TOURNIQUET - The Slow Cosmic Voyage To Wisdom
Mehr über Tourniquet
- Genre:
- Progressive Metal / Doom Metal / Stoner Metal
- Label:
- Pathogenic Records
- Release:
- 10.10.2020
- Electric Funeral
- Momento Mori
- Lions
- Going, Going...Gone
- Gethsemane
- No Soul
- In Death We Rise
- Officium Defunctorum
- Lord Of This World
- Mission to MACS J1149+2223 Lensed Star 1
Eine absolute Überraschung.
Wer auf ein klassisches TOURNIQUET-Album hofft, der kann einen weiten Bogen um "The Slow Cosmic Voyage To Wisdom" machen. Diese Kompilation sammelt alles, was untypisch für TOURNIQUET ist (okay, die Band an sich neigt dazu, untypisch zu sein). Und trotzdem haben mir die Durchläufe wirklich Freude bereitet. Das feine Artwork von Derek Scheyer verspricht nicht allzu viel, aber beim Titel merkt man schon: Es wird langsam, ja, es wird doomig.
Außer dem Abschlusstrack handelt es sich um ein Sammelsurium bereits veröffentlichter Songs, so dass auch ein bunter Mix an Musikern beteiligt ist. Stark finde ich die beiden BLACK SABBATH-Cover, die musikalisch natürlich erstklassig dargeboten werden, vom Sound her aber irgendwo zwischen SLEEP und ELECTRIC WIZARD angesiedelt sind. 'Electric Funeral' und 'Lord Of This World' sind gelungene Neuinterpretationen mit Respekt vor dem Original.
'Momento Mori' stammt vom "Gazing At Medusa"-Album, ist also von Tim "Ripper" Owens (Ex-JUDAS PRIEST, EX-ICED EARTH) eingesungen. Da der Song ebenfalls sehr doomig ausfällt, fällt er überhaupt nicht aus dem Rahmen. Und am Gesang vom Ripper gab es noch nie etwas auszusetzen. 'Lions' stammt vom TED KIRPATRICK-Soloalbum "Ode To A Roadkill" und bietet puren Stoner Metal mit Percussion-Elementen, und das auch noch instrumental. Meilenweit weg von klassischen Techno-Thrash, aber geil gemacht. 'Going, Going... Gone' stammt von der wenig euphorisch aufgenommenen "Crawl To China"-Scheibe aus den späten Neunzigern. Im Kontext dieser Compilation funktioniert der leicht grungige Song aber super. 'Gethsemane' ist eine TED KIRPATRICK-Single, die erst dieses Jahr auf den Markt kam. Der Ripper macht auch hier wieder einen super Job, allerdings ist der Titel eher eine Powerballade; Doomfeeling kommt jedenfalls nicht auf - eher denke ich an SAVATAGE. 'No Soul' bietet uns Doug Pinnick (KING'S X) am Mikro und ist wieder ordentlicher Doom. Auf "Onward To Freedom" erstveröffentlicht fällt der Song ebenfalls aus dem Rahmen, denn Pinnick, ein fraglos charismatischer Sänger, passt leider nicht wirklich zum Doom. 'In Death We Rise' kommt von "Where Moth And Rust Destroy", dem wohl letzten "klassischen" Album der Band. Dass die Band damals schon so sludgelustige Gitarrensounds integriert hatte, war mir in der Form noch nicht bewusst gewesen. 'Officium Defunctorum' ist tatsächlich Doom aus der Bandfrühphase und ist Fans von der "Psychosurgery"-CD bekannt. 'Lord Of This World' ist dann fast Hard Rock und natürlich auch ein BLACK SABBATH-Cover.
Und dann? Wird tatsächlich der Vogel abgeschossen, denn 'Mission To MACS J1149+2223 Lensed Star 1' ist der vielleicht ungewöhnlichste Song der Diskographie. Über 25 Minuten gibt es puren Drone Metal. Wer Funeral Doom im Stile von BELL WITCH zu abwechslungsreich oder zu spannend findet, der sollte sich diese Nummer geben. Meine Güte, es ist im Grunde eine Fuzz-Collage ohne Wert.
Wenn man diese 25 Minuten abzieht hat man eine sehr starke Kompilation, bei der zwar zwei bis drei Tracks etwas aus dem Rahmen fallen, man insgesamt aber merkt, wie außergewöhnlich das Wirken von TED KIRPATRICK und TOURNIQUET bisher war. Mit jedem Sänger gibt es starke Songs. Die Abschlussnummer mag ein interessantes Projekt sein, geht an mir aber völlig vorbei. Trotz allem macht diese Kompilation Sinn - und Lust auf ein neues Album, gerne mit starkem Doom-Anteil.
Anspieltipps: Electric Funeral, Officium Defunctorum.
- Redakteur:
- Jonathan Walzer