TRIVIUM - Struck Dead
Mehr über Trivium
- Genre:
- Metalcore
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Roadrunner
- Release:
- 31.10.2025
- Bury Me With My Screams
- Struck Dead (Pain Is Easier To Remember)
- Six Walls Surround Me
Ein verheißungsvoller Schritt in die richtige Richtung.
Die neue TRIVIUM-EP "Struck Dead" wirkt wie ein Aufbäumen, ein kurzes, aber konzentriertes Lebenszeichen einer Band, die nach Jahren des Experimentierens wieder mit geschärften Kanten auftritt. Schon nach den ersten Sekunden wird deutlich, dass TRIVIUM den Weg von "In The Court Of The Dragon" weitergeht – allerdings nicht bloß als Fortsetzung, sondern als Verdichtung. Wo das 2021er-Album epischer, manchmal auch etwas ausufernder inszeniert war, setzen die drei neuen Songs auf eine deutlich kompromisslosere Direktheit. Die Band klingt entschlossener, fokussierter und damit überraschend frisch, ja fast hungrig.
Gerade diese neue Zielstrebigkeit fällt sofort ins Gewicht. TRIVIUM hat in den vergangenen Jahren immer wieder zwischen melodischen Ansätzen, progressiven Ausflügen und klassischer Metalcore-Attacke geschwankt. Auf "Struck Dead" scheint dieses Pendeln erstmals seit längerer Zeit stillzustehen. Die Gitarren sägen mit präziser Schärfe, ohne sich in endlosen Ornamenten zu verlieren. Die Rhythmik ist druckvoll und schnörkellos und Matt Heafys Gesang wirkt wieder kontrolliert aggressiv, ohne den melodischen Anspruch der Band zu vernachlässigen. Dieser Mix verleiht der EP eine Klarheit und Dichte, die so auf den letzten beiden Releases nur selten zu spüren war.
Auch kompositorisch wirkt das Material energischer. Die Riffs drücken mit Nachdruck nach vorn, die Wechsel zwischen harschen und melodischen Passagen sind weniger kalkuliert und dadurch lebendiger. Besonders auffällig ist, dass TRIVIUM hier wieder mutiger in der Härte ist. Nicht, weil die Songs zwanghaft brachial wären, sondern weil sie sich nicht davor scheuen, unangepasst und etwas ruppiger zu klingen. Der Sound wirkt dadurch organischer, weniger glattgebügelt, beinahe so, als ob die Band sich die Leichtigkeit und Unmittelbarkeit ihrer frühen Tage wieder ins Gedächtnis gerufen hätte.
Natürlich lässt sich über drei Songs hinweg keine allzu große Spannweite erwarten – und genau hier liegt auch der einzige echte Wermutstropfen der EP. Die Stücke folgen einer ähnlichen Dramaturgie und bedienen vergleichbare Stimmungen. Das sorgt für eine starke Kohärenz, aber eben auch für den Wunsch nach ein klein wenig mehr Varianz. Eine zusätzliche Überraschung, ein experimenteller Moment, vielleicht ein mutiger Bruch im Songwriting – all das hätte "Struck Dead" noch eine zusätzliche Facette verliehen und den ohnehin starken Gesamteindruck weiter vertieft. Doch bei nur rund einer Viertelstunde Spielzeit bleibt dafür naturgemäß wenig Raum.
Trotz dieser Einschränkung funktioniert die EP als Statement hervorragend. TRIVIUM zeigt, dass man noch längst nicht in Routine erstarrt ist und durchaus in der Lage ist, die Energie gebündelt und zielsicher einzusetzen. Die drei neuen Songs wirken wie ein Versprechen: eine Rückbesinnung auf das, was die Band groß gemacht hat, aber gleichzeitig ein Ausblick darauf, wohin die Reise als Nächstes gehen könnte. Es ist diese "Lust auf mehr", die die EP so effektiv hinterlässt – das Gefühl, dass hier ein kreativer Knoten geplatzt sein könnte.
Am Ende ist "Struck Dead" vielleicht kein radikal neues Kapitel, aber ein sehr starkes Zwischenwort. Es ist intensiv, kompakt und signalisiert selbstbewusst, dass man wieder klarer weiß, was man will. Wenn die Band auf einem kommenden Album die hier angedeutete Härte mit größerer stilistischer Bandbreite kombiniert, könnte da etwas wirklich Großes entstehen. Bis dahin erfüllt diese EP genau ihren Zweck: Sie macht Spaß, sie packt zu – und sie weckt die Hoffnung auf eine Phase, in der TRIVIUM wieder kompromissloser und zugleich mutiger auftritt. In diesem Sinne ist "Struck Dead" ein kleiner, aber überaus verheißungsvoller Schritt in die richtige Richtung.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Chris Schantzen


