TYR - Eric The Red
Mehr über Tyr
- Genre:
- Epic Metal
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 25.06.2003
- The Edge
- Regin Smidur
- Dreams
- The Wild Rover
- Stýrisvolurin
- Ólavur Riddararós
- Rainbow Warrior
- Ramund Hin Unge
- Alive
- Eric The Red
Ich muss gestehen, dass dies meine erste Begegnung mit einer Kapelle von den Faröer Inseln ist, da mir das Debüt von TYR namens "How Far To Asgaard" (noch) nicht bekannt ist. Nach intensivem Genuss des vorliegenden Nachfolgers "Erik The Red" komme ich aber unweigerlich zu dem Ergebnis, diesen Umstand schnellstmöglich zu ändern. Die zehn Tracks, die sich ohne Umwege sofort in meine Gehörgänge gefräst haben, sind derartig hammergenial, dass ich versucht bin, mir stehenden Fußes ein Wikinger-Outfit zuzulegen. Hm, vielleicht reicht ja erst einmal eine Rotfärbung des Bartes? Wäre eine Überlegung wert. Egal, schließlich sind wir keine Modeberatung hier, sondern ein Musikmagazin und deshalb widme ich mich nun den gebotenen Klängen.
Bereits der achtminütige Opener 'The Edge' fasziniert mit epischer Dramatik. Fesselnder Power Doom Metal, der von einer markanten, kraftstrotzenden Stimme getragen wird und auch trotz der vermeintlichen Überlänge nicht langatmig erscheint. Spätestens beim göttlichen Pre-Chorus beginnt man unweigerlich mitzusummen. Dabei kommt vor allem der in der Landessprache dargebotene Refrain, dessen englische Übersetzung im liebevoll gestalteten Booklet gleich mitgeliefert wird, extrem klasse 'rüber. Wenn schon Viking Metal, dann bitte in dieser standesgemäßen Form. 'Regin Smidur' basiert auf einem faröischen Traditional und klingt entsprechend flott. Auch hier toppt die Originalsprache den musikalischen Ohrenschmaus. Von einem - mich an frühere THE 3RD AND THE MORTAL erinnernden - Gitarrenlick eingeleitet, steigert sich diese Nummer mit düsterem Drumming zu einem echten Schädelspalter. Ähnliches kann ich über das anschließende 'Dreams' zu Papier bringen. Es macht einfach Spaß, den Wikinger-Geschichten von TYR zuzuhören. Und da Heri Joensen über einen sehr klaren, gut verständlichen Gesangsstil verfügt, fällt dies auch nicht sonderlich schwer.
Was nun folgt, wird ein unverzichtbares Grinsen in jedes Gesicht zaubern: 'The Wild Rover' – in deutschen Schunkel-Arenen besser unter 'An der Nordseeküste' bekannt – in einer schwermetallenen Version, die jedem Nordmann das Met aus dem Horn hauen wird. Skol! Ob die nachfolgenden Volkslieder in diesen Versionen auf den Islands auf große Gegenliebe stoßen, vermag ich nicht zu beurteilen. Fakt ist aber, dass 'Stýrisvolurin' mit seinen Chören, die auf diesem Rundling sowieso absolut grandios klingen, mehr als majestätisch klingt, während 'Ólavur Riddararós' mit superben Melodien daherwalzt. In 'Rainbow Warrior' beweist das Quartett dann, dass es auch erstklassige eigene Kompositionen am Start hat. Durch einen grandios-wuchtigen Sound treibender Doom Metal, der vor flotten Passagen nicht zurückschreckt und deshalb extrem abwechslungsreich klingt, wird uns hier offeriert.
In 'Ramund Hin Unge' wandert man gar auf dänischen Pfaden, um es dann doppelt eigenständig ausklingen zu lassen. Das selbst komponierte Rauswerf-Duo – 'Alive' und der Titeltrack – überzeugt nämlich nochmals mit 15-minütiger Epik-Eleganz. Beide Nummern bergen derartig viele Song-Ideen in sich, dass ich geneigt bin, von progressivem Doom zu reden. Es ist eine wahre Pracht, mit welcher Sicherheit sich TYR gekonnt durch verschiedenste Tempi spielen, ohne dabei jemals ihren doomenden Faden aus den Augen zu verlieren. Hinzu kommt im letzten Song dann auch noch die exzellente Textzeile: "...what brings you north to where hell is of ice". Mir kommt mein Gefrierfach aus Single-Tagen in den Sinn, welches selten in der Lage war, meine Hungergefühle zu stillen.
Aber zurück zum eigentlichen Thema:
TYR bieten auf "Eric The Red", wie ihr unschwer meiner Kritik entnehmen konntet, lupenreinen, erstklassigen Doom Metal, der aber nicht mit gewohnten Genremaßstäben zu messen ist. Vielmehr haben die Jungs ihre ganz eigene Nische gefunden und erinnern in ihrer Kauzigkeit manchmal ein bisschen an SLOUGH FEG. Ich bin jedenfalls gespannt auf ihren Auftritt auf dem nächsten Headbangers Open Air. Schon mal Met kaltstellen !
Das gute Stück gibt es bei den einschlägigen Mailorder Händlern.
Anspieltipps: The Edge, Regin Smidur, Ólavur Riddararós, Eric The Red
- Redakteur:
- Holger Andrae