THORNBRIDGE - Daydream Illusion
Auch im Soundcheck: Soundcheck 03/24
Mehr über Thornbridge
- Genre:
- Power Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Massacre Records
- Release:
- 22.03.2024
- Come On In!
- Daydream Illusion
- Kingdom Of Starlight
- I Am The Storm
- Sacrifice
- Island Of My Memories
- Send Me A Light
- Bird Of Salvation
- Final War
- My Last Desire
- Lost On The Dark Side
Eine großartige Alternative zum Power Metal-Zeitgeist.
Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber so ein Album wie “Daydream Illusion” zu hören, ist Balsam auf die Seele der Anhänger des Power Metals. Ich bin jetzt beileibe kein Gatekeeper und verkrieche mich nicht mit Angst und Schrecken vor der Bedrohung des Metal-Ballermanns in die dunkelste Kellerecke, aber dass viele musikalische Ergüsse in letzter Zeit doch sehr stark gen Party ausschlagen, kann niemand negieren. Der (kommerzielle) Erfolg vieler Newcomer gibt ihnen auch Recht und drängt auch viele renommierte Bands sukzessive in diese Richtung. Als ein sehr prominentes Beispiel sei nur einmal die neue Scheibe von DRAGONFORCE genannt.
Dass es auch anders geht, zeigt THORNBRIDGE (schöner assoziationstiefer Bandname übrigens) aus Alzenau nachhaltig. Mit ihrem dritten Album nimmt die Band das "make it or break it"-Motto bierernst und haut uns einen Release vor den Latz, welcher gegenüber den beiden Vorgängern einem Quantensprung gleichkommt. Grob kann man den Sound sicherlich als Mischung aus BLIND GUARDIAN in den 1990ern und - immer noch unterschätzt - ORDEN OGAN beschreiben. Gerade der großartige Titeltrack wäre auch auf jedem Album aus Arnsberg ein Highlight gewesen. Daher ist es eigentlich auch nur konsequent, dass Sebastian Levermann THORNBRIDGE auch bei der Produktion tatkräftig unterstützt hat und somit ist auch der Sound selbstverständlich sehr nah an der Ordensgemeinschaft der Angst. Ist das schlimm?
Nein, denn die Band als Abziehbild zu verstehen, würde auch deutlich zu kurz greifen: Es gibt genügend kleine Nuancen zu entdecken, um einen eigenen Stempel zu verdienen, auch wenn hier zukünftig sicherlich noch Raum zum Freischwimmen besteht. Anno 2024 sind die beiden primären Verkaufsargumente aber noch die Parameter, auf die es sowieso am meisten ankommt: Sind die Songs stark genug und nimmt mich die Story über Albumlänge mit, wenn ich denn schon ein Konzeptalbum veröffentliche? Und hier gehen beide Daumen nach oben.
Das passende, nicht zu kitschige Artwork findet sich im Intro gespiegelt, und der oben genannte Namensgeber des Langspielers liefert einen bombastischen Deluxe-Einstieg nach Maß. Die folgenden 'Kingdom Of Starlight' und 'I Am The Storm' zeigen dann deutlich, dass die Ohrwürmer heute in geballter Form auftreten. Besonders Zweitgenanntes fährt ein richtig fettes Gitarrenbrett auf, haut euch einen Breitwandchorus um die Ohren und traut sich einen solch kitschigen Zwischenpart zu, der wunderbar in den Song integriert wurde und auf Festivals auch ohne Discobeat fantastisch funktionieren sollte. Ganz großer Entertainmentfaktor.
Auch wenn die Band selbst die Qualität des Eröffnungstriples dann nicht mehr ganz erreicht, haben auch alle anderen Songs ihre starken Momente und trüben nicht den gesamtheiltlich positiven Eindruck. Selbst die Ballade 'Send Me A Light' ist im grünen Bereich und das ist immerhin in diesem Genre der Bereich mit der höchsten Fallhöhe.
Jeder, der seinen Power Metal melodisch, traditionell im Sinne der Jahrtausendwende (und damit auch deutlich keyboardärmer) und episch bevorzugt, sollte “Daydream Illusion” eine faire Chance geben. Eine großartige Alternative zum Zeitgeist.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Stefan Rosenthal