TRAIL OF TEARS - Existentia
Mehr über Trail Of Tears
- Genre:
- Dark Gothic Metal
- Label:
- Napalm Records
- Release:
- 26.01.2007
- Deceptive Mirrors
- My Comfort
- Venom Inside My Veins
- Decadence Becomes Me
- She Weaves Shadows
- The Closing Walls
- Empty Room
- Poisonous Tongues
- As It Penetrates
- Shades Of Yesterday
Niemand hätte wohl erwartet, dass der Titel des neuen TRAIL OF TEARS-Albums eine gewisse Doppeldeutigkeit beinhalten würde. Denn nicht nur textlich bildet das Wort "Existentia" so etwas wie den roten Faden zwischen den Songs - zum gegenwärtigen Zeitpunkt steht vielmehr die komplette Existenz der norwegischen Formation in Frage. Wie auch immer der Konflikt zwischen Bandgründer Ronny Thorsen und seinen (ehemaligen?) Mitstreitern ausgehen mag - es wäre jedenfalls äußerst schade, wenn TRAIL OF TEARS nicht in der bisherigen Besetzung weitermachen würden. "Existentia" ist nämlich ein extrem starkes Album, das man vom ersten Moment an liebt, aber auf dem es auch nach etlichen Durchläufen noch so viel zu entdecken gibt.
Neben dem Ying/Yang Gesangsduo Ronny Thorsen und Kjetil Nordhus gilt es in über der Hälfte der Tracks wieder eine weibliche Stimme zu bewundern, nämlich die der Französin Emmanuelle Zoldan, deren dramatisches Timbre von Gauloises, Rotwein und Chansons verkündet und somit keinerlei Probleme hat, sich gegen die nicht minder charismatischen Beiträge von Ronny und Kjetil durchzusetzen. Und die üppigen Orchester- und Chor-Arrangements in einigen Songs legen noch eine weitere Schippe Bombast obendrauf.
Bereits der von geheimnisvollen Trommelschlägen eingeleitete Opener 'Deceptive Mirrors' bietet ganz großes Drama: Auf den von Orchesterklängen begleiteten Frauenchor folgen ein wütender Ronny und ein leidenschaftlicher Kjetil, bis sich die Stimmen im Refrain schließlich allesamt vereinen. Aber statt die Bombastschiene den kompletten Song durchzuziehen, setzt Madame Zoldan zwischendurch wundervoll-rauchige, von Pianoklängen unterlegte Akzente. Besser kann man ein Album kaum beginnen!
Großartig dann der hingebungsvolle Refrain Kjetils im temporeichen 'My Comfort', in dessen Mittelteil sich Ronny und Emmanuelle spannende Duette liefern. Auch der Kontrast zwischen den ruppigen, von Blastbeat-Attacken durchsetzten Strophen und dem hymnischen Chorus in 'Venom Inside My Veins' funktioniert exzellent. 'Decadence Becomes Me' (wieder mit einem tollen Einschub der Französin versehen) hat sogar eine winzige CANDLEMASS-Schlagseite - unglaublich, wie sich der sympathische Glatzkopf im Laufe der Jahre stimmlich entwickelt hat. Das verhältnismäßig gradlinige 'She Weaves Shadows' kommt als kleinen Verschnaufpause gerade richtig, denn die fette Gitarrenwand von 'The Closing Walls' hat es in sich, und der Gesang aller drei Protagonisten vermittelt eine aggressive bis beklemmende Stimmung. Hinter 'Empty Room' verbirgt sich eine von markanten Bassläufen durchzogene Ballade, in der die Sängerin nochmals ganz hoch Punkten kann. Im schrägen 'Poisonous Tongues' findet man unter anderem Trip-Hop-Beats, Jazz-Elemente und Operngesang - verdammt vielseitig, die Dame! 'As It Penetrates' erinnert ein wenig an den typisch BORKNAGAR'schen "Avantgarde"-Sound. Das finale 'Shades Of Yesterday' schließlich beendet das Album genauso spannend, wie es begonnen ab - unter die Haut gehender Klargesang gibt sich die Klinke in die Hand mit mächtig groovender Dynamik.
"Existentia" bietet somit über 45 Minuten keine nennenswerten Schwachpunkte und ist jetzt schon ein heißer Kandidat für meinen nächsten Jahrespoll. Das stärkste TRAIL OF TEARS-Album ist es ohne Zweifel.
Anspieltipps: Alles.
- Redakteur:
- Elke Huber