TRESPASS - Wolf At The Door
Auch im Soundcheck: Soundcheck 05/2023
Mehr über Trespass
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- From The Vaults / SPV
- Release:
- 26.05.2023
- Blackthorn
- Daggers Drawn
- Force Of Nature
- Other Worlds
- Ghost Pilot
- Back To The Woods
- Crooked Cross
- Unsinkable
- Stranger In Paradise
- Live Like A King
- Wolf At The Door
Starke Songs, nur teils angehehmes Klangbild, etwas gebremster Charme.
Die Karriere der alten NWoBHM-Recken TRESPASS war ja immer so eine "on and off"-Geschichte, denn nach Phasen der Aktivität kam es immer wieder zu Unterbrechungen, die gerne auch mal zehn Jahre währen konnten, bis wir etwas Neues zu hören bekamen. Doch seit der 2014er-Reunion ist das Quartett aus Suffolk glücklicherweise etwas nachhaltiger am Start, denn was die seit 1978 aktiven Herrschaften nach all den Jahren zu bieten haben, ist nach wie vor aller Ehren wert. Auf das selbstbetitelte Comeback von 2015 und das 2018er Werk "Footprints In The Rock" folgt nun also das vierte vollständige Studioalbum "Wolf At The Door", und das dürfte dem geneigten Fan britischen Stahls durchaus wieder munden, wobei es auch ein paar Dinge gibt, die etwas schwieriger zu verdauen sind.
Doch eins nach dem anderen: Das Album beginnt mit den beiden kernigen Midtempo-Stampfern 'Blackthorn' und 'Daggers Drawn', die sich durch das feine Gitarrenspiel und die markanten Hooks durchaus direkt im Hirn festsetzen, auch wenn die Refrains an sich leider durch ihre schlichte Zweisilbigkeit ein wenig arg reduziert sind. Stärker ist da bereits das balladesk beginnende, sich später in einen harten, epischen Song steigernde 'Force Of Nature', bei dem durchaus ein Einfluss von RAINBOW und DIO zu erkennen ist, und das auch durch die Leadgitarren zu glänzen weiß. Allgemein weiß die Scheibe vor allem dann zu gefallen, wenn der Song Spannungsbögen aufbaut. Das ist natürlich auch alte Schule und bereits dagewesen, doch es verfehlt selten seine Wirkung, wenn ein verträumter Zupfgitarreneinstieg auf einen sich steigernden Hardrocker einstimmt, wie das etwa beim Schmachtfetzen 'Other Worlds' der Fall ist, der Fans alter SCORPIONS-Schinken auf den Plan rufen dürfte.
In dieser Tour geht es fröhlich weiter, leicht epischer Hardrock und straighte Stampfer geben sich die Klinke in die Hand, und hier und da wird es auch mal etwas flotter, wie etwa beim harten, fast schon thrash-lastigen 'Ghost Pilot', mit tollen zweistimmigen Leads. Jedoch geht es nie wirklich über das angezogene Midtempo hinaus, und damit kommen wir dann auch zu den Kehrseiten der Medaille, die darin zu sehen sind, dass die Band meist mit dezent gebremstem Charme agiert, man also selten das Gefühl hat, dass sie wirklich ungezügelt der Kreativität freien Lauf lässt und wild losrockt. Außerdem scheint Mark Sutcliffes Gesang mit einem manchmal etwas irritierenden Halleffekt belegt zu sein, und die Produktion macht ebenso immer wieder den Eindruck, dass sie in den Höhen übersteuert sei. Dadurch klingt das Album zwar roh und unpoliert, was per se nicht schlecht ist, doch hier und da hätte ein etwas runderes Klangbild doch ganz gut getan. Das alles schmälert allerdings die kompositorische und musikalische Leistung nur am Rande, so dass ich NWoBHM-Fans auf jeden Fall dazu raten möchte, ein Ohr zu riskieren.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle