ÜBERBRINGER DER BOTSCHAFT - Ave Maria
Mehr über Überbringer der Botschaft
- Genre:
- Groove Metal
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Independent
- Release:
- 01.01.2025
- Ave Maria
- Ihr Leid
- Ausweg
- Streitigkeiten
- Fassaden
- Virus
- Leere Worte
- Fluss des Lebens
- Wut
- Bessere Welt
Incognito groovt man sich ordentlich durch die deutsche Sprache.
Okay, über diese Band habe ich wirklich mal gar keine Informationen. Auf Soundcloud kann ich immerhin erfahren, dass man "jahrelange Musik- und Banderfahrung" hat, aber man "gerne im Hintergrund" bliebe. Okay, verstanden, der Spaß, nicht der Kommerz steht im Vordergrund, aber warum bekomme ich dann eine Frage nach einem Review ohne jegliche Information, nur mit dem Hinweis auf die Bandcamp-Seite? Wenn die Musik für sich allein sprechen soll, würde es ja reichen, wenn ich hier auch einfach nur den Link poste, oder?
Aber natürlich werde ich das nicht tun, näher bringen kann ich euch die Band so aber leider auch nicht. Ich tippe zwar darauf, dass es sich um Norddeutsche handelt, da die Intonation des Gesangs geradezu übertrieben akkurat, manchmal beinahe künstlich klingt, aber genau weiß ich es nicht. Musikalisch ist interessant, dass man sich meist grob im Groove Metal einordnen lässt, aber immer mal wieder etwas für Abwechslung sorgt, indem eine Speedinfusion wie in 'Streitigkeiten' und später etwas weniger stark in 'Bessere Welt', etwas Folk wie in 'Fassaden', hier und da etwas Industrial-Einflüsse oder auch Akustikpassagen wie in 'Virus' eingestreut werden. Dazu kommt deutschsprachiger Gesang, der zwar tief, aber gut verstehbar ist und sich zumeist als Sprechgesang über die Stücke legt.
Dabei ist fast jedes Stück an sich gelungen, aber ein paar Kritikpunkte muss ich leider auch anbringen. So ist der titelgebende Anfangssong des Albums einfach viel zu lang geraten, viel zu oft werden die Zeilen des Refrains wiederholt. Klar, das gibt es immer wieder, dass man als Hörer denkt, ein Song könnte durchaus etwas kürzer sein, aber so extrem wie hier hatte ich dieses Gefühl selten - 'Ave Maria" wäre in halb so lang beispielsweise doppelt so toll. Gegen Ende des Albums wird dann der Stil auch etwas monoton, man wünscht sich zwischendurch etwas mehr Variabilität, wie es dann der Abschluss 'Bessere Welt' tatsächlich noch bietet. Auch kristallisiert sich heraus, dass sich in der zweiten Hälfte mit 'Fluss des Lebens' ein etwas schwächerer Song und mit 'Virus' ein weiteres etwas zu lang geratenes Stück wiederfinden - wobei zu lang eventuell falsch geurteilt ist, die letzte Minute hätte hier meiner Ansicht nach einen eigenen Song verdient. Seltsam, sonst kommt ÜBERBRINGER DER BOTSCHAFT großartig auf den Punkt, manchmal wünsche ich mir sogar, die Band würde einige der nonchalant eingestreuten Ideen und Gimmicks noch weiter ausarbeiten, aber ich habe den Eindruck, die Stärke liegt im Drei-Minuten-Groove-Metal.
Handwerklich sind die Musiker gut, die Melodien sind teilweise wirklich großartig. Vor allem, was die Gitarre hier zeitweise bietet, würde auch so mancher Folk-Metal-Band gut zu Gesicht stehen. Außerdem sind die Texte tatsächlich gut, es gibt wenige Metalbands mit deutscher Lyrik, bei denen man sich nicht immer fremdschämt, aber dazu besteht hier wirklich kein Anlass. Insgesamt ist "Ave Maria" ein gutes Album, das aufgrund der recht ähnlichen Grundgeschwindigkeit einiger Lieder und des gleichen Sprechgesangs eindimensional wirkt, sodass hier die Summe tatsächlich mal weniger ist als die einzelnen Teile. Für sich ist fast jeder Song durchaus hörenswert, insgesamt aber wirkt "Ave Maria" etwas mechanisch, unorganisch.
Man sollte sich am besten ein eigenes Bild machen, deswegen kommt jetzt, was ich oben angedroht habe, nämlich der Link zur Bandcamp-Seite, wo man das gesamte Album hören kann. Meine Anspieltipps wären 'Ihr Leid', 'Bessere Welt' und 'Leere Worte'. Und natürlich die erste Hälfte des Titelsongs.
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Frank Jaeger