TOUCHé AMORé - Spiral In A Straight Line
Mehr über Touché Amoré
- Genre:
- Post-Hardcore
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Rise Records
- Release:
- 11.10.2024
- Nobody's
- Disasters
- Hal Ashby
- Force Of Habit
- Mezzanine
- Altitude
- This Routine
- Finalist
- Subversion (Brand New Love)
- The Glue
- Goodbye For Now
Gereifte und ausdrucksstarke Platte der Post-Hardcore-Truppe.
Vielleicht ist es ein bisschen unfair bei Bands einen Fixpunkt auszumachen, von dem aus neue Releases bewertet werden. Allerdings ist es bei TOUCHÉ AMORÉ nach wie vor nicht anders möglich. Natürlich kann dieser Fixpunkt bei den Amerikanern nur ihr Album "Stage Four" sein. Der Verweis darauf ist jedoch immer noch berechtigt. Zum einen ist die Scheibe erst vor acht Jahren erschienen und damit ihr bisher vorletztes Album, zum anderen können weder der direkte Nachfolger "Lament", noch die neue Scheibe "Spiral In A Straight Line" ohne sie verstanden werden. Denn auf "Stage Four" entwickelte sich TOUCHÉ AMORÉ musikalisch weiter, führte mehr Melodien ein und öffnete sich sogar für Indie-Einflüsse, während gleichzeitig mit der Verarbeitung des Krebstodes der Mutter von Sänger Jeremy Bolm eines der emotionalsten, traurigsten und zugleich wütendsten Alben dieses Jahrtausends entstanden ist. Spätestes hier endete die Adoleszenz der Band endgültig.
"Spiral In A Straight Line" wirkt mit seinem verhältnisäßig ruhigen Opener 'Nobody's' erwachsen und gereift. Dass mittlerweile passend dazu das Songwriting durchdachter und mit mehr Zeit angegangen wird, zeigen Lieder wie 'Altitude' oder 'Mezzanine'. Erstgenannter Track, aus dessen Lyrics der Albumname entspringt, ist ein druckvoller Song ohne die ganz große Geschwindigkeit. Laut Jeremy Bolm war das Lied ursprünglich eine geradlinige und schnelle Punknummer. Dann hat die Band jedoch getestet, was passiert, wenn das Tempo gedrosselt wird und ein DEFTONES-Touch Einzug hält. Das Ergebnis dieses Experiments ist nun auf Platte verewigt und überzeugt restlos.
Zweitgenannter Song beginnt dagegen als klassischer Post-Hardcore-Kracher, nur um dann nach der Hälfte eine Vollbremsung hinzulegen. Auch dies gelingt überaus gut. Doch vor zehn Jahren hätte sich TOUCHÉ AMORÉ das wohl noch nicht getraut. Es ist die konsequente Fortsetzung der Entwicklung seit "Stage Four". Diese spiegelt sich ebenfalls im ruhigen 'Hal Ashby' - eine Widmung an den legendären Hollywood-Regisseur - oder der herausragenden, fast schon Indie-Nummer 'Subversion (Brand New Love)' wieder. Diese Art das Songwriting anzugehen, passt zum Albumtitel. Die gerade Linie in einer Spirale mag zwar ein Widerspruch in sich sein, doch steht sie für ein reiferes Leben. In diesem geht man seinen Weg, bei dem es außem herum immer wieder mal nähere und mal weiter entfernte Turbulenzen gibt. Trotzdem wird der Weg, wenn auch durchaus mit Rückschlägen, konsequent fortgesetzt.
Gerade wegen der Schmerzen im Leben gibt es auf "Spiral In A Straight Line" natürlich genauso die typischen Post-Hardcore-Smasher wie 'Disasters' oder 'Finalist', für die die fünf Jungs immer gestanden haben und denen Jeremy Bolm so eindringlich Ausdruck verleihen kann wie kaum ein anderer Sänger in Szene. Doch auch in deratigen wüsten Nummern zeigt sich der Wille zum Melodiösität, wie beispielsweise durch kleine spannende Licks immer wieder eingebaut werden.
"Spiral In A Straight Line" ist ein Album, das in sich ruht, dem die Turbulenzen des Lebens und der Welt außen herum jedoch angemerkt werden können. Dadurch wirkt es deutlich kompakter und fokussierter als noch sein Vorgänger "Lament", dem rückblickend wohl etwas Unsicherheit und Gezwungenheit als Nachfolger von "Stage Four" angemerkt werden kann. Nun hat TOUCHÉ AMORÉ aber wieder eindeutig zu sich selbst gefunden und geht mit einem richtig starken Album in die nächste Runde.
Diese nächste Runde ist übirgens etwas Besonderes und passt zum Erwachsenwerden: TOUCHÉ AMORÉ ist bisher die einzige Band, die es von der so bezeichneten "The Wave" von 2011, die mit weiteren Gruppen wie LA DISPUTE, DEFEATER, PIANOS BECOME THE TEETH die Punk- und Hardcore-Szene durcheinandergewirbelt hat, geschafft hat, ein sechtes Album zu veröffentlichen. Auch das sagt eine Menge aus.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Dominik Feldmann