TURDUS MERULA - Herbarium
Mehr über Turdus Merula
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Le Crépuscule du Soir
- Datura Stramonium
- Mandragora Officinarium
- Colchicum Autumnale
- Actaea Spicata
- Conium Maculatum
- Aconitum Napellus
Ein sehr schmaler Grat zwischen Meisterwerk und verkannter Kunst.
Die Beschäftigung mit "Herbarium" ruft gerade in den ersten Durchgängen zwiespältige Gefühle hervor. Einerseits ist man von den teils sehr erhabenen, epischen Strukturen, die die Schweden auf ihrem neuen Werk bevorzugen, sofort erschlagen, andererseits wünscht man sich in manchen Passagen der durchweg überlangen Tracks, dass die Band mal ein bisschen konkreter auf den Punkt kommen würde.
TURDUS MERULA beginnen dabei standesgemäß und majestätisch: 'Datura Stramonium' schiebt ein elegantes Keyboard-Intro vor, kostet dieses auch aus, geht dann langsam in einem monumentalen Black-Metal-Track über, der hier und dort auch einige starke melodische Parts enthält und blendet das Ganze mit einem ebenso ausschweifenden Outro wieder aus. 'Mandragora Offcinarum' folgt indes mit harschem Einstieg, forschen Riffs und lässt sich ganz klar dem klassischen Schwarzmetall der 90er zuschreiben. SATYRICON bliccken durch, EMPEROR in den ausladenden Parts, und sobald es dann noch eine Spur düsterer und sphärischer wird, kommen auch unterschätzte Bands wie AETERNUS kurzzeitig zum Vorschein - unterm Strich sind die Einflüsse also allesamt nordischer und namhafter Natur.
Und dennoch ist das Material auf "Herbarium" anders, nicht zuletzt aufgrund der sehr breit ausgelebten Arrangements. TURDUS MERULA genießen jedes Fragment ihrer Songs, lassen es länger aufleben als der Standard, laufen dabei aber auch Gefahr, sich zu lange auf einzelne Passagen zu beschränken - und das stößt ihnen zumindest in 'Actaea Spicata' schonmal bitter auf, da schlichtweg zu wenig in diesem Song passiert. Doch es ist auch ein generelles Problem, dass die Band ab und zu nicht fokussiert genug an die Sache herangeht. Zwar sind die stellenweise sehr melancholich angelegten Parts eine feine Sache, die auch Raum zum Genießen gibt, aber auf Dauer müssste dann auch etwas mehr geschehen, um die Spannung daurhaft aufrechtzuerhalten.
Wenn die Tasten im triumphalen 'Aconitum Napellus' verklingen, weiß man jedoch, dass man es hier mit einem ganz besonderen Werk zu tun hat, das mit jedem weiteren Durchlauf wächst, und bei dem man es auch immer leichter schafft, die etwas langwierigen Parts zu überstehen. Allerdings muss man sich klarmachen, dass "Herbarium" eine ganze Weile braucht, zwischenzeitlich eine echte Geduldsübung ist. Aber wie so oft wird auch hier die lange Ausdauer belohnt - wenngleich "Herbarium" noch kein echtes Meisterwerk ist!
Anspieeltipps: Datura Stramonium, Mandragora Officinarum
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Björn Backes