THOMPSON, CHRIS - One Hot Night In The Cold (DVD)
Mehr über Thompson, Chris
- Genre:
- Hard 'n' Heavy
- Label:
- e-m-s
- Release:
- 16.03.2006
- Wasting Time
- One Man Mission
- Hot Summer Night
- Get Up And Dance
- Redemption Song
- Angel
- Heart Of The Fire
- Mighty Quinn
- Burning Lights
- Blinded By The Light
- Davey´s On The Road Again
- For You
- Back In Your Arms Again
- Suburban Cowboy
- You´re The Voice
- Question
Kleine Perle mit 70er- und 80er-Jahre-Klassikern
Der Neuseeländer Chris Thompson (im Folgenden: CT) ist am bekanntesten als Stimme der meisten Songs der MANFRED MANN'S EARTHBAND. Zusammen mit der Band des norwegischen Gitarristen Mads Eriksen gab er im eisigen Tromsö am Polarkreis ein Konzert. In einem kleinen Musikklub ("Private Music Club") präsentiert Thompson neue Songs und alte Klassiker wie "Blinded by the Light". Dabei stellt er wieder einmal eindrucksvoll seine Interpretationskraft unter Beweis: "Questions" und "For you" singt er lediglich zu Pianobegleitung. Gänsehautgarantie!
Filminfos
O-Titel: Chris Thompson: One hot night in the cold
Dt. Vertrieb: e-m-s (16.03.2006)
FSK: keine Altersbeschränkung
Länge: ca. 87 Min.
Musik: Chris Thompson, Mads Eriksen u. a.
Inhalte
Die Location des Konzerts ist in mehrfacher Hinsicht ungewöhnlich. Zum einen befindet sich Thompson in einer der am nördlichsten gelegenen Städte der Welt, nämlich in Tromsö in Nordnorwegen (hier lagen einst deutsche Kriegsschiffe vor Anker). Zum anderen findet das Konzert in einem kuscheligen kleinen Musikklub statt, nicht etwa in einer anonymen Konzerthalle. Das Publikum steht folglich, Bierglas in der Hand, nur wenige Meter vom Sänger entfernt auf der gleichen Ebene. Intimer geht es kaum noch.
Dennoch scheint die TV-Technik vom Feinsten zu sein. Es waren keine Aussetzer oder Verzerrungen festzustellen. Anscheinend wurde alles digital aufgezeichnet. Ein entsprechender Vermerk fehlt auf der DVD. Die etwa drei Kameras scheinen professionellen Ansprüchen zu genügen: Das Bild ist gestochen scharf und der Stereosound einwandfrei. Allerdings berichtet CT in seinem Booklet-Text von einem "Brummen auf dem Bass-Kanal". Und er habe bei einem seiner bekanntesten Songs den falschen Text gesungen!
Wie es sich gehört, beginnt das Konzert mit mehreren Anheizertiteln, bevor es zum lässigen und romantischen Teil übergeht. Mit zwei Ausnahmen spielt Thompson übrigens ebenfalls E-Gitarre. Die norwegischen Musiker um den Gitarristen Mads Eriksen sind solide Begleitung. Zwei davon ragen heraus: Mads Eriksen ist schlichtweg begnadet auf der E-Gitarre, und der Keyboarder spielt die alten Manfred-Mann-Klassiker ebenso gut nach wie die Akkorde der neueren Sachen.
Alle Credits sind im Booklet genauer zu finden.
1. Wasting Time
Von CTs neuer CD. Ein schneller Hard-Rock-Titel.
2. One Man Mission
Von CTs neuer CD. Ein flotter Boogie mit Blues-Anklängen
3. Hot Summer Nights
Sanft und romantisch, aber in flottem Tempo.
4. Get Up and Dance
Wieder ein Anheizer im Hardrock-Tempo. Keiner tanzt!
5. Redemption Song
Ein sanft gesungener Protestsong von Reggae-Legende Bob Marley.
6. Angel
Ko-Autor ist der 1999 verunglückte Norweger Marius Müller. Eine langsame Ballade mit einer saucoolen E-Gitarre von Eriksen. Erinnert an die Virtuosen Gary Moore und Roy Buchanan.
7. Heart of the Fire
Eine flotte Ballade, geschrieben von Julian Litman. Das romantische Git-Solo von Eriksen wird nur von einem Heavy-Metal-Takt unterbrochen. Einmal spielt Eriksen die bekannte Melodie von – was sonst? – "Norwegian Wood" der Beatles.
8. Mighty Quinn
Der bekannte Dylan-Klassiker wurde zum Markenzeichen der Manfred Mann’s Earthband (MMEB), der in keiner Show fehlen durfte. Schöne Soli von Eriksen, Keyboards; Mitsingen ist angesagt, doch die Resonanz ist etwas lahm.
9. Burning Light
Schöne Ballade, die CT gemeinsam mit Eriksen schrieb. Allerdings nichts Herausragendes.
10. Blinded by the Light
Der Endspurt beginnt. Die Klassiker rücken an, zunächst der Evergreen, der Bruce Springsteens Kopf entsprang. Charakteristisch sind die vielen Tempowechsel. Es gibt ein geniales E-Gitarrensolo zu bewundern, das von einem Piano-Solo ergänzt wird, welches recht bluesige Untertöne einschmuggelt. Mitsingen ist schwer angesagt.
11. Davy’s on the Road Again
Der MMEB-Standard, der von Robbie Robertson (The Band) und John Simon geschrieben wurde, hat es nicht leicht zu glänzen. Es fehlt irgendwie der Hall und die Resonanz. Lediglich das Keyboard-Solo ragt heraus.
12. For You
Wieder ein Evergreen von Springsteen, aus der MMEB-LP "Angel Station". Diesmal allerdings ohne Bombastbegleitung, sondern lediglich als CT-Solo mit Pianobegleitung. CT zeigt mit Inbrunst, was seine Stimmbänder draufhaben und hergeben – und das ist eine erstaunliche Menge. Gänsehautgarantie!
13. Back In Your Arms Again
Geschrieben von CT und Eriksen, ähnelt es stark "Burning Light" und "Heart of Fire". Eine langsame Ballade, die sich aber zu einem tollen Gitarrensolo steigert – ideal zum Liebemachen, aber leider etwas kurz. (Da eignet sich "Dark Side of the Moon" schon besser.)
14. Suburban Cowboy
Eine reichlich schräge Instrumental-Nummer von Eriksen. Hier zeigt er, wie schnell seine Finger über die Gitarrensaiten hüpfen können. Was wie ein flotter Bluegrass-Western-Song beginnt, kippt in der Mitte in Heavy Metal um, bevor das Stück wieder zum Ursprung zurückkehrt – sehr symbolisch und passend zum Titel.
15. You’re the Voice
Zeit zum Mitgrölen! Dies ist John Farnhams Megahit aus den achtziger Jahren, der, als pazifistischer Protestsong konzipiert, dennoch CT Millionen an Gagen und Tantiemen einbrachte. Darf auf keiner Retroparty fehlen!
16. Questions
Die Zugabe. Mit das älteste Stück im Repertoire, wurde es doch schon in den seligen Siebzigern veröffentlicht, ein Stück von Manfred Mann und Chris Slade. Sehr besinnlich und zum Schluss regelrecht majestätisch. CT singt ergreifend solo zu Pianobegleitung, später ergänzt von Eriksens Gitarre. Gänsehaut ist angesagt. Mick Jagger hätte aber nur müde darüber gelächelt.
Die DVD
Technische Infos
Bildformate: 4:3 (Vollbild)
Tonformate: DD 2.0
Sprachen: Englisch
Untertitel: keine (nur Titeleinblendungen)
Extras:
- Interview (35 Min)
- Musikvideo zum Song "Ain’t no rain in the farmyard" (4:15)
- Making-of zum Musikvideo (28:00)
- Trailershow
Mein Eindruck: die DVD
Wie gesagt, sind Bild- und Tonqualität auf dem modernsten Stand, weil offensichtlich digital aufgenommen. Der Sound liegt allerdings weder in DD 5.1 noch in DTS vor, sondern lässt sich nur im guten alten Stereo wiedergeben. Dennoch war meine Hörfreude ungetrübt.
Allerdings fragte ich mich wirklich nach dem Nutzen des Bonusmaterials
~ Das Bonusmaterial ~
… besteht zunächst aus einem Interview von exakt 36 Minuten Länge. Die Location ist ausgefallen: irgendwo hoch oben auf einem Gletscher über dem Fjord von Tromsö. Dort scheint lediglich der Mond und die Mitternachtssonne. Im Hintergrund startet ein Flugzeug. Zusammen sind die CT und die TV-Journalistin mit dem Schneemobil auf den Gletscher gefahren.
Die Reporterin ist selten im Bild, aber CT ist dick eingemummt. Er erzählt von seinen Verbindungen zu Norwegen: der aktuelle Mads Eriksen und der 1999 zu traurig verunglückte Marius Müller (dessen Frau einen Monat später starb und eine Tochter als Vollwaise zurückließ – echt der Hammer).
Der Neuseeländer erzählt gemütlich, wie er es von seiner Antipodeninsel ins Herz des Siebziger-Jahre-Pop schaffte: nach London. Das muss eine harte Zeit gewesen sein, zumindest bis ihn Manfred Mann anheuerte, mit dem er dann bis etwa 1997 Platten machte und tourte.
CT macht inzwischen nur noch Soloprojekte, zusammen mit lokalen Bands wie der von Mads Eriksen. Mit den Soloalben sei er meist unzufrieden gewesen, zum Teil weil sie in der Fertigstellung so lange brauchten, dass sie am Tag des Erscheinens veraltet waren. Er will ein Album mit Eriksen machen, auf dem mehr als 3-Minuten-Popsongs zu finden sind. Nach ein paar privaten Fragen – er lebt in Newport Beach bei Los Angeles – wärmen sich die beiden und fahren wieder zurück ins Tal.
~ Musikvideo zum Song "Ain’t no rain in the farmyard" (4:15) ~
Der Song ist ein Protestsong mit sozialem Kommentar, also wenig zum Tanzen geeignet. Kurios ist die Instrumentierung: Geige und Saxophon als Melodie-Instrumente. Dazu gibt’s ein Video mit den üblichen Nachrichtenkatastrophenbildern. Alles ziemlich uncool.
~ Making-of zum Musikcideo (28:00) ~
Reine Zeitverschwendung. 28 Minuten lang Videomaterial über die Vorgänge hinter den Kulissen.
~ Trailershow ~
Ebenfalls ein Ärgernis, denn die Navigation ist fehlerhaft programmiert. Statt von Trailer zu Trailer springen zu können, muss der Benutzer jeden einzelnen Trailer vom Hauptmenü aus erneut ansteuern, d.h. durch drei bis vier Bildschirme (Extras/Weitere Highlights/Trailer 1-3/Trailer 4-6) hindurch!
~ Das Booklet ~
CT berichtet von seinem Aufenthalt in Tromsö, wo es niemals Tag wurde und nur die Mitternachtssonne und die Nordlichter den Himmel erleuchteten. Wir erfahren von den Fehlern in seinem vom norwegischen Fernsehen aufgezeichneten Konzert und von der Kälte, die er während des Interviews auf dem Gletscher durchaus spürte. Neben den Credits sind auch Kontaktadressen angegeben. Fünf Fotos ergänzen die drei Cover-Bilder des Booklets.
Insgesamt enttäuscht mich das Bonusmaterial ein wenig.
Übrigens befindet sich in der Tracklist der Box-Rückseite ein Fehler. Das Instrumentalstück "Suburban Cowboy" wurde vergessen. Also handelt es sich um 16 statt nur um 15 Stücke!
Unterm Strich
Die DVD lohnt sich nur wegen der Manfred-Mann-Klassiker und des Interviews mit CT. Immerhin lassen Ton- und Bildqualität wenig zu wünschen übrig, obwohl DD 5.1 und DTS nicht unterstützt werden. Da es aber alles andere als ein Megakonzert ist, sondern sich um einen Klub-Event handelt, ist das zu verschmerzen.
Am meisten werden Leute, die CTs Stimme mögen und seine Songs klasse finden, etwas mit der DVD anfangen können. Wer keine Siebziger- und Achtziger-Klassiker mag, wird anderswo fündig.
- Redakteur:
- Michael Matzer