TURUNEN & MIKE TERRANA, TARJA - Beauty & The Beat
Mehr über Turunen & Mike Terrana, Tarja
- Genre:
- Symphonic (Metal)
- Label:
- earMUSIC (Edel)
- Release:
- 30.05.2014
- Concert for Violin & Oboe (Bach)
- Blute Nur (Bach)
- Zueignung - Op. 1p, No. 1 (Strauss)
- Barber of Seville (Rossini)
- New World Symphony (Dvorák)
- Song To The Moon (Dvorák)
- Vilja Lied (Lehár)
- O Mio Babbino Caro (Puccini)
- Cancan (Offenbach)
- I Feel Pretty (Bernstein)
- William Tell Overture (Rossini)
- Mein Herr Marquis (Strauss)
- Eine Kleine Nachtmusik (Mozart)
- You Take My Breath Away (Queen)
- The Reign (Tarja)
- Witch Hunt (Tarja)
- Led Zeppelin Medley
- Swanheart (Nightwish)
- Fly Me To The Moon (Sinatra)
- Into The Sun (Tarja)
- I Walk Alone (Tarja)
E + U = Ü?
Finnen-Goldkehlchen Tarja Turunen und Drum-Exzentriker Mike Terrana haben wieder einmal gemeinsame Sache gemacht. Wie der Titel des neuen Live-Werks "Beauty & The Beat" suggeriert, ist natürlich Mike für die Schönheit und Tarja für den Beat verantwortlich. Ansonsten gibt es da noch ein Sinfonieorchester und einen mehrstimmigen Chor, um die Möglichkeiten einer Konzertsaalbühne auch wirklich auszureizen.
Ausgereizt wird auch das musikalische Spektrum, das sich von der NIGHTWISH-Nummer 'Swanheart' über SINATRAs Interpretation von 'Fly Me To The Moon' bis zur BACH-Arie 'Blute nur, du liebes Herz' erstreckt. Eine Menge Musikgeschichte, die an diesem Konzertabend durch den Fleischwolf gedreht und dem Publikum serviert wird. Zugegeben, die Tracklist macht neugierig und angesichts der musikalischen Vergangenheit der beiden Protagonisten darf man auf hohes Niveau hoffen. Schließlich hat Tarja eine klassische Gesangsausbildung und wusste ihren lyrischen Sopran auch nach dem NIGHTWISH-Split gekonnt im Klassik-Kontext einzusetzen. Auch Monsieur Terrana ist kein Unbfleckter, hat er doch sämtliche Nummern bereits auf seinem 2010er Soloalbum "Sinfonica" verbraten.
Hat man dann aber die knapp 100 Minuten Crossover hinter sich gebracht, drängt sich ein kritisches Fazit geradezu auf. E-Musik trifft U-Musik, das ist gerade im Metal ein beliebtes Thema. Nun sind wir aber hier nicht bei METALLICA, wo man sich lediglich ein Orchester zur Hintergrundbeschallung mit auf die Bühne genommen hat oder aber beim LINGUA MORTIS ORCHESTRA, wo klassische Instrumente integraler Bestandteil des wuchtigen Sounds sind. Auf "Beauty & The Beat" finden wir vor allem Liedgut in seiner Originalversion, das beispielsweise von Terranas Schlagzeugspiel "begleitet" wird. Tarja interpretiert nämlich "ihre" Stücke ganz nahe am Original, von Rock oder Metal ist dort keine Spur.
Außerdem wird mit dem hier vorstelligen Repertoire die Gassenhauer-Quote so arg strapaziert, dass es einem als Klassik-Liebhaber beinahe Leid tut, was wohl die Orchestermusiker an diesem Abend durchstehen müssen. Für Unbefleckte mag der Rasierer aus Sevilla reizvoll klingen, geschulte Ohren konzentrieren sich wohl eher auf den Entertainment-Faktor der Live-Scheibe. Es ist ja nicht so, dass Tarja nicht singen könnte. Doch klingt ihr Sopran (vor allem bei BACH) eher nach Casting-Klassik denn nach wirklicher Tonkunst. Und wie sehr Terrana DVORÁKs Neue Welt verhunzt, davon will ich erst gar nicht anfangen. Der Gag, dass ein auf dem Kopf stehendes Notenblatt sein Drumming zur Musik absolut unpassend erscheinen lässt, ist leider näher an der Realität als der Schießbuden-Klassenclown es wohl gerne hätte. Die Messlatte beim Experiment "E trifft U" liegt für meine Ohren ziemlich hoch. VICTOR SMOLSKI hat nämlich mit seiner "Majesty & Passion" vorgemacht, wie man BACH durch den Rockmusik-Wolf drehen und daraus ein einzigartiges und wohlschmeckendes Gericht zaubern kann. Am Schlagzeug damals übrigens: Mike Terrana ...
Am gelungensten ist von diesem Abend übrigens der Teil, in dem Tarjas Songs gespielt werden. Die Balladen stehen sowohl Orchester als auch der Finnin besser zu Gesicht als die musikpolizeilich eher zweifelhafte Darbietung einiger Opern-Schlager.
Es bleibt die Frage, wer "Beauty & The Beast" kaufen soll. Klassik-Fans haben sowieso schon drölfzig bessere Interpretationen der vorliegenden Stücke im Regal, Metal- und Rock-Freunde werden das Geschehen auf der Bühne wahrscheinlich zu seicht finden und die an dem Abend anwesenden deutschen Fans haben das Ganze bereits einmal gehört und gesehen. Wer letztendlich aber doch vor der Wahl CD oder DVD steht, sollte sich die abgefilmte Performance zulegen. Man sieht schließlich nicht jeden Tag einen Schlagzeuger mit Iro, der am Bühnenrand eines Orchesters die Felle an ihre Grenzen treibt.
- Redakteur:
- Nils Macher