TYR - Valkyrja
Auch im Soundcheck: Soundcheck 09/2013
Mehr über Tyr
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- MetalBlade (Sony)
- Release:
- 13.09.2013
- Blood Of Heroes
- Mare Of My Night
- Hel Hat No Fury
- The Lay Of Our Love
- Nation
- Another Fallen Brother
- Grindavi Isan
- Into The Sky
- Fa Inar Burtur Brandaljo
- Lady Of The Slain
- Valkyrja
Cry havoc!
Die Nordmänner von den Färöer Inseln kehren mit ihrem Nachfolger zu "The Lay Of Thrym" zurück auf die Metalbühne und wieder einmal spitzen Fans wie Kenner die Ohren. "Valkyrja", das ist doch ein Name für ein Pagan/Folk-Metal-Album! Wieder besitzt es ein stimmungsvolles Cover und erzählt eine interessante Geschichte über Liebe, Wallküren und natürlich Walhalla.
Im Gegensatz zu früheren Alben des Trios sind auf "Valkyrja" fast ausschließlich Up-Tempo Nummern zu finden. Ohne dabei allerdings die Komplexität des Songaufbaus und der (wieder einmal enorm starken) Melodien eingebüßt zu haben.
Das Album setzt sich schon nach den ersten Durchläufen effektiv im Kopf fest, nach und nach lassen sich aber noch viele weitere kleine Details ausmachen und erhöhen so maßgeblich den Langzeithörspaß. Das Markenzeichen sind einmal mehr die fantastischen Melodien, von denen man mit Fug und Recht behaupten kann, dass sie so nur von TYR geschrieben werden können. Mit diesen ganz besonderen Melodien, die man gefühlt schon beim ersten Hören mitsummen könnte und die auch nach dem 1000. Mal noch Spaß machen, schaffen sie auf ihren Alben ein ums andere Mal diese ganz spezielle Atmosphäre.
Textlich bewegen sich TYR zwar nach wie vor im Wikinger-Bereich und auch wenn die Band gerne davon wegkommen würde, müssen sich die Jungs eingestehen, dass das schon ganz hervorragend passt und zusammen mit den besonderen Melodien eine Einheit bildet. Außerdem sind mit jedem neuen Album mehr klassische Heavy-Metal-Einflüsse auszumachen, was den Songs oft einen ordentlichen Drive verleiht ('Nation'). Auch das fast durchgehend hohe Tempo überzeugt über die volle Albumlänge und so dürften viele Kracher auf "Valkyrja" live so manche Setlist bereichern. Tatsächlich passt das Tempo aber so gut, das ich mir in Zukunft nur schwer eine Drosselung vorstellen möchte.
Dabei sind es vor allem die Instrumente, die sich so richtig austoben und die Geschwindigkeit hochhalten. Gesanglich entwickelt sich dazu nämlich ein toller Kontrast, denn Heri bewegt sich (vor allem in den Strophen) oft im getragenen Tempo. Und auch sonst wird immer wieder gerne das Tempo für einige Sekunden gewechselt, bevor die Songs nach vorne peitschen. Hinzu kommen die erwähnten bandtypischen Melodien und Rhythmuswechsel, die eine schnelle Abnutzung verhindern.
Ein echtes Highlight ist 'Grindavi Ìsan', das besonders von der Melodie her wie eine Metalvariante eines Kirchenliedes klingt und damit spielerisch erst Gänsehaut erzeugt und dann zum Kopfschütteln animiert. Mit 'The Lay Of Our Love' hat sich auch auf "Valkyrja" wieder eine fantastische Halbballade eingeschlichen, dieses Mal sogar als Duett vorgetragen. Vor allem in den ersten 90 Sekunden ergeben der weibliche und der männliche Gesang zusammen mit dem beeindruckenden Bassspiel eine starke Einheit, ganz ohne Kitsch. TYR-typisch steigert sich der Song zu einem mächtigen Höhepunkt, klingt dann aber vielleicht etwas zu schnell aus und hätte durchaus eine weitere Minute vertragen können. 'Hel Hath No Fury' ist dagegen eine sehr interessante Hommage an "How Far To Asgaard" und hätte perfekt auf den Erstling gepasst, presst das alles in dreieinhalb Minuten und lässt den Hörer sehr zufrieden grinsen. Dabei kopiert sich TYR nicht selbst. Das Ergebnis klingt immer noch sehr frisch, man wird zwar ständig an vergangene Großtaten erinnert, staunt allerdings gleichzeitig über den Sprung, den die Band technisch wie auch im Songwriting gemacht hat.
Auf "The Lay Of Thrym" waren ein paar Songs, die über dem Rest standen, auf "Valkyrja" ist das Material fast auf dem gleichen (hohen!) Niveau. Vielleicht ergeben sich nach den ersten Durchläufen einige Highlights, aber schon kurze Zeit später zieht der Rest des Albums nach, die Skiptaste wird arbeitslos. Der wuchtige Mix ist außerdem wieder mehr als gelungen. Die Melodien fräsen sich dank souverän abgemischter Gitarren sehr schnell in die Ohren, wo sie dann von Bass und Schlagzeug eingehämmert werden und dafür sorgen, dass sie da vorerst nicht raus können.
Das wirklich Besondere an sämtlichen Werken der Band und jetzt ganz besonders auf "Valkyrja" ist die Eingängigkeit. Auch wenn die Songs trotz der "normalen" Spielzeit von drei bis vier Minuten ziemlich vertrackt und abwechslungsreich sind, sind ausnahmslos alle Songs super eingängig. Was vielleicht auch am etwas verbesserten Gesang von Heri liegen mag. Entweder als Beobachter nüchtern gesungen, oder inbrünstig, leidenschaftlich und mitreißend. Dann fiedeln mal kurze, mal längere Soli und das Schlagzeug erhöht die Taktzahl, bevor die Riffs mit dem Bass zusammen eine echte Wand erschaffen.
"The Lay Of Thrym" war ein starkes Album ('Evening Star', Gänsehaut!), "Valkyrja" ist anders, weniger schleppend, fetziger. Mit noch besseren Melodien und einem noch intensiveren Gesang ist es das stärkste Album seit... sagen wir: seit einer sehr langen Zeit. Es wird Fans begeistern und hat das Potenzial, neue Anhänger hinzu zu gewinnen. TYR zeigt sich in bestechender Form, stark!
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Dennis Hogrefe