TYRANN (SWE) - Besatt
Mehr über Tyrann (SWE)
- Genre:
- Heavy Metal / NWoBHM
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Electric Assault Records
- Release:
- 02.06.2023
- Transsylvanien
- Face The Tyrant
- Varje Sekund Och Andetag
- Besatt
- Omen
- Knytnäve Från Underjorden
- Ingen Tid För Oss
- Rå Energi
Acht dreckverkrustete Nuggets.
Das Stockholmer Trio TYRANN – nicht zu verwechseln mit den gleichnamigen Black Thrashern aus Norwegen – hat sich nicht nur in ästhetischer Hinsicht dem Underground verschrieben. Wie schon beim Debüt "Djävulens Musik", gibt sich das Artwork schlicht und kompromisslos. Es könnte der Eindruck entstehen, hier bräuchte nichts beworben zu werden, auch gibt es weiterhin weder eine Homepage noch einen Facebook-Auftritt.
Die Kompositionen von "Besatt" knüpfen nahtlos an das erste Album an. Stilistisch huldigt TYRANN der großartigen Phase des schwedischen Heavy Metals in der ersten Hälfte der 80er Jahre, die viele ungeschliffene Meisterwerke in Form von Singles und LPs hervorgebracht hat, welche oft in der Landessprache eingesungen wurden und noch heute einen unvergleichlichen Charme haben. Oft waren diese Veröffentlichungen von der NWoBHM beeinflusst, setzten aber eigene Akzente, und das gilt eben auch für TYRANN. Das Faszinierende an der Musik der Schweden, ist das traumwandlerische Gespür für hymnische Melodien, die in ein durchaus ruppiges und dreckiges Gewand gekleidet sind. "Besatt" hat vielleicht sogar noch etwas mehr Punk-Attitüde im Gepäck als der Vorgänger. Wer das Kratzbürstige bei MOTÖRHEAD und TANK liebt, könnte in den Stücken von "Besatt" diese besondere Atmosphäre vorfinden.
'Transsylvanien' brettert gleich munter drauflos, und dennoch hat das Ganze eine ganz eigene Schönheit, die man vielleicht mit einem ähnlich schlagkräftigen Opener wie 'Prowler' von IRON MAIDEN vergleichen könnte. Auch 'Face The Tyrant' fordert zum Headbangen auf, lockert aber die Energie durch Breaks auf. 'Varje Sekund Och Andetag' ist ein stampfendes Untier, das viel Dreck aufwirbelt, in dem aber goldene Leads verborgen sind. Klingen etliche Lieder auf "Besatt" wie von einem Spätheimkehrer nach einer ausgedehnten Kneipentour eingesungen, so trifft dies in besonderem Maße auf den Titelsong zu, der tatsächlich im Mittelteil wie besessen loslegt. 'Omen' ist da etwas gemächlicher und dunkler, schlägt aber in eine ähnliche Kerbe. Das ist übrigens ein gemeingefährlicher Ohrwurm, der sich heimlich still und leise über die Hintertreppe ins Oberstübchen einschleicht. 'Knytnäve Från Underjorden' ist da nicht so zartfühlend, sondern sägt sich gleich fachgerecht durch die Schädeldecke, um auch noch den letzten Widerstand zu brechen. Spätestens da ist man dem Album verfallen. Vorsicht, die Faust aus der Unterwelt packt auch dich! 'Ingen Tid För Oss' ist da eher melodisch mit wohldosierter Keyboard-Unterfütterung angelegt. 'Rå Energi' beginnt mit stilvollem Wolfsgeheul und gibt sich zunächst verhalten okkult mit einem sehr einprägsamen Riff, plötzlich jedoch schlägt die Gitarre unerwartete Kapriolen, die absolut großartig sind.
Bei reichlichem Genuss von "Besatt" strafft sich die Körperhaltung, die Seele dehnt sich aus und die Atmung wirkt selbst in der Sommerhitze plötzlich wie befreit. Therapeutische Wirkung ist also bei entsprechender geschmacklicher Aufnahmebereitschaft garantiert. Dieses Album mit seinem unverkennbaren Sound sei allen Underground-Trüffelschweinen nachdrücklich ans Herz gelegt.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Jens Wilkens