TOTHAMON - Subjektivitäten
Mehr über Tothamon
- Genre:
- Melodic Death Metal
- Label:
- Eigenproduktion
- Niemals Trost
- Narziss
- Auf der Suche
- Entflammter Blumentraum
- Emotionen optimal
- Simple Intensionen
Im Metal regieren Konventionen, und diese werden, genauso wie fast überall, viel zu selten einmal durchbrochen. Eine feste Schublade zu finden, ist immer gut, obwohl doch angeblich alle "ihr eigenes Ding machen". Trotzdem ist es nie verkehrt, sich ein bisschen nach SLAYER anzuhören und überraschende Songstrukturen fallen sowieso eher in die Kategorie "zu kompliziert" oder "überambitioniert".
Gerade wenn man sich in Richtung Death Metal bewegt, sollten dann schon häufiger mal bestimmte Begriffe eingebaut werden, die den Texten eine blutige, nihilistische oder antichristliche Schlagseite bescheren, und "gesungen" wird ja eh auf englisch. Dass Schema X nicht zwangsläufig das allein seligmachende ist, fällt da leicht unter den Tisch.
Umso schöner, wenn einem dann ein Scheibchen wie "Subjektivitäten" der Leipziger Kapelle TOTHAMON in die Hände fällt. Um jetzt doch ein wenig Schubladisierung zu betreiben: Abwechslungsreicher melodischer Death Metal könnte man das Ganze nennen, der vor allem von dem aggressiven Gesang von Brüllwürfel Gax lebt. Schön druckvoll brettert der Spaß aus den Boxen, aber die Songs sind auch strukturiert und spannend genug, dass man sich die Scheibe mehr als ein paar Mal anhören möchte. Mächtige Vocals, ausgefeilte Arrangements und viel Power im Arsch - das sind die Eckpfeiler von "Subjektivitäten". Definitiv kein 08/15-Gebolze, das hier auf den Hörer losgelassen wird. Lediglich die Produktion hätte ein wenig mehr Druck vertragen können, da die heftigen Passagen nicht ganz so fett knallen, wie es vielleicht möglich gewesen wäre.
Die einzelnen Songs kommen sehr variabel daher und zeigen, dass "Subjektivitäten" ein vielschichtiges Album mit vielen Gesichtern ist. 'Niemals Trost' ist ein kraftvolles Brett mit aggressiven Vocals und prägnanten Leads, das keine Gefangenen macht, während 'Narziss' von seiner melodischeren und über weite Strecken gemäßigteren Gangart lebt. 'Auf der Suche' fällt dann in die Kategorie "typischer Melodic-Death-Metal-Song" mit einer coolen Melodie und knackigem Riffing und auch 'Entflammter Blumentraum' geht mit seiner treibenden Rhythmik steil nach vorne. 'Emotionen Optimal' beginnt mit einer einschmeichelnden Melodei, bevor ein mächtiges Riff die Regie übernimmt, insgesamt wird hier härtetechnisch aber ein Gang zurückgeschaltet. Das Finale in Form von 'Simple Intensionen' ist dann noch mal ein heftiges Brett, bei dem sehr gelungen der Wechsel zwischen flotten Passagen und getragenen, beinahe doomigen SloMo-Parts zelebriert wird und das die Scheibe formvollendet abrundet.
Interessant ist es auch, einen Blick auf die Texte zu werfen. Okay, wenn man einen bösartigen Kommentar hinterlassen wollte, könnte man sagen, dass die Songtitel eher an SAMSAS TRAUM als beispielsweise an MORBID ANGEL erinnern, aber die Lyrics sind definitiv sehr gehaltvoll und auch komplett im Booklet nachzulesen. Sicherlich ist es ein mutiger Ansatz, auf deutsches Sprachgut zu setzen, was gepaart mit der hörbaren Progressivität des Materials TOTHAMON als ziemlich eigenständige Band erweist. Schön auch, dass man trotz des progressiven Anstrichs ordentlich die Rübe zu den Songs schütteln kann.
Leider ist nach einer halben Stunde bzw. sechs Songs schon Schluss, denn die Stücke sind so variabel und interessant strukturiert, aber auch mit einer gewissen Eingängigkeit ausgestattet, dass man da gerne noch ein bisschen länger zugehört hätte.
Leider haben sich TOTHAMON zeitgleich mit der Veröffentlichung dieser Platte nach neunjährigem Bestehen aufgelöst, da Bassist Fabs aus beruflichen Gründen in den hohen Norden zieht, während sich Schlagzeuger Niko mehr auf seine Hauptband DARK SUNS konzentrieren möchte. Dies ist also sozusagen das "Funeral Album" der Leipziger Melo-Deather, und es ist aber auf jeden Fall zu betonen, dass sich TOTHAMON mit dieser Scheibe einen würdigen Abschied verpasst haben. Dass die Jungs sicherlich weiterhin musikalisch in Erscheinung treten, stimmt dann doch etwas versöhnlich.
Fazit: Auf diesem Rundling findet man eine originelle Kombination verschiedener Stilelemente, bei der man auf jeden Fall zweimal hinhören und durchaus ein wenig Offenheit mitbringen sollte. Letztendlich ist es aber auch bloß Musik, die man je nach Geschmack entweder gut findet oder der man halt nicht so viel abgewinnen kann. "Subjektivitäten" eben.
Anspieltipps: Niemals Trost, Auf der Suche
- Redakteur:
- Stephan Voigtländer