TORRENTIAL RAIN - Digital Dreams
Mehr über Torrential Rain
- Genre:
- Progressive Metalcore
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Eigenvertrieb/Distrokid
- Release:
- 17.11.2023
- Fountain Of Youth
- The Escapist
- Count On You
- Wanderers
- Meant To Be
- Faults Are Thick Where Love Is Thin
- Aporia
- Second Changes
- Lighthouse
- Eye To Eye
- Digital Dreams
- Monachopsis
Der Gesamteindruck stimmt.
Progressiver Metalcore – was für ungeübte Ohren anstrengend klingt, könnte aus dem Hause TORRENTIAL RAIN nicht stimmungsvoller und mitreißender vorgetragen werden. Richtig fleißig waren die vier Franken in den letzten Jahren, entstanden doch allein in den Jahren 2020 und 2021 stattliche acht Single-Veröffentlichungen, die die Münder wässrig machten. Die einzelnen Songs hatten Wucht und Tiefgang, tolle Melodien und eine amtliche Härte, waren gut durchdacht und innovativ, haben das Quartett aus Nürnberg gekonnt von anderen Metalcore-Kapellen – und von denen gibt es bekanntlich einige – aus der Masse hervorgehoben. Nun ist fraglich, ob die Herren Chris, Domi, Gordy und Dario das Niveau ihrer Einzelsongs auch auf vollständige Albumdistanz bringen können.
Kurz und knapp: Yes, they can! Fasziniert auf "Digital Dreams" vom Fleck weg schon das melancholisch-futuristische, gewaltige Artwork und kitzelt das ausgeklügelte Konzept einer geheimnisvollen Welt der künstlichen Intelligenz schon am Zahn der Zeit, weiß die moderne Ausrichtung sowie der zeitgemäße Klang, gepaart mit allerlei Breaks, Finessen, Hooks und klanglichen Besonderheiten, allerdings zu keiner Zeit zu überfordern. Nein, leichte Synthie-Melodien hier, zugängliche Pop-Rock-Momente und sehr viel Fingerspitzengefühl dort, sorgen für eine tolle Atmosphäre, Emotionen – vor allem ob des zeitgemäßen Themas – noch und nöcher und aufregendes Songmaterial, das durch die Bank weg eine hohe Qualität aufweist.
Im startenden Jungbrunnen plantscht TORRENTIAL RAIN schon in sehr ausgewogenen und markanten Gewässern, ehe es mit 'Meant To Be' und später dem Titelstück noch deutlich deftiger zu Werke geht. Doch auch hier drücken sich Tiefsinnigkeit und Raffinesse gegenseitig die Klinke in die Hand, während mit dem poppig-punkigeren 'The Escapist', dem groovigen 'Lighthouse' oder dem dezent old-schooligen 'Eye To Eye' die Herrschaften auch gekonnt über den Tellerrand schauen und Elemente miteinfließen lassen, die man im Metalcore weniger vermutet hätte. Doch auch bei 'Digital Dreams', dieser progressiven, mitreißenden Odyssee durch die künstliche Intelligenz, hat sehr vieles Hand und Fuß. Vor allem, wenn sich zwischenzeitlich mit 'Count On You' und dem finalen 'Monachopsis', auch richtige Kracher auf dem Album tümmeln.
Dabei weiß das Zusammenspiel aus durchschlagenden Vocals – ab und an auch im Klar-Bereich – , verspielten wie auch harten Gitarren und eine Rhythmusfraktion, die auf jeden Wechsel bestens vorbereitet ist, sehr zu gefallen. Mit acht vorab veröffentlichten Einzelsongs haben die TORRENTIAL RAIN-Männer also genügend Anlauf genommen, um nun mit "Digital Dreams" zum Rundumschlag anzusetzen. Nein, durch die Bank weg positiv wird auch hier die künstliche Intelligenz nicht betrachtet und mit einem bunten Strauß starker Momente und einer mannschaftlichen Gesamtleistung erhält die Kritik noch mehr Nachhall. "Digital Dreams" ist ein richtig starkes Album einer hochinteressanten Band geworden, von der man in Zukunft – trotz KI – hoffentlich noch viel hören wird. Alles richtig gemacht, würde ich sagen.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Marcel Rapp