THYRGRIM - Winterhall
Mehr über Thyrgrim
- Genre:
- Black Metal
- Label:
- Northfire Records
- Release:
- 06.06.2006
- Es erwacht
- Falkenflug
- Kältetot
- Schrei wenn du kannst
- Wenn es schneit
- In den Wäldern
- Heimat
- Im Geisteswahn
- Aus alten Tagen
- Am Vorabend der Schlacht
Das Cover ist grau. Durch den Nebel ragt uns trist und drohend ein kahler Baum entgegen, in dessen Geäst ein kaum leserliches Logo den Bandnamen verkündet. THYRGRIM haben die geschminkten und schwarz gewandeten Protagonisten Sturmgeist, Kain und Azgal ihre Band genannt, dazu geben sie in Frakturschrift und Runen den Namen des Debütalbums "Winterhall" kund. Darauf haben wir es mit einer noch sehr jungen Band aus dem Ruhrgebiet zu tun, die sich mit Leib und Seele dem Black Metal in seiner alten nordischen Form verschrieben hat, was angesichts der genannten äußeren Anzeichen keinen von euch überraschen sollte.
Über eine Spielzeit von gut fünfzig Minuten frönen die Gitarristen Kain und Azgal den kalten, perseverativen, mal getragenen, mal pfeilschnellen Riffs, denen immer wieder kurze akustische Melodiebögen (sehr schön gelungen bei 'Falkenflug' und 'Kältetot') oder ein Windsynthesizer (ebenfalls bei 'Kältetot') ein wenig Nordlandepik verleihen, was im Zusammenhang mit dem holprigen Schlagwerk von Sturmgeist und dem rauschigen, verhallten und höhenlastigen Sound eine recht authentische Grundstimmung erzeugt, zu welcher auch Kains rabenhaftes Gekrächze passt, wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Kein Wunder also, dass sich für THYRGRIM in Gestalt von Northfire Records rasch ein ebenso junges Label gefunden hat, um die Kunde vom schwarzen Stahl aus deutschen Landen in die Welt zu tragen. So weit, so gut, möchte man sagen. Sieht man vom bisweilen arg rumpeligen Drumming ab, geht das Material instrumental in Ordnung und auch kompositorisch hat die Band ein durchaus solides Grundgerüst. Das Problem, das ich mit "Winterhall" habe, ist ein anderes: Die Scheibe hat aus meiner Sicht einfach einen gewissen Identitätsmangel, der sie eben daran hindert als richtig überzeugendes Werk durchzugehen. Gut, ich weiß, es ist heutzutage für eine junge Band alles andere als einfach, einen eigenen Weg zu gehen und wirklich originell oder gar wegweisend zu sein. Das erwarte ich auch nicht unbedingt von einem Debütanten. Nur ist gerade der traditionelle Black Metal dieser Tage ein Genre, das überquillt. Das verlangt den Bands dann entweder Individualismus ab, oder - wenn es an jenem mangelt - eben eine absolut gehobene Klasse im traditionellen Sound. Beides haben die Duisburger nur in Ansätzen, und so ist die Zielgruppe für "Winterhall" wohl leider recht überschaubar.
Überzeugte Underground-Blackies werden an Stücken wie 'Kältetot' oder 'Wenn es schneit' sicher ihre dunkle Freude haben und 'Falkenflug' kann man durchaus als kleines Highlight der Scheibe verbuchen. Auch machen getragene Walzen wie 'In den Wäldern' ebenso Spaß, wie das meist sehr schnelle und mit etwas gesanglicher Variabilität versehene 'Heimat'. Um sich jedoch in der Zeit des absoluten Veröffentlichungsoverkills als feste Größe in einer an allen Ecken und Enden überquellenden Szene etablieren zu können, sollten THYRGRIM ihr nächstes Album in sich etwas abwechslungsreicher und ihren Sound insgesamt etwas individueller gestalten. Bisher klingt die Band eben wie "irgendeine" grundsolide und sehr gut hörbare Black-Metal-Band aus dem Underground. Die Ansätze sind sehr vielversprechend, aber der Weg zu einer unverkennbaren eigenen Identität scheint mir noch recht weit zu sein. Ich wünsche es der Band, dass sie es schafft und empfehle unentwegten Untergrundanhängern einstweilen, die Hörproben auf der Heimseite der Band anzutesten.
Anspieltipps: Falkenflug, Kältetot, Wenn es schneit
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle