THRESHOLD - Dead Reckoning
Mehr über Threshold
- Genre:
- Progressive Metal
- Label:
- Nuclear Blast / Warner
- Release:
- 23.03.2007
- Slipstream
- This Is Your Life
- Elusive
- Hollow
- Pilot In The Sky Of Dreams
- Fighting For Breath
- Disappear
- Safe To Fly
- One Degree Down
Dan Swanö als Gastsänger bei THRESHOLD? Growls bei THRESHOLD? Ja, richtig gelesen. Stilistische Kurskorrekturen bei THRESHOLD? No way! Auch wenn Mr. EDGE OF SANITY bei zweien der "Dead Reckoning"-Songs kurz (!) ins Mikro röhrt, ändert das an der musikalischen Ausrichtung der Engländer überhaupt nichts. Man weiß von der ersten Minute an, welche Band hier am Werk ist – das Keyboard- bzw. Gitarrenspiel des Kreativduos Richard West/Karl Groom und Andrew "Mac" McDermotts Vocals sind so unverkennbar wie eh und je.
Eine Kopie seiner Vorgänger ist das mittlerweile achte Studioalbum trotzdem nicht. Im Gegensatz zu einigen Kollegen ist für mich der größte Unterschied zwischen "Dead Reckoning" und Platten wie "Subsurface" oder "Critical Mass" allerdings weder das vordergründig und aufgrund der drückenden Produktion etwas härter anmutende Material (solche Brat-Riffs hatte die Truppe schon immer im Repertoire) noch die vermeintlich gesteigerte Eingängigkeit (waren THRESHOLD jemals sperrige Ultra-Progger?), sondern ganz klar der Gesang, der noch nie so natürlich, dominant und kraftvoll war. In der Vergangenheit wurden in diesem Bereich zig Spuren übereinander gelegt, die Macs Stimme immer etwas entrückt wirken ließen. Diesmal sitzt der Frontmann dem Hörer direkt im Nacken. Und so finden die einmal mehr grandiosen Melodien noch schneller ihren Weg ins Ziel. Die Refrains des stürmischen Openers 'Slipstream', des wunderbaren 'Hollow', in dem mit traumwandlerischer Sicherheit fragile Piano-Parts mit Gitarrenpower kombiniert werden, und des zum Schreien schönen 'Safe To Fly', das berührt und das man sich mehrmals hintereinander anhört, weil es das Gefühl vermittelt, dass nichts passieren kann, und es einem dabei viel besser geht, dürften einige Sänger dazu veranlassen, ihre Mikros frustriert in die Ecke zu schmeißen und doch lieber 'ne Banker-Laufbahn einzuschlagen.
Alle Trällerbarden und deren Gefolge, die die genannten Nummern noch irgendwie verkraften können, werden spätestens mit 'Elusive' und 'Fighting For Breath' entnervt nach Hause geschickt. THRESHOLD gönnen sich bei diesen Songs den Luxus, begeisternde Bridges aufzufahren, die so großartig sind, dass neunundneunzig von hundert Kapellen jeden Preis zahlen würden, um so etwas nur einmal in der Karriere als Chorus verwenden zu dürfen. Das Leben ist leider schrecklich ungerecht.
Die Prog-Einflüsse des Quintetts (Gitarrist und Gründungsmitglied Nick Midson nimmt sich momentan eine Auszeit) schlagen schließlich vor allem in dem für die Band obligatorischen Longtrack durch. Dabei erreicht das fast zehnminütige, mit QUEEN-artigen Parts aufgepeppte 'Pilot In The Sky Of Dreams' zwar nicht ganz die Klasse des "Hypothetical"-Sahneteils 'Narcissus', aber es vereint alles in sich, wofür die Jungs seit jeher bekannt sind: tolle Keyboard-Passagen, wendungsreiches Songwriting, souveränes Power-Drumming, Riff-Breitseiten, Brit-Prog-Gitarrenzaubereien und – auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen – unantastbare Vocals.
Wer's bis hierhin noch nicht gemerkt hat: THRESHOLD schwächeln auch auf "Dead Reckoning" zu keiner Sekunde und fügen ihrer hochklassigen Diskographie einen weiteren superben Dreher hinzu, der die Combo von ihrer agilsten Seite zeigt und ihr hoffentlich endlich die Aufmerksamkeit beschert, die sie schon lange verdient. Eine der Pflichtanschaffungen des ersten Quartals 2007. Is' logisch, 'ne?
PS: Die Digipack-Version der Scheibe wartet zusätzlich mit dem MUSE-Cover 'Supermassive Black Hole' auf, zu dem ich nix weiter anmerken kann, weil es mir vorenthalten wurde.
Anspieltipps: Slipstream, Hollow, Safe To Fly, Elusive
- Redakteur:
- Oliver Schneider