TODTGELICHTER - Rooms
Auch im Soundcheck: Soundcheck 02/2016
Mehr über Todtgelichter
- Genre:
- Avantgarde / Progressive / Black Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Supreme Chaos Rising / Twilight
- Release:
- 26.02.2016
- Ghost
- Schrein
- Lost
- Shinigam
- Necromant
- Zuflucht
- 4JK
- Origin
- Pacific
Der nächste schwere Brocken mit erstaunlicher Leichtigkeit
Die jüngste Diskografie aus dem Hause TODTGELICHTER zählt bei Liebhabern düsterer Avantgarde-Kost zu den wichtigsten Ereignissen der letzten Jahre. "Apnoe" und vor allem das 2010 erschienene "Angst" sind Sternstunden eines Sounds, wie er oft neu eingeleitet, aber doch nur selten ernsthaft zu Ende gedacht wurde - man denke nur an die Musiker ULVER, die dem Ritterschlag jederzeit nahe waren, das Schwert aber dann doch nie zu Gesicht bekommen haben. Auf "Rooms" knüpft TODGELICHTER ziemlich konkret an die Meisterstücke der Norweger an, allen voran an Meilensteine wie 'Perdition City' und 'War Of The Roses'. Und obschon der Fokus gelegentlich wieder auf recht verkopftem, ausgesprochen anspruchsvollem Material steht, bietet die Band diesmal etwas an, was in der Vergangenheit noch nicht in dem vorliegenden Maße denkbar war: Zugänglichkeit!
Was TODGELICHTER auf "Rooms" mal wieder vorzüglich gelungen ist, ist ganz klar die Verquickung von verträumten Passagen und furiosem, aber doch stillem Instrumentalwerk. Die Norddeutschen geben sich der Elegie hin (wenngleich man sie ab und an mit harschen Mitteln auskontert), vergessen aber nicht ihre technischen Ansprüche, die auch anno 2016 wieder überaus ambitioniert in Szene gesetzt werden. Der Opener 'Ghost' bietet diesbezüglich schon die ganze breite Palette der bandeigenen Tonkunst: ruhiges Wabern, monumentale Vertiefungen des immergleichen Grundthemas, dann aber auch abgefahrene Ideen im Rhythmusbereich und eine offensive, klagende Stimme, die dem Faktor Melancholie sofort mal eine Farbe verleiht. Dass dieser Ursprungston aber durchaus variabel zu gestalten ist, zeigt man im direkten Anschluss in 'Schrein', in dem die metallischen Veersatzstücke sich mit folkigen Melodien und avantgardistisch geprägten Breaks die Klinke in die Hand geben - was für ein genialer Song.
Doch gerade weil der Einstieg schon so faszinierend gestaltet wird, fällt es TODTGELICHTER mit wachsender Spieldauer immer schwerer, neue Akzente zu setzen und die bunte Vielfalt regelmäßig neu zu erfrischen. Viele Aha-Erlebnisse sorgen für Entspannung und Begeisterung, ab und an ist die Kontrastwirkung aus schwarzmetallischen Launen und epischer Elegie nicht mehr auf den Punkt gebracht. Einige Passagen driften auseinander, wenn auch nur minimal. Aber die Eleganz, mit der die Band die Platte startet, kann nicht in Dauerfeuer-Taktung über die Ziellinie getragen werden. Und dazu muss man ganz klar sagen: Leider - denn dieses Ensemble hat eine gehörige Aussagekraft, von der sie auch heuer wieder oftmals Gebrauch macht, die aber nicht mehr so konsequent und allumfassend eingesetzt wird, wie es in der Vergangenheit der Fall war. Dass "Rooms" deshalb immer noch problemlos über den Dingen steht, spricht für die Qualitäten einer Band, der es aufs Neue wunderbar gelingt, andere Welten zu öffnen und sie mit Leben zu füllen. Wenn auch diesmal mit ganz dezenten Einschränkungen.
Anspieltipps: Schrein, Ghost, Zuflucht
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Björn Backes