TOTENGEFLüSTER - Im Nebel der Vergänglichkeit
Mehr über Totengeflüster
- Genre:
- Symphonic Black Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Pale Essence Music / Believe
- Release:
- 18.08.2017
- Ein fernes Irrlicht
- Ein Spiegel der nur Lügen speit
- Fahle Mähre
- Verfall und Siechtum
- Von purpurn blühender Dämmerung
- Styx
- Totengeflüster
- Ich lebe
- Des Mondes bleiche Kinder
- One With The Void
- Creatio Ex Nihilo
- In Nebeln toter Träume
Düstere Atmosphäre mit viel Dramatik
Das Warten hat ein Ende, denn endlich liegt mit "Im Nebel der Vergänglichkeit" der Nachfolger zum eindrucksvollen Debüt von TOTENGEFLÜSTER vor, das bei mir 2012 genau ins Schwarze getroffen hat und mich mit symphonischem Black Metal begeistern konnte, der trotz des Bombasts nie dem Kitsch verfallen ist. In den vergangenen Jahren hat sich einiges getan, so wurde beispielsweise unter dem Namen "Pale Essence Music" ein eigenes Label gegründet (das Erstwerk "Vom Seelensterben" wurde noch komplett in Eigenregie veröffentlicht). Für den Sound konnte diesmal Andy Classen gewonnen werden, der schon Alben von Bands wie TANKARD, ASPHYX oder GRAVEWORM (um nur einige zu nennen) veredeln konnte.
Nach dem kurzen atmosphärischen Intro 'Ein fernes Irrlicht' geht es auch schon los. Auffallend ist direkt der im Vergleich zum Debüt wesentlich sattere und transparentere Sound. Das Schlagzeug hämmert druckvoll wie noch nie aus den Boxen und die Gitarren sägen, dass es eine wahre Freude ist. Das im Hintergrund fast immer präsente Keyboard schafft eine bedrohlich-düstere Atmosphäre, die von den Vocals von Narbengrund zusätzliche Unterstützung erhält.
Diese Atmosphäre ist eine der großen Stärken von "Im Nebel der Vergänglichkeit". Unheilvoll, düster, bedrohlich und vor allem dramatisch, so würde ich das Ganze beschreiben. Die Dramatik erinnert mich an einigen Stellen sogar an die Frühwerke von DORNENREICH. Der Songaufbau trägt dazu eine ganze Menge bei, denn er fällt hier deutlich abwechslungsreicher als auf dem Debüt aus. Die schnelle Raserei wird immer wieder durch langsame, oft durch Chöre unterlegte, Passagen unterbrochen und auch Stimmungswechsel sind häufig zu finden. Auch kurze epische Teile sind mehrfach in die Songs eingeflochten.
Musikalisch ist vor allem das Drumming hervorzuheben, denn Frostbitten leistet hier wirklich erstklassige Arbeit. Praktisch bei allen Songs demonstriert er, dass er außer Blastbeats noch einiges mehr in petto hat. Besonders stark finde ich 'Von purpurn blühender Dämmerung'. Hier trägt sein Spiel maßgeblich zur Atmosphäre des Tracks bei und vor allem den Anfang des Songs finde ich genial, wo die Gitarren erst nach circa einer Minute einsetzen. Vorher dominieren trotz Keyboard und Gesang klar die Drums. Auch im weiteren Verlauf des Songs baut er mit vielen Tempo- und Rhythmuswechseln gekonnt Dramatik auf, und mit mehr als acht Minuten ist das übrigens nicht nur der längste Track der Platte, sondern auch einer der Besten.
'One With The Void' hebt sich etwas vom Rest ab, die Nummer kommt sehr getragen daher, und enthält in den Strophen tiefen Klargesang. Gepaart mit der Schwere und Melancholie, die der Song ausstrahlt, lässt mich dieser beim Hören immer wieder an TYPE O NEGATIVE denken, auch wenn das musikalisch eine ganz andere Baustelle ist. Nichtsdestotrotz stellt auch dieser Track ein Highlight des sehr spannenden Albums dar.
Im Vergleich zum schon starken Debüt konnte sich TOTENGEFLÜSTER auf "Im Nebel der Vergänglichkeit" nochmal deutlich steigern. Die transparente und druckvolle Produktion verschafft allen Elementen des vielschichtigen Sounds ausreichend Platz, ohne die einzelnen Instrumente dabei steril klingen zu lassen. Musikalisch wird symphonischer Black Metal geboten, der meist sehr ungestüm und schnell daherkommt, ohne dabei in stupides Gekloppe auszuarten. Die Songs erscheinen ausgereifter und komplexer als auf dem Debüt und schaffen es erneut, trotz des hohen Keyboard-Anteils nicht kitschig zu wirken. Die Musiker leisten allesamt erstklassige Arbeit, wobei ich vor allem das Drumming und den Gesang herausheben möchte. "Im Nebel der Vergänglichkeit" ist ein vorzügliches Album ohne Ausfälle geworden, welches klar an den aktuellen Werken vieler etablierter Genrekollegen vorbeizieht. Freunde des symphonischen Schwarzmetalls sollten sich die Scheibe daher nicht entgehen lassen.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Hermann Wunner