TSALAL - Encapsulating The Essence Of Death To Gain Insight Into Rebirth
Mehr über Tsalal
- Genre:
- Noise Black Metal/Bestial Black Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- War Vellum
- Release:
- 01.08.2023
- The Midnight Sun
- Canonical Mirror
- In Hoc Signo Vinces, Nox Om Pax
Ist das noch Black Metal?
Sucht man nach verrückten, brutalen und abgefahrenen musikalischen Abenteuern, dann wird man oft in Kanada fündig. Als wohl wichtigste Band der Sparte des War Metal (oder Bestial Black Metal) wird zumeist BLASPHEMY genannt, die diesen Stil, je nachdem, wen man fragt, mit dem "Blood Upon The Altar"-Demo (1989) oder dem Debüt "Fallen Angel Of Doom" (1990) begründet hat und auch bis heute existiert und in der Szene absoluten Götterstatus genießt. Da neben BLASPHEMY mit REVENGE auch eine sehr beständige Band der Szene aus dem Land des Ahornblatts stammt, ist es nicht von ungefähr, dass sich dort immer wieder Projekte mit ihrer Musik in genau jene Traditionslinie stellen und den räudigen Sound auch heute zelebrieren wollen. TSALAL ist dabei keine Ausnahme, was sich auch an der aktuellen EP mit dem schwungvollen Namen "Encapsulating The Essence Of Death To Gain Insight Into Rebirth" zeigt, die dazu auch noch der zweite Teil einer Konzeptreihe ist, die letztes Jahr mit der Veröffentlichung "Gazing Into Psilomelane" begonnen wurde.
Kurz zur Band: Die erste Veröffentlichung des Duos - bestehend aus D.N.E und K.S, der unter anderem schon mit ANTEDILUVIAN "bekannt" wurde - war das selbstbetitelte Demo aus dem Jahr 2012, das im letzten Jahr sein Zehnjähriges feiern durfte und zu dem Anlass auch neu aufgelegt wurde. Nach einer Veröffentlichungspause folgten dann ab 2019 drei Demos, eine Split mit TETRAGRAMMACIDE, ein komplettes Album und nun die zwei EPs.
Stilistisch bewegt sich das Projekt für die meisten schon jenseits der Grenzen des Hörbaren, da hier roh produzierter Black Metal geboten wird, der so eigentlich keiner ist, da die Hauptzutaten des Sounds eigentlich nur ein wildes und rasend schnell hackendes Schlagzeug und ein so übersteuerter und verzerrter Bass sind, dass Riffs oder sogar Tonveränderungen sich nur den wirklich Hartgesottenen offenbaren, die sich das Ding hier öfter als einmal anhören. Dazu gesellt sich dann eine Gitarre, die innerhalb der knapp 25 Minuten immer wieder mal auftaucht und wilde Soli darbietet, die vom ebenbürtigen hysterischen Kreischen, Fauchen und Keifen des Vokalisten komplementiert werden.
Den meisten Lesern wird spätestens jetzt wohl klar, dass "Encapsulating The Essence Of Death To Gain Insight Into Rebirth" nicht über Hit-Songs, an die man sich erinnert oder Melodien, die einem im Ohr bleiben, funktioniert. Hier geht es schlicht und ergreifend um die Atmosphäre, die durch die drei Songs heraufbeschworen wird. Und so lässt sich das Hörerlebnis am besten beschreiben, wenn man sich vorstellt, dass das Grundrauschen des Basses einen in tiefste Abgründe drückt, während man zur gleichen Zeit vom Schlagzeug noch zerhackt wird und dabei dank der Gitarren und Vocals noch einen verrückten Fiebertraum erlebt.
TSALAL erschafft mit ihrer aktuellen EP etwas ganz besonderes. Denn wenn man sich für diese Rezension abermals einen Output angehört hat, der zum Großteil aus einem durchgehenden, tiefen Grundrauschen und abgedrehten Schlagzeugideen besteht, dann kann man sich eigentlich nur stirnrunzelnd abwenden. Da es glücklicherweise beim Musikgeschmack noch nie um Objektivität ging, enthüllt sich "Encapsulating The Essence Of Death To Gain Insight Into Rebirth" für den Rezensenten als süchtigmachendes Stück Musik mit unglaublicher, unmenschlicher Atmosphäre, der er sich beim Hören nicht entziehen kann und will.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Kenneth Thiessen