TIME MACHINE - Reviviscence - Liber Secundus
Mehr über Time Machine
- Genre:
- Prog Metal
- Label:
- Massacre / Soulfood
- Release:
- 26.08.2004
- Obscurity Within
- Rotten Souls
- Reviviscence
- Sator
- Angel Lucifer
- Burning Crosses
- Grains Of Sand
- Alhambra
- Tears Of Jerusalem
- The Calling
- Seeds Of Revolution
- Revelation
Ich weiß noch, wie ich 1993 völlig begeistert "Project: Time Scanning" entdeckte, sang darauf doch Andrea Ruggeri, das Goldkehlchen von MOON OF STEEL, die mit ihrer Göttergabe "Passion" lange Zeit zu meinen italienischen Lieblingen zählten. Gut, TIME MACHINE konnten damals meine sehr hohen Erwartungen nicht ganz erfüllen, aber "Project: Time Scanning" fand ich zumindest sehr interessant.
Das ist lange her, die Band hat ellenlange Besetzungswechsel durchlaufen – unter anderem durfte auch Morby (SABOTAGE/DOMINE) für einige Zeit hinters Mikro – und mit der Musik konnte ich immer nur marginal etwas anfangen. Klar, die Band hat ein gewisses Following und wird an einigen Stellen als große Progressive-Hoffnung gefeiert, aber "Reviviscence – Liber Secundus", der zweite Teil der "Eymerich"-Trilogie will bei mir einfach nicht zünden. Und das hat mehrere Gründe:
Da hätten wir völlig überflüssiges Sologegniedel an allen denkbaren und undenkbaren Stellen, welches den Songfluss andauernd behindert. Das beginnt gleich beim recht amtlichen Opener 'Rotten Souls', welcher nach einem kurzen Intro mit fetter Doublebass und zackigem Riffing mächtig abgehen könnte. Warum muss da schon nach 21 Sekunden ein Solo obendrauf gekleistert werden? Nichts gegen Frickelspaß, aber das klingt sofort nach Selbstbeweihräucherung. Ansonsten mag mir die Nummer aber noch zusagen, auch wenn der Sänger an meiner persönlichen Schmerzgrenze eine Zollgebühr für übermächtigen Pathos entrichten muss. Im weiteren Verlauf bekomme ich bombastisch-wuchtigen Progressive Metal serviert, der überladen wirkt und bei mir leider keinerlei Emotionen freisetzt. Sicherlich gibt es immer wieder Momente, in denen ich aufhorche und hoffe, es würde zünden, aber dann folgt im Regelfall ein Solospot. Hinzu kommt die Tatsache, dass mir das Ganze etwas zu süßlich klingt. Selbst düstere Nummern, wie 'Angel Lucifer', welches herrlich bedrohlich einsteigt, mutieren aufgrund des sehr hohen Gesanges nach einiger Zeit zu einem metallischen Sirup.
Das klingt jetzt alles ganz furchtbar böse, aber wo Schatten ist, gibt es (manchmal) auch Licht. Und siehe da, ab Song Nummer acht hat irgendwer den Schalter gefunden. Heureka!
'Alhambra' zitiert gelungen CAT STEVENS – 'Lady D`Arbanville' - und danach legen TIME MACHINE noch vier richtig gute Kompositionen hin. Die sehr druckvolle Produktion, ohne die ich die vorangegangenen Titel wahrscheinlich gar nicht durchgehalten hätte, unterstützt die schön aufgebauten Teile, die spannend klingen und nachvollziehbar bleiben. Plötzlich werden solistische Eskapaden in den Dienst der Songs gestellt und der Sänger umschifft gekonnt die gefährlichen Riffs der schrillen Höhen. So faszinieren uns die Jungs in 'Tears Of Jerusalem' mit orientalischen Versatzstücken, überzeugen mit gelungenen Verschachtelungen in 'The Calling', drücken mächtig auf die Tube bei 'Seeds Of Revolution' und schmeißen uns mit dem besten Track des Album aus dem Rennen. So kann man auch das Interesse am Nachfolger wecken!
Anspieltipps: Alhambra, Seeds Of Revolution, Revelation
- Redakteur:
- Holger Andrae