TRAILS OF ANGUISH - Scathed Gaping Misery
Mehr über Trails Of Anguish
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 12.02.2024
- Beyond Charismatic Sickness
- The Scythe Of Engrieved Melancholia
- Laments Of Martyrised Innocence
- Reaping Life's Frailty
- ...And Desolated Trails Of Anguish
- Useless (The Final Soliloquy)
- Haunting
- Spectral Life Scars
- Scathed, Gaping Misery
- Rebirth
Eine Band mit zwei sehr unterschiedlichen Gesichtern.
Ein sehr ambivalentes Vergnügen tischt uns diese Black-Metal-Combo aus dem kanadischen Quebec hier auf, denn selten lagen Genie und Wahnsinn im extremen Metal so nah zusammen wie in den zehn Kompositionen von "Scathed Gaping Misery". Die zweiköpfige Formation, die sich dieser Tage nach einer mahs als 20-jährigen Studiopause wieder zurückmeldet, ist immer noch im rohen Black Metal der 90er verwurzelt und orientiert sich hier definitiv an der etwas grindigeren Variante aus den Staaten. Sie hat aber arge Probleme, die rauen Ursprünge und die gelegentlich modernen Death-Metal-Avancen passend unter einen Hut zu bekommen, ohne dabei in ausschließlich zielloses Getrümmer zu verfallen. Und dass der grobe Knüppel nicht immer das Allheilmittel ist, erfährt TRAILS OF ANGUISH vor allem in der ersten Hälfte dieses neuen Releases.
Grundsätzlich ist man nämlich schon dazu geneigt, den Kanadiern weitere Chancen abzusprechen, nachdem man vom Überschall-Opener 'Beyond Charismatic Sickness' in die musikalische Realität gebeamt wird. Ein Song, der klangtechnisch maximal auf Demo-Level anzusiedeln ist, mit seinem hölzernen Drumsound wirklich grausigen Output liefert und mit dem wüsten, unkontrollierten Geschrei einen ersten Sargnagel einhämmert - auf Albumdistanz wäre das sicherlich kaum erträglich. Zwar bleibt die soundtechnische Aufbereitung hier eine schwache Ausnahme, doch die unkontrollierte Vorgehensweise hat weiter Bestand, führt TRAILS OF ANGUISH durch weitere eigenwillige Mischverhältnisse zwischen räudigem Black Metal und dezent melodischem Grindcore, die in Nummern wie 'The Scythe Of Engrieved Melancholia' und 'Haunting' ausschließlich darauf abzielen, Tempo und Brachialität auszustrahlen, darüber hinaus aber keine kreativen Ambitionen mehr äußern. Das ist dann doch zu eintönig, als dass man hier Gefallen finden möchte.
Seltsamerweise finden sich im hinteren Abschnitt von "Scathed Gaping Misery" dann jedoch einige arg interessante Stücke, in denen die Nordamerikaner deutlich mehr Abwechslung einbringen, gar sphärische Parts einstreuen und plötzlich ein gewisses Anspruchsdenken formulieren, das man TRAILS OF ANGUISH keinesfalls mehr zugetraut hätte. '...And Desolated Trails Of Anguish' und speziell 'Spectral Life Scars' eröffnen völlig neue Optionen, begeistern mit geschickten Temopowechseln, verankern sogar einige Hooklines und klingen erfrischend anders als die uninspirierten Highspeeed-Abfahrten, die das Duo ansonsten kredenzt. Warum also ein so großes Spannungsfeld, wenn die Dinge eigentlich klar auf der Hand liegen? Und warum nicht diese genialen Momente nutzen, um auch das übrige Material dahingehend anzupassen?
Womöglich entstammen die zehn Tracks unterschiedlichen Zeitphasen, was angesichts der ewigen Pause zwischen dem neuen und dem letzten Release sicherlich nachvollziehbar wäre, doch gerade dann sollte man noch einmal überprüfen, ob eine gewisse Homogenität der schlichten Brutalität vorzuziehen gewesen wäre. Diese Kritik müssen sich die beiden Musiker sicher gefallen lassen. Ein gewisses Potenzial darf man der Band nämlich nicht streitig machen, doch bei der geringfügigen Quote echter Highlights steht in Relation zu den eigentlichen Möglichkeiten von TRAILS OF ANGUISH hier ein großes Fragezeichen. Von daher bleibt abzuwarten, wie es an dieser Stelle weitergeht. Sollte TRAILS OF ANGUISH nämlich die schönen sphärischen Parts des Finishs, die tollen akustischen Einsprengsel und die Kehrtwende zu melodischerem Stoff hinbekommen, ist in Verbindung mit der gegebenen Aggression sicher noch einiges möglich - und bestimmt mehr, als die Band auf "Scathed Gaping Misery" zeigt!
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Björn Backes