U.D.O. - Navy Metal Night
Mehr über U.D.O.
- Genre:
- Heavy Metal
- Label:
- AFM
- Release:
- 31.07.2015
- Das Boot
- Future Land
- Independence Day
- Animal Instinct
- The Hall Of The Mountain King
- Heart Of Gold
- Man And Machine
- Dancing With An Angel
- Faceless World
- Ride
- Days Of Hope And Glory
- Cut Me Out
- Trainride In Russia
- Stillness Of Time
- King Of Mean
- Book Of Faith
- Animal House
Nette Idee
Richtig, der Veröffentlichsärmste war Udo "German Tank" Dirkschneider noch nie und speziell in den vergangenen Jahren scheint in dem Herrn eine regelrechte Wut in dieser Hinsicht ausgebrochen zu sein. So vergeht kaum ein Jahr ohne Release aus dem Hause U.D.O.. Und gerade im Hinblick auf die Live-Alben kann dem geneigten Fan schon schwindelig werden: "Mastercutor Alive" von 2008, "Live In Sofia" von 2012 und "Steelhammer – Live From Moscow" im vergangenen Jahr waren zwar alles andere als schlechte Alben, denn wo "U.D.O." draufstand, steckte auch "U.D.O." drin. Doch in Anbetracht der zeitlichen Distanz darf man sich dennoch fragen, ob drei Live-Dokumente in sieben Jahren wirklich nötig waren.
Nun kommt ein halbes Jahr nach dem letzten Studio-Stahlhammer "Decadent" das nächste Live-Album um die Ecke, das jedoch, anders als die drei Vorangegangenen, eine faustdicke und hörenswerte Überraschung in petto hat. Mit "Navy Metal Night" erfüllte sich Udo Dirkschneider im fortgeschrittenen Alter einen echten Lebenstraum: In der Tuttlinger Stadthalle stand im Februar 2014 neben Uns' Udo sowohl das Marinemusikkorps Nordsee als auch ein zehnköpfiger Chor auf der Bühne, um das Beste vom U.D.O.-Besten passend zu untermalen.
Herausgekommen ist eine überaus hörenswerte Schwermetallmischung, die den eh schon dagewesenen Bundeswehr-Esprit des gebürtigen Wuppertalers ungemein druck- und eindrucksvoll in Szene setzt und völlig neue Dimensionen im U.D.O.-Sound freisetzt. Fast schon mächtig ertönt der Chor bei Klassikern wie dem Stampfer 'Man And Machine', 'Faceless World' oder das immens coole 'Heart Of Gold'. Aber auch neue Songs wie 'Book Of Faith', 'King Of Mean' und vor allem der "Rev-Raptor"-Gassenhauer 'Days Of Hope And Glory' kommen dank der tatkräftigen Unterstützung sehr gut davon. Der Sound geht, wie immer, vollkommen in Ordnung und das Publikum ist sicherlich auch nicht das Leiseste.
Zudem gibt es einige Songs, die dadurch noch deutlicher herausragen: 'Trainride In Russia' ist im Original schon ein sehr geiler Song, der dank Chor noch mehr Macht ausstrahlt, das abschließende 'Animal House', eine Uralt-Perle Dirkschneiders, erhält einen gänzlich neuen, sehr frischen Anstrich und das eh schon swinglastige 'Cut Me Out' kommt noch spielfreudiger und mit einer erheblichen Prise Jazz daher. Das mag man mögen oder nicht, gehört haben sollte man das Trio, wie eigentlich den Rest dieses sehr gut passenden, chorlastigen Marinestahls trotzdem. Einzig die balladeske DORO/U.D.O.-Kooperation 'Dancing With An Angel' trieft noch ein wenig kitschiger und, wie ich finde, unnötiger vor sich hin. Darüber hinaus, und das muss man der Band auch anrechnen, hat es kein einziger ACCEPT-Klassiker in diese einzigartige Konstellation geschafft, Mut zur eigenen Stärke beweist Dirkschneider jedoch schon seit Jahren.
Doch bei aller Euphorie ob des tollen Live-Dokuments sollte man die Kirche im Dorf lassen: Denn eine derartige Fülle von Live-Veröffentlichungen dürfte manchem Fan sauer aufstoßen und in Sachen Verkaufspolitik durchaus nach hinten losgehen. Natürlich sollte eine derartige Besonderheit wie "Navy Metal Night" für die Nachwelt festgehalten werden, denn eine tolle Idee ist es allemale. Und Gott sei Dank wird der omnipräsente Dirkschneiders Udo im jetzigen Stand noch locker einige Jahre und Alben vor sich haben, nur wage ich zu bezweifeln, dass die Welt in den kommenden Jahren von U.D.O.-Livealben verschont bleibt. Qualitativ gibt es jeweils keinerlei Makel, doch allmählich dürfte die Fanschar den Überblick verlieren. Zumindest in dieser Hinsicht sollte U.D.O. meines Erachtens einige Gänge zurückschalten. An "Navy Metal Night" per se jedenfalls gibt es nichts zu meckern.
- Redakteur:
- Marcel Rapp