TORTURE - Eisenknecht
Mehr über Torture
- Genre:
- Folkloristischer Death Metal
- Ouwe (Intro)
- Folter
- Leviathan
- Krieg
- Am Galgen
- Psychopath
- Pestilencia
- Storm
- Ragnarök
- Palästinalied (Outro)
- Submit To Me
- Am Galgen II
- Where Is God (Live)
- Hidden Track
Eine sehr schöne Eigenpressung ist mir kürzlich von der deutschen Band TORTURE auf den Schreibtisch geflattert. Dachte ich beim Lesen des Albumtitels "Eisenknecht" noch an die Neue Deutsche Härte, mit der ich stets wenig bis gar nichts anfangen könnte, erweckt das teils akustische Intro "Ouwe", das ein Stück von Walther von der Vogelweide vertont, dann Assoziationen zur Mittelalterszene, doch auch dies ist nicht die Hauptspielwiese unserer fränkischen Kameraden.
Sie frönen zwar durchaus folkloristischen Melodien, traditionellen Volksweisen und dergleichen mehr, doch stilistisch geht die Reise in metallischere Gefilde, was der harte und dynamische Opener 'Folter' unterstreicht. Das heißt dann im Klartext, dass wir einen guten Schuss gemäßigten Death Metal haben, der mit einer leicht mittelalterlichen Atmosphäre und dazu passenden melodischen Gitarren ankommt. Das Besondere an der Band sind dabei zum einen die komplett in Deutsch abgefassten und durchaus ansprechenden Texte, zum anderen auch die relativ vielseitige Ausgestaltung der Stücke. So ist 'Leviathan' etwas zäher und finstrer. Es erinnert mich auf seine Weise an diverse frühe Peaceville-Veröffentlichungen. Gerade die Gitarren und die Art des Drummings haben für meine Ohren ein bisschen was von DARKTHRONEs Debüt "Soulside Journey", was ich uneingeschränkt als Kompliment meine. Daran schließt sich jedoch wieder deutlich melodischere und folkigere Arbeit an, die dem Ganzen dann doch wieder eine völlig andere Wende beschert. Das Anfangsriff zur Antikriegshymne 'Krieg' geht als RUNNING WILD-Hommage durch und frisst sich mit einem wirklich sehr coolen Refrain voll ins Ohr. Schlicht aber wirkungsvoll ist das Intro zum neu vertonten Volksstück "Am Galgen" mit seinen zu Anfang cleanen Gitarren, die in einen straff marschierenden Rhythmus übergehen. 'Psychopath' ist groovender und härter, während
'Pestilencia' im Intro mit seinen Glockenschlägen eine doomigere Seite von TORTURE präsentiert, die allerdings schon sehr bald von deutlich flotterem Geriffe abgelöst wird.
Sehr gut gefällt mir auch 'Storm' bei dem die Herrschaften Theodor Storms 'Über die Heide' zunächst clean und akustisch, dann verzerrt und brutal vertonen, bevor sie mit 'Ragnarök' das Glanzlicht ihres Albums ans Ende stellen. Ein verträumtes, melodisch gezupftes Intro mit klaren Gitarren mündet in zweistimmig gesungene Verse, mächtige Bridges und viele Tempo- und Stimmungswechsel. Macht wirklich Laune. Die Scheibe wird von der zweiten Vogelweide-Huldigung 'Palästinalied' schön episch abgerundet. Es folgt noch Bonusmaterial in Gestalt eines sehr Death-Metal lastigen Stücks in englischer Sprache, einer Alternativversion zu 'Am Galgen' und der Liveversion des Openers vom Debütalbum.
So bleibt festzuhalten, dass die Band ihren Vorsatz wahr gemacht hat, und sich im Vergleich zu den Hörproben vom Debüt deutlich steigern konnte. Das betrifft sowohl den fetteren und druckvolleren Sound, als auch die ausgefeilteren Arrangements. Dabei ist ihr Metal aber immer noch straight, direkt, unverschnörkelt und rau, hat aber etliche coole Hooks und Songs die Laune machen und dabei nicht alltäglich wirken. Es mag noch nicht alles perfekt ausgefeilt sein, doch offensichtliche Kritikpunkte stechen auch nicht ins Ohr, so dass ich - insbesondere in Anbetracht der professionellen Aufmachung der CD - den Pagan-, Folk- und Mittelalter-Metalfans unter euch bedenkenlos empfehlen kann, mal bei den Folterknechten vorbeizuschauen und in ihre Songs reinzuhören.
Anspieltipps: Leviathan, Krieg, Ragnarök, Palästinalied
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle