TONIC - This Way (Re-Release)
Mehr über Tonic
- Genre:
- Progressive Rock
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Golden Core / ZYX
- Release:
- 19.07.2024
- Once I Had A Dream
- Ask Me No More
- Black Boy
- Sometimes
- This Way
- Against The Fear Of Death
Kultstoff vom neuen Kult-Retro-Label!
Kollege Neuderth ist szeneweit als echter Weirdo und Experte bekannt, der sich offenbar in den letzten Monaten jedes verborgene Juwel aus dem Großraum Baden-Württemberg hat patentieren lassen. Parallel zur Neuauflage der ersten beiden TOX-Scheiben hat er nun auch das erste und einzige Werk der Stuttgarter Krautrocker TONIC neu angepackt und es auf seinem mittlerweile hochgeschätzten Label Golden Core Records einer Frischzellenkur unterzogen. Das Resultat ist - wie eigentlich immer - vorzüglich, zumindest was die klangliche Aufbereitung der bereits 1980 erstveröffentlichten Platte anbetrifft. Doch auch musikalisch gehören die Musiker von TONIC, die sich kurz nach dem Split in alle Windrichtungen verzogen haben, zur Creme de la Creme des hiesigen Prog Rocks. Denn zeitloses Material wie dieses hier, das schüttelt man als Laie nicht mal eben so aus dem Ärmel.
"This Way" ist musikalisch äußerst vielfältig aufgestellt. Die Priorität liegt sicherlich auf jazzbetontem Progressive Rock, dessen Instrumentarium etwas weiter reicht, als in den üblichen klassischen Bandbesetzungen. Saxophon, Glockenspiel, Klarinetten und Co. sorgen gelegentlich für ein leichtes Big-Band-Feeling, das TONIC schließlich immer wieder mit jazzigen Arrangements umschließt. Insbesondere im überlangen 'Ask Me No More' lässt das Quartett dabei ordentlich die Muskeln spielen. Tolle Improvisationen zieren die extrem vertrackte Nummer, immer wieder ist Kumpane Jazz zur Stelle, wenn es um die etwas wilderen Abfahrten geht, und dennoch hat die Kompositionen genügend Raum für zauberhafte Gitarrenmelodien, von denen man auf "This Way" von Zeit zu Zeit imemr wieder einige tolle Exemplare findet.
Trotzdem steht der experimentelle Charakter in den sechs Nummern deutlich im Vordergrund, sowohl was die allgemeine Dynamik, als auch das eher komplexe Songwriting angeht. TONIC ist immens verspielt, verknüpft gelegentlich auch sehr konträre Gedankengänge miteinander, bewahrt den Songs jedoch auch eine gewisse Harmonie und zuletzt auch eine klare Nachvollziehbarkeit, die beim kunterbunten Output von "This Way" schon als ungewöhnliches Statement zählen darf. Denn in so viele Richtungen zu arbeiten und trotzdem die Fäden fest in der Hand halten, das ist an dieser Stelle schon echt große Prog-Kunst.
Am Ende steht hier wieder einmal eine wirklich tolle Neuauflage eines längst vergessenen Albums, das in den Annalen der progressiven Rockmusik vielleicht keinen großen Rang ergattern konnte, diesen aber im Nachhinein umso mehr verdient. In manchen Aspekten war TONIC der Zeit sicherlich voraus, weshalb es bedauernswert ist, dass die Truppe schnell das Zeitliche gesegnet hat. Mit "The Way" hat sie aber immerhin ein echtes Kultstück entworfen, das einfach nicht in Vergessenheit geraten darf!
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Björn Backes