TOTEN HOSEN, DIE - Laune der Natur
Mehr über Toten Hosen, Die
- Genre:
- Punk / Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- JKP/WM Germany
- Release:
- 05.05.2017
- Urknall
- Alles mit nach Hause
- Wannsee
- Unter den Wolken
- Pop & Politik
- Laune der Natur
- Energie
- Alles passiert
- Die Schöne und das Biest
- Eine Handvoll Erde
- Wie viele Jahre (Hasta la Muerte)
- ICE nach Düsseldorf
- Geisterhaus
- Lass los
- Kein Grund zur Traurigkeit
Noch lange nicht Reif für die Rente!
Es sind ganz schön ereignisreiche Jahre, die hinter den TOTEN HOSEN liegen. Immerhin schaffte die Band mit ihrem letzten Silberling "Ballast der Republik" auf ihre alten Tage den endgültigen Sprung in den Mainstream und war in den Monaten nach dem Release mit der Hit-Single 'Tage wie diese' medial omnipräsent. Vielen eingefleischten Fans war diese Aufmerksamkeit der Pop-Branche fast schon zu viel, weshalb die Scheibe trotz offenkundiger Qualitäten bei den Anhängern der Düsseldorfer doch eher zwiespältig aufgenommen wurde. Campino und Co scheinen das allerdings mitbekommen zu haben und gingen bewusst in den vergangenen Jahren wieder vermehrt auf den Kern ihrer Fangemeinde zu. Eine intime Wonzimmer-Tour im Frühjahr, Auftritte bei Gegendemonstrationen zu PEGIDA-Aufmärschen, das alles zeigte den Fünfer wieder mehr als "echte" Punk-Kapelle. Die größte Prüfüng steht der Truppe aus der Landeshauptstadt Nordrhein-Westfalens allerdings jetzt erst bevor, denn den Nachfolger zu einem kommerziellen Erfolg wie "Ballast der Republik" zu liefern, ist nicht gerade einfach.
Doch DIE TOTEN HOSEN lassen sich natürlich von einer solchen Aufgabe nicht abschrecken und legen nach fünf Jahren mit "Laune der Natur" ihren mittlerweile vierzehnten Langspieler vor. Musikalisch gehen sie dabei den mit dem erfolgreichen Vorgänger eingeschlagenen Weg konsequent weiter und präsentieren gediegenen Punk Rock mit reichlich Pop-Appeal, der aber oftmals auch wieder deutlich kauziger und rockiger daherkommt als noch beim stromlinienförmigen Vorgänger. Bestes Beispiel dafür ist schon der knackige Opener 'Urknall', der nicht nur musikalisch, sondern auch textlich die Rückbesinnung auf alte Tugenden propagiert. Ein Motiv, das auch im weiteren Verlauf des Silberlings immer wieder auftaucht, wobei vor allem 'ICE nach Düsseldorf', 'Lass los' oder der Titeltrack den klassischen HOSEN-Sound präsentieren.
Trotzdem kann sich die Unbeschwertheit nicht über die insgesamt fünfzehn Kompositionen hinweg halten, dazu haben die Tode von Manager Jochen Hülder und Ex-Schlagzeuger Wolfgang "Wölli" Rohde bei den Alt-Punkern zu tiefe Spuren hinterlassen. Ersterem wird dann auch im melancholischen 'Eine handvoll Erde' ein wunderschönes Denkmal gesetzt, das einem auch auf der heimischen Couch die Gänsehaut auf die Arme treibt. Eine höhere Ehre wird nur Wölli zu Teil, dessen Solo-Track 'Kein Grund zur Traurigkeit' kurzerhand als Ballade im Stil von Johnny Cash mit den originalen Gesangspuren des Drummers neu eingespielt wurde. Neben dem Ableben enger Freunde befassen sich die Düsseldorfer im starken 'Wie viele Jahre (Hasta La Muerte)' aber auch mit dem Ende der Band, das unweigerlich irgendwann auch auf die gestandenste Truppe zukommen muss.
Doch so weit ist es nach lange nicht, dazu klingt der Fünfer noch viel zu frisch und energiegeladen, was vor allem das passend betitelte 'Energie', das mit Wortspielen jonglierende 'Wannsee' oder der Stadionrocker 'Alles mit nach Hause' eindrucksvoll unter Beweis stellen. Angesichts der momentanen politischen Lage dürfen natürlich auch einige Statements zu AFD, PEGIDA und Co nicht fehlen, die von Campino geschickt in der Single 'Unter den Wolken' und dem frechen 'Pop & Politik' aufs Korn genommen werden. Passend zu diesen eher klassischen Themen des Punks hat das Quintett neben fünfzehn Eigenkompositionen auch noch satte 27 Coversongs eingespielt, die als Fortsetzung der "Learning Englisch"-Reihe gesehen werden können und der Deluxe-Edition von "Laune der Natur" als Bonus-CD beiliegen.
Alles in allem haben DIE TOTEN HOSEN damit die gestellte Aufgabe bravourös gemeistert und stellen "Ballast der Republik" einen würdigen Nachfolger an die Seite, der das Rezept des Erfolgsalbums konsequent weiterführt, sich aber auch wieder vermehrt auf die punkigen Wurzeln besinnt. Dabei gibt es wieder einige Hits zu entdecken, die sich vor allem bei den anstehenden Open -Air-Shows der Truppe bestens in den Reigen aus Klassikern einfügen werden. Doch auch die ruhigeren Momente können überzeugen und insbesondere das grandiose 'Eine handvoll Erde' geht direkt unter die Haut. Stark!
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs