TVERD - Follow The Sun's Way
Mehr über Tverd
- Genre:
- Slavic Pagan Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Wicked Music/Twilight
- Release:
- 12.06.2009
- Wolf & Gyrfalcon
- The Spring
- Wide Maslenitsa
- The Motherland's Heart
- ...Under The Sun's Magic Arrows
- When The Steel Is Being Broken…
- A Falcon Is Over Rus
- To The Foreign Land...
- The Bogatyr’s Gates
- Russian Land’s Sorrow (Kalinov’s Bridge)
Im Osten was Neues: Russischer Pagan Metal auf neuen Pfaden. Vodka meets Opera!
Russische Winter sind lang und kalt. Selbst der leckerste Vodka täuscht darüber nicht hinweg. Nachdem sich die russischen Pagan Metaller PAGAN REIGN im Jahr 2007 aufgelöst haben, hat sich der für die Gitarren und Folkinstrumente zuständige Vetrodar in seinem Zelt in der russischen Taiga derart einsam gefühlt, dass er sich noch im selben Jahr fähige Mitmusiker für ein neues Projekt gesucht hat. Das Ziel: Die Verbindung slavischer Volksmusik mit Metal und Operngesang. TVERD ist geboren. Im Jahr 2008 wurde das Album "Follow The Sun's Way" aufgenommen und produziert, welches nun auch in Deutschland vermarktet wird.
Um es vorweg zu nehmen: Die Verbindung schrulliger Folk-Klänge mit Operngesang funktioniert gut, sehr gut sogar. In einer Schnittmenge aus orchestralen Parts wie wir sie von HAGGARD kennen und Pagan Metal russischer Prägung ganz im Sinne der führenden Bands wie ARKONA und ALKONOST ziehen TVERD ihr eigenes Ding durch. Das kann von tanzbaren Songs wie dem geradezu für Trollfeste geschriebene Off-Beat-Stück 'Wide Maslenitsa' bis hin zu in ihrer Epik an BATHORY erinnernde Heimat- und Erdekracherlieder wie 'The Motherland's Heart' reichen.
Auf "Follow The Sun's Way" findet sich ein Fülle verschiedener Instrumente. Neben traditionellen Melodien, die die Metalgitarre übernimmt, finden sich in jedem Song verschiedene Folkinstrumente, die insgesamt sehr passend und mitreißend eingesetzt werden. Meist spielt sich das in einem Wechsel aus Metal-dominierten und Folk-dominierten Parts ab. Die Verbindung zwischen den Parts stellt der Gesang dar. Dieser kommt in drei Ausführungen: Entweder weiblich und damit folkloristisch angehaucht, oder männlich in der Variante Operngesang oder zuletzt männlich in der Variante Growls. Die Mischung ist sehr harmonisch und verändert durch den dynamischen Einsatz vielfach den Charakter der Songs.
Voller Abwechslung und kleiner Geheimnisse macht die Entdekcung des Albums großen Spaß. Mit dem Akustikstück '...Under The Sun's Magic Arrows' findet eine wundervolle Ode an das urwüchsige Russland in slavischem Gewand ihren Weg in den geselligen Heimatabend, angefüllt mit Vogelgezwitscher und Herz-erwärmenden Melodien. 'A Falcon Is Over Rus' beginnt mit einem himmlischen Chor, bevor die traditionellen Gitarren bemüht werden und uns der Tenor von einer epischen Reise über die russischen Wälder erzählt. Teilweise merkt man, dass die moderne mittlerweile auch im russischen Pagan Metal angekommen ist. So werden ganz im Sinne der Schweizer ELUVEITIE moderne Metalelemente in den Sound integriert. Von einer neuen Welle des slavischen Pagan Metals zu sprechen, wäre an dieser Stelle jedoch verfehlt. Vielmehr sind es zaghafte Versuche, nicht zu vergleichen mit der zwingenden Konsequenz der Schweizer. Was sich mir allerdings nicht erschließt, ist der letzte Song, welcher ab Minute 5:40 in einen Folk-Drum'n'Bass-Song übergeht – jaja, der lange, einsame russische Winter, sehr strange ... allerdings sollte man sich davon mit Sicherheit nicht abhalten lassen.
Diese Progression macht "Follow The Sun's Way" zu einer besonderen Platte in der Entwicklung der russischen Szene, markiert sie doch einen wichtigen Punkt in der Veränderung der Musik. Gleichzeitig erhebt sich TVERD damit aus der Masse des slavischen Standard-Sound-Gewands. Die Produktion ist phänomenal, die Metalfraktion knallt in dem Maße, in dem die Folk-Instrumente differenziert und klar aus den Boxen schallen. Als Debut ist diese Scheibe eine wirklich phänomenale Angelegenheit und macht neugierig auf die Entwicklung, die TVERD in Zukunft machen werden. Möglicherweise ist das sogar die Geburt des russischen Falken, der die östliche Szene in Zukunft anführen wird?
Fazit: Tolle Debutplatte in einer Schnittmenge aus wunderschönem, slavischen Folk, paganem Metal und sehnsüchtigem, epischen Operngesang. TVERD können Legenden erzählen, schaffen es spielend, auch nicht-russische Hörer in ihre Welt hineinzuziehen und schaffen damit eine Art Meilenstein in der Entwicklung des russischen Pagan Metals.
Anspieltipps: Wide Maslenitsa, ...Under The Sun's Magic Arrows, A Falcon Is Over Rus, The Spring
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Julian Rohrer