TURILLI/LIONE RHAPSODY - Zero Gravity (Rebirth And Evolution)
Mehr über Turilli/Lione Rhapsody
- Genre:
- Melodic Progressive Power Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 05.07.2019
- Phoenix Rising
- D.N.A. (Demon And Angel)
- Zero Gravity
- Fast Radio Burst
- Decoding The Multiverse
- Origins
- Multidimensional
- Amata Immortale
- I Am
- Arcanum (Da Vinci's Enigma)
Ein Neuanfang, der Maßstäbe setzt!
TURILLI/LIONE RHAPSODY. So heißt also die neue Band um die Mitglieder, die lange Jahre hinter RHAPSODY (OF FIRE) standen, namentlich: Luca Turilli (Gitarre, Keyboards, Synths), Fabio Lione (Gesang), Alex Holzwarth (Schlagzeug), Dominique Leurquin (Gitarre) und Patrice Guers (Bass). Fehlt lediglich Keyboarder Alex Staropoli, der weiterhin in der Ursprungsband RHAPSODY OF FIRE mit neuem Line Up in die Tasten haut.
Ja, es gibt jetzt zwei RHAPSODYs, die sich aber doch ziemlich eindeutig unterscheiden. Während nämlich RHAPSODY OF FIRE wie jüngst mit dem aktuellen Album "The Eighth Mountain" bewiesen, den Euro-Power-Metal um Helden, Drachen und Elben weiterführt, nimmt TURILLI/LIONE RHAPSODY lyrisch eher den spirituellen/philosophischen Faden von LUCA TURILLI'S RHAPSODY auf, doch auch die Band vom Gitarristen wurde zugunsten des neuen Projektes mittlerweile auf Eis gelegt. Und selbst der Vergleich hinkt etwas, den einmal ist Alessandro Conti (Sänger bei LUCA TURILLI'S RHAPSODY) nur noch als Gastsänger zu hören, doch vor allem ist die musikalische Grundausrichtung überraschender Weise ziemlich proggig ausgefallen, denn was auf "Zero Gravity (Rebirth And Evolution)" passiert, ist musikalisch vom hohem Niveau. Klar, auch RHAPSODY OF FIRE war und ist weit mehr als stumpfer Double-Bass-Power-Metal, doch was Turilli/Lione hier gezaubert haben, spielt auf einem ganz anderen Level!
Erstmal freut es mich sehr, wieder Fabio Lione am Gesang zu hören. Ich war schon ziemlich enttäuscht, als er seinen Abgang bei RHAPSODY OF FIRE verkündete. Und so sehr ich durchaus die technischen Fähigkeiten dessen neuen Sängers Giacomo Voli zu respektieren weiß, die charakterstarke Stimme Liones weiß ich mehr zu schätzen. Glaubt mir, so, wie Lione hier singt, habt ihr ihn noch nie gehört! Turilli übertrieb sicherlich nicht, als er verlauten ließ, dass "Zero Gravity" seine bis dato beste Gesangsdarbietung verewigt hat ('Amata Immortale'!). Die Gesangslinien sind durchweg genial, eingängig, doch zugleich äußerst komplex und erzeugen für mich sofort mit dem Erklingen von 'Phoenix Rising' ein "Coming-Home-Gefühl".
Dabei ist der Opener noch der "typischste" RHAPSODY-Song, was folgt, steht wahrlich unter dem Banner "Rebirth And Evolution". Was im Detail passiert, lässt sich kaum in Worte fassen und bietet eine unglaubliche Palette an Eindrücken. Die Songs strotzen nur so vor Spielfreude und schrecken nicht vor neuen Arrangements zurück, selbst QUEEN-Elemente ('Decoding The Multiverse' und 'I Am') passen perfekt in die Vision TURILLI/LIONE RHAPSODYs.
Die Gitarrenarbeit ist zudem moderner ausgefallen, die Soli wurden etwas zurückgeschraubt, und mit Klavier-Keyboard-und Synth-Einlagen aufgefüllt, die aber ein absolutes stimmiges Bild schaffen und tolle Klanglandschaften aus Neoklassik, Sci-Fi und Prog kreieren.
Dabei bleibt das Songwriting-Niveau beeindruckend hoch, jeder Song ist ein Highlight für sich. 'Zero Gravity', 'Fast Radio Burst', 'Decoding The Multiverse', 'I Am' und 'Arcanum' gehören nicht nur mit zum Besten, was irgendeine der RHAPSODY-Bands bisher geschrieben hat, sondern was ich bisher dieses Jahr gehört habe und untermauert den starken Willen der Band, einen Neuanfang zu wagen (Gerüchte besagen sogar, dass Luca Turilli die Band eigentlich ZERO GRAVITY nennen wollte). Einzig 'D.N.A. (Demon And Angel)' mit AMARANTHEs Elize Ryd fällt in meinen Ohren etwas ab. Es ist kein schlechter Song und die Stimmen Liones und Ryds harmonieren auch gut, dennoch passt er nicht so gut in den Albumkontext. Mehr negative Kritik habe ich aber nicht.
"Zero Gravity" ist episch, bombastisch und theatralisch und klingt damit einerseits total vertraut nach RHAPSODY, bietet andererseits aber eine nie zuvor dagewesene Fülle und Vielfalt an Ideen und sprudelt nur so vor musikalischer Lebendigkeit.
Ich kenne wenige Alben, die durchweg auf so einem hohen Niveau komponiert sind und auch nach Dauerrotation spannend bleiben, "Zero Gravity (Rebirth And Evolution)" ist eines davon.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Jakob Ehmke