde als auch taufrische Deathcore-Parteigenossen überzeugen dürfte. Die Double-Bass-Lastigkeit aus der Hauptband des in unseren Augen wahrgenommenen Hau-Drauf-Protagonisten wird interessanterweise nahezu eins zu eins übernommen, trotzdem klingt die rhythmische Grundlage ein wenig abgehobener, polarisierter, abgehackter, polyrhythmischer und grooviger. Dafür sorgt aller Wahrscheinlichkeit das sehr maschinenkopfmäßige Death-/Thrashriffing der Stromaxtfraktion (besonders bei 'Desilussionists' und 'Tools Of Demise' hör- und spürbar), die sehr vereinzelt auftretenden fabrik- und noisemäßigen Synthieversatzstücke und die mehr oder weniger kalte, maschinistische Killer-Atmosphäre. Ob da sich imaginäre Penisverlängerungen bemerkbar machen, scheint weniger wahrscheinlich, denn alles ist zentralisiert auf den Punkt gebracht. Die Band weicht in keiner einzigen Sekunde von dieser Stoßrichtung ab und wieso sollte sie auch? Mit ihrer Dampframme stampfen sie genug Scheuklappen ein und zeigen sich bloß an Trends anschmeichelnde Poser wie der Hase zu laufen hat.
Ich für meinen Teil bin insgesamt sehr angetan von der Feststellung, dass sich im Zeitalter des Todeskern-Fixiertseins und technischen Verrücktseins auch Bands finden lassen, die nicht nur einfach gegen diese Welle anschwimmen, indem sie versuchen besonders old-schoolig-altbacken oder krampfhaft einzigartig oder verspielt zu klingen. THIS ENDING klingen nämlich in letzter Instanz äußerst einzigartig ohne überhaupt einen Alleingeltungsanspruch in dieser Richtung zu postulieren, wirken zeitgemäß ohne auf etablierte Trendsetter zu schielen und sind somit in der Summe außerordentlich und erfrischend – und das nicht nur für die Totenkopfflagge.
Schwebende Melodiebögen wie auf 'The Asylum' penetrieren das sensible Fassungsvermögen und beweisen, wie wichtig das Erbe des Göteborg Death Metal doch ist und wie nötig es bisweilen ist zu erkennen, dass dem amerikanischen Vorurteil des reinen Prügelsounds entgegengewirkt werden muss. Und nicht nur das mächtige Melodieverständnis, sondern insgleichen die sehr ohrwurmhaft-einprägsamen Mitschreibolzen wie 'Parasites' oder 'Dead Harvest' beweisen, dass Death Metal manchmal mehr als nur eine technische Aneinanderreihung von 1120 Schläge die Minute bedeutet. Eine Außerordentlichkeit der Außerordentlichen, ganz konkret unseres Schlagwerk-Wikingers ist beispielsweise weniger etwas Schwedisches oder Amerikanisches, sondern was Chinesisches. Ich habe in meinem ganzen Leben selten einer Aufnahme lauschen dürfen, die das Biest unter den Becken, namentlich das China so stark zum Leben erwecken lässt wie es hier auf "Dead Harvest" tatsächlich geschieht. Wie ein fauchender Titantiger! Geil. Dieses an und für sich eher unbedeutende Detail macht hier rhythmisch Wesentliches aus.
So sind auch THIS ENDING letzten Endes keine weitere austauschbare Tigerentencombo aus den Reihen spießbürgerlicher Büro-Todesmetaller. Es bleibt abzuwarten, ob diese Band ihren Sound auch livetechnisch überzeugend präsentieren wird können, nichtsdestotrotz dürfte das mit dem vorliegenden Material zumindest in der Vorbereitung kein Problem darstellen. Und wenn alles nichts helfen sollte, gibt es ja immer noch die Kampfkünste der Wikinger, die man im Zweifelsfall zu Rate ziehen könnte…
- Redakteur:
- Markus Sievers