TUNNELVISION - Tomorrow
Mehr über Tunnelvision
- Genre:
- Progressive Metal
- Label:
- Massacre Records
- Release:
- 26.08.2002
- Calling
- Silence
- Parasites
- Lightning
- Time Of The Hunter´s Moon
- The Hermit (Wait And See)
- Don Juan´s Triumph
- Ribbon Of Tears
- Long Voyage Back
- While The World Awaits
"Das finnische Quintett TUNNELVISION wurde 1995 mit dem Ziel gegründet, den Prog Rock der Siebziger Jahre im Stil von YES, GENESIS oder RUSH mit dem Sound von Metal-Bands wie IRON MAIDEN oder DIO zu verbinden und mit einem zeitgemäßen Sound zu versehen." So und nicht anders steht es in der Bandbiografie, doch wirklich teilen kann ich diese Einschätzung nicht ganz. Denn das, was TUNNELVISION auf ihrem Zweitwerk musikalisch bieten, erinnert doch in erster Linie an DREAM THEATER. Natürlich haben Bands wie YES, GENESIS und vor allem RUSH auch sehr großen Einfluss auf die Musik von DREAM THEATER gehabt, so dass man das durchaus so stehen lassen kann, aber besonders auffällige Parallelen zu den genannten IRON MAIDEN und DIO sind kaum vorhanden. Das soll jetzt nicht als Kritik an der mir vorliegenden CD gesehen werden, sondern es soll eher zum Ausdruck bringen, dass sich die Stilbeschreibungen der Plattenfirmen nicht unbedingt mit dem Empfinden des Rezensenten decken müssen. Wie auch immer - TUNNELVISION legen nach ihrem 1999er-Debüt "While The World Awaits" nun ihr zweites Album, "Tomorrow", vor und wollen damit nun auch in Europa kräftig durchstarten...
TUNNELVISION erwischen einen ziemlich guten Start in das Album, da der Opener "Calling" sehr druckvoll aus den Boxen kommt. Man hört zwar sofort, dass hier eine progressiv ausgerichtete Band am Werke ist, aber dennoch erschließt sich der Song dem Zuhörer relativ schnell. Neben den harten Gitarrenriffs ist es vor allem das kraftvolle Drumming, das diesen Song prägt und ihm eine gewisse Geradlinigkeit verleiht. Darüber hinaus verfügt er über einen recht eingängigen Refrain und damit ist er auch für Nicht-Proggies relativ leicht verdaulich. Beim anschließenden "Silence" agieren die fünf Finnen dann bedeutend zurückhaltender, und vor allem dem Keyboard wird hier mehr Bedeutung zugemessen. Der Chorus ist ziemlich simpel gestrickt, aber dadurch frisst er sich schnell im Ohr fest - erneut eher leichte Prog-Kost. Mit "Parasites" steigern TUNNELVISION dann wieder das Tempo und auch bei der Komplexität legen sie zu. Vor allem die Instrumentalpassagen sind etwas vertrackter ausgefallen, wobei hier der Vergleich mit DREAM THEATER mehr als berechtigt ist. Auf einen prägnanten Refrain wird aber trotzdem auch hier nicht verzichtet. "Lightning", das sich als Pseudo-Titeltrack entpuppt, ist sehr melodisch angelegt und dürfte fast schon als radio-tauglich durchgehen - wenn ein Song auf "Tomorrow" Hit-Charakter hat, dann dieser. Auch "Time Of The Hunter´s Moon" ist an sich ziemlich melodisch ausgefallen, wobei hier jedoch das doublebass-lastige Drumming für einen ordentlichen Drive sorgt. Im Instrumentalteil toben sich die Jungs dann mal richtig aus, aber da dies nur von kurzer Dauer ist, wirkt es nicht übertrieben. Bei "The Hermit (Wait And See)" geht es dann wieder etwas flotter zur Sache, aber deswegen geht das nicht zu Lasten der Eingängigkeit. Im Vergleich zu den vorhergehenden Songs ist der Instrumentalteil dieses Mal etwas länger ausgefallen, und obwohl die Jungs ihre spielerischen Fähigkeiten schon zeigen, artet es nicht in übermäßiges Gefrickel aus. Das sieht bei "Don Juan´s Triumph" dann schon etwas anders aus, da es stark an DREAM THEATER zu "Images And Words"-Zeiten erinnert und dementsprechend technisch klingt. TUNNELVISION schaffen es aber auch bei komplexeren Strukturen wie hier, dass sie den roten Faden nicht verlieren und dass sich auch frickeligere Passagen dem Song unterordnen. "Ribbon Of Tears" ist anschließend eine astreine Ballade, bei der hin und wieder ein kräftigeres Riff auftaucht, aber die progressiven Elemente Pause haben. "Long Voyage Back" geht wieder mehr in diese Ecke, wobei bei diesem Song vor allem die Rhythmussektion ihre Akzente setzen kann und die ansonsten song-bestimmenden Instrumente wie Gitarre und Keyboard etwas in den Hintergrund treten. Den Abschluss des Albums bildet dann das mit elf Minuten längste Stück, nämlich "While The World Awaits". Der Song beginnt mit einem ziemlich langen Intro, das vor allem von den verschiedenen Keyboard-Sounds lebt und das an einen Sci-Fi-Soundtrack erinnert. Als dann die übrigen Musiker auch voll einsteigen, entwickelt sich "While The World Awaits" zu einem "typischen" TUNNELVISION-Song, da nochmals sämtliche Trademarks der Band zu Tage treten. So gibt es beispielsweise neben den charakteristischen Keyboard- und Gitarrenlinien auch wieder einen melodischen und supereingängigen Refrain, und natürlich dürfen auch die DREAM THEATER-Anleihen (insbesondere in dem ruhigeren Keyboard-Teil gegen Ende des Songs) nicht fehlen.
Mit "Tomorrow" ist TUNNELVISION ein durchaus ganz ansprechendes Album gelungen, das insbesondere mit einem gehörigen Abwechslungsreichtum aufwarten kann. So gibt es straighte und melodische Stücke ebenso wie komplexer aufgebaute Songs, und somit dürfte sich auch eine breitere Masse von diesem Album angesprochen fühlen. In erster Linie kann ich diese CD aber all denjenigen empfehlen, die auf DREAM THEATER stehen und insbesondere die "Images And Words"- bzw. die "Awake"-Scheibe mögen. Allen anderen lege ich einen Gang zum nächsten Plattenladen nahe, um sich selbst ein Urteil zu bilden - das Antesten lohnt auf alle Fälle!
Anspieltipps: Calling; Don Juan´s Triumph; While The World Awaits
- Redakteur:
- Martin Schaich