TRIST - Hin-Fort
Mehr über Trist
- Genre:
- Dark Ambient
- Label:
- Cold Dimensions
- Release:
- 05.05.2007
- Hin
- (Keine) Angst
- Unter den Wolken
- Hilfe
- Schlaflos
- Licht aus!
- Nachtflug
- Fort
Was TRIST aus dem oberbayerischen Umfeld von LUNAR AURORA auf ihrem zweiten Album "Hin-Fort" so abziehen, das läuft wohl unter dem Überbegriff Dark Ambient, wobei zu den kalten, elektronischen Sphärenklängen auch hin und wieder seltene schwarzmetallische Einschübe treten, welche die Truppe ein kleines bisschen zu einem Grenzgänger zwischen den Genres werden lassen. Das Album ist gegliedert in zwei Teile, von welchen jeder eine CD beansprucht.
Auf der ersten, mit "Hin" betitelten Scheibe, schlägt uns das gleichnamige Halbtitelstück entgegen, welches mit einer Stunde Spielzeit den ganzen ersten Silberteller in Anspruch nimmt. Zunächst gibt es mal sphärisches Pfeifen, Fiepen, Gamelan-artige Töne und Geräuschkulissen, die einem Sci-Fi-Film entsprungen sein könnten. Erste fragmentarische Melodieelemente begegnen uns erst so ab ca. zehn Minuten, die aber schnell wieder im Dröhnen und White Noise untergehen. Nach einer knappen Viertelstunde kommen dann rezitierende Sprachsamples dazu, bevor schließlich noch eine flirrende Gitarre und ein stoisch-mechanisch hämmernder Drumcomputer hinzutreten. Allerdings kommen von der Gitarre und vom Schlagwerk quasi keine Variationen, kein Wandel. Sie werden eingesetzt wie unbarmherzig durchratternde Lärmträger, während so etwas wie Melodie weiterhin nur sehr hintergründig vom Keyboard kommt. Manchmal meint man, es sänge jemand, ganz entrückt im Hintergrund, doch das scheint nur eine akustische Täuschung zu sein, in all dem Geräusch-Overkill. Nach der Halbstunden-Marke, scheint die Melodie irgendwie zuzunehmen, oder ist auch das nur eine Täuschung? Auch die Gitarre singt Lieder? Dezente, unscheinbare. Bei Zeitmarke 36 hört das Gebretter auf, die spacigen Sphären werden von der ratternden Trommelbox alleine gelassen, der Hörer kann etwas entspannen. Es kommt wieder die Stimme des Erzählers. Ist es NASA-Astronaut Story Musgrave? Ich weiß es nicht. Jedenfalls sind es seine Worte, Zitate aus seiner "Space Story". Danach geht es wieder mit infernalischem, mechanischem Gehämmer und Sphärenton-Untermalung weiter, wobei in der letzten Viertelstunde das Schwarzmetallische, Gitarrenlastige noch mal mehr nach vorne tritt und auch mal die Leitmelodien spielen darf, bevor das Gerät noch mal sechs Minuten lang ausbrummt. Insgesamt ist "Hin" zwar hochgradig atmosphärisch und konzeptionell schön ausgearbeitet, doch mir persönlich ist es etwas zu viel Lärm, etwas zu viel Monotonie und etwas zu viel Marter. Vor allem über die Spielzeit von einer Stunde.
Deshalb mal sehen, was "Fort" so zu bieten hat: Hier sind es wenigstens schon mal sieben Stücke, die sich auf der Scheibe tummeln, so dass etwas mehr Abwechslung zu erwarten wäre. Der Anfang mit '(Keine) Angst' ist düster und gruselig, mit ausführlichen Hörspielelementen, weinenden, klagenden, verängstigten Frauenstimmen und Schreien in einem beklemmenden Horrorszenario. Bei 'Unter den Wolken' erinnert dann wieder einiges an Gamelan, an wuchtiges Dröhen und an abgespacete Synthesizer aus dem Sci-Fi-Universum, während uns bei 'Hilfe' erneut viel Hörspiel erwartet. Bedrückendere, mächtige Hintergrund-Synths dominieren die Atmosphäre von 'Schlaflos' und drängen sich immer mehr in den Vordergrund. Im ähnlichen Stile geht es auch bei den folgenden beiden Stücken weiter, bevor das abschließende 'Fort' sich als schönes, elegisches Piano-Stück mit diversen Schreien präsentiert, das noch einen kleinen melodischen Kontrastpunkt setzt, bevor die Scheibe im Wellenrauschen versinkt.
Ihr seht an der Rezension, dass ich wahrhaft kein Experte für diese Art von Musik bin. Dennoch glaube ich, dass ich feststellen kann, dass "Hin-Fort" ziemlich hohen künstlerischen Anspruch hat und die Zielgruppe mit einem aufwändigen Konzept ansprechen dürfte. Ich selbst kann leider nicht allzu viel mit den ellenlangen Klangkollagen anfangen und lausche lieber Black Metal mit Ambient-Einflüssen, als umgekehrt. Das soll euch jedoch nicht abschrecken.
Anspieltipps: (Keine Angst), Schlaflos, Fort
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle