THULCANDRA - Hail The Abyss
Auch im Soundcheck: Soundcheck 05/2023
Mehr über Thulcandra
- Genre:
- Blackened Death Metal / Melodic Death Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Napalm Records
- Release:
- 19.05.2023
- Acheronian Cult
- As I Walk Through The Gateway
- At Night
- Blood Slaves
- Hail The Abyss
- In Darkness We Descend
- In The Eye Of Heaven
- On The Wings Of Cosmic Fire
- The Final Closure
- Velvet Damnation
Besser geht angeschwärzter und melodischer Death Metal nicht!
Die ursprünglich als Nebenprojekt von OBSCURA-Mastermind Steffen Kummerer gegründeten Melodic-Deather THULCANDRA sind inzwischen zu einer festen Größe der europäischen Metalszene geworden. Dabei begann die Bandgeschichte erst einmal tragisch, denn nach dem Suizid von Co-Gründer Jürgen Zintz lag die Band lange Zeit auf Eis, bevor Steffen durch Zufall ein altes Demo in die Hände fiel. Glücklicherweise brachte dieser Zufall den Münchener dazu, THULCANDRA doch noch zum Leben zu erwecken und seither hält der Vierer wacker die angeschwärzte Todesstahl-Fahne hoch, die einst von DISSECTION fallen gelassen wurde. Der neue Langdreher "Hail The Abyss" ist dabei schon die fünfte Veröffentlichung auf kompletter Albumdistanz und dürfte die bisherige Erfolgsgeschichte weiterschreiben.
Dabei war der Start für die Bayern nicht unbedingt einfach, denn mit ihrer Vorliebe für die Farbe Blau und den offensichtlichen musikalischen Parallelen zu Jon Nödtveidts Band wurde THULCANDRA auch gerne als DISSECTION-Nachfolger oder eben einfach als Tribut an die legendäre Kapelle abgeschrieben. Um den Vierer aber einfach zu übergehen, war das Songmaterial schon immer zu stark und so sollten anno 2023 auch endlich die kritischen Stimmen verstummt sein, die bisher von einer uninspirierten DISSECTION-Kopie sprachen. Auch wenn man zugeben muss, dass die Truppe selbst sich weiterhin wenig Mühe gibt, die DISSECTION-Parallelen herunterzuschrauben, denn das "Hail The Abyss"-Artwork lässt mit seinem Totenkopf-Reiter doch schon stark an "Storm Of The Light's Bane" denken, auch wenn die extreme Blaufärbung dieses mal etwas reduziert wurde.
Und auch musikalisch ist bereits der Opener 'Acheronian Cult' wie der Genuss der eigenen Lieblingsspeise, die man seit dem Auszug bei den Eltern nicht mehr serviert bekommen hat. Man fühlt sich einfach sofort zuhause und dank der eisigen Stimmung und den tollen Melodiebögen gelingt die Zeitreise in die Neunziger problemlos. Die offensichtlichen DISSECTION-Parallelen enden hier aber auch schon, denn 'As I Walk Through The Gateway' und auch 'Blood Of Slaves' fahren die melodische Seite des Bandsounds deutlich zurück und wildern offenkundiger im Death Metal, wodurch bei mir durchaus Assoziationen zum BEHEMOTH-Frühwerk geweckt werden, was ich als großes Kompliment verstanden wissen möchte. Und obwohl ich bis hierher schon viel Spaß mit dem fünften Langdreher der Bandgeschichte hatte, scheint sich das Quartett bisher nur warm gemacht zu haben. Mit dem folgenden Titeltrack schaltet man nämlich noch einmal einen Gang hoch, serviert im Refrain eine großartige Melodie und zaubert insgesamt eine Nummer aus dem Ärmel, die - natürlich in den Grenzen des Genres - echtes Hit-Potential hat. Noch besser gefällt mir sogar das deutlich schwarzmetallischer agierende 'In The Eye Of Heaven', das wohlige SATYRICON-Erinnerungen weckt und von einem wunderschönen Mittelteil abgerundet wird. Kurze instrumentale Zwischenspiele wie 'At Night' oder 'In Darkness We Descend' sind schließlich die Kirsche auf einem Todesstahl-Kuchen, der von einer oldschooligen und trotzdem druckvollen Produktion gekrönt wird.
Wer angesichts von "Hail The Abyss" noch immer von einem DISSECTION-Klon spricht, der muss offensichtlich taub sein. Für mich verkörpert der Vierer aus München nämlich mittlerweile viel mehr das, was DISSECTION ohne das verfrühte Ende der Band nach Jons Tod heute sein könnte. Gepaart mit einem Händchen für tolles Songwriting und wunderschöne Melodien macht das den neuen THULCANDRA-Langdreher zu einem klaren Anwärter auf meine Jahrescharts und sollte von jedem Fan der Bands, die im Laufe der Rezension angesprochen wurden, mindestens einmal angetestet werden!
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs