ULVER - Messe I.x - VI.x
Mehr über Ulver
- Genre:
- Klassik / Elektronik / Ambient
- Label:
- Kscope / Edel
- Release:
- 27.09.2013
- As Syrians Pour In, Leebanon Grapples With The Ghosts Of A Bloody Past
- Shri Schneider
- Glamour Box (Ostinati)
- Son Of Man
- Noche Oscura Del Alma
- Mother Of Mercy
Klassik, Elektronik und der Wille zur Kunst
ULVER, das schillerndste Chamäleon der norwegischen Black-Metal-Szene, das dieser nun schon seit vielen Jahren entwachsen ist, fügt dem beeindruckenden Portfolio ein weiteres Kapitel hinzu. Und dieses Mal gibt es gleich eine ganze Sinfonie zu bestaunen, die die Band als Auftragsarbeit mit der Arctic Opera und dem Kammerorchester Tromsö aufgenommen hat.
Das macht die Bewertung der Musik, die nur mehr über die Vergangenheit von ULVER mit dem Themengebiet dieses Magazins verbunden ist, ziemlich unmöglich und es gilt wie eigentlich immer bei dieser Band: Hören ist Glauben, oder eben nicht.
In insgesamt sechs, langen bis überlangen, Stücken erschaffen die Musiker eine ganz eigene Atmosphäre, die sich noch am ehesten mit SIGUR ROS' Orchesterprojekt "Odin's Raven Magic" vergleichen lässt. Die Ähnlichkeiten liegen aber eher in der Herangehensweise, klassische Orchestermusik mit zarten Elektronikspielereien, sphärischen Effekten und einem ganz eigenen Melodieverständnis zu verbinden. Die Titel der einzelnen Sätze sind wahlweise kryptisch, 'Shri Schneider', klassisch, 'Son Of Man' oder 'Mother Of Mercy' oder mit 'As Syrians Pour In, Leebanon Grapples With Ghosts Of A Bloody Past' ganz nah an jenem Zeitgeist, den man musikalisch schon längst hinter sich gelassen hat.
Mit letzterem hat man direkt den sperrigsten Teil an den Anfang des Werks gesetzt. Langsam baut sich eine bedrohliche Atmosphäre auf, das Orchester wird vorsichtig eingeführt, während Samples die Stimmung unterfüttern. Im Verlauf des Stücks tauchen dann auch konventionellere Klassik-Passagen und orientalische Melodien auf, das ganze behält jedoch einen erzählenden Charakter, wie man ihn aus der Programmmusik kennt.
In späteren Stücken werden elektronische Elemente dominanter, manchmal gibt es sogar so etwas wie einen Beat, der sich Bahn bricht, sowie englischsprachigen, verständlichen Gesang in 'Son Of Man'. Dennoch breitet sich eine düstere, kalte Atmosphäre über dem gesamten Album aus, die den Hörer abweist oder herausfordert, ihm den Zugang zu dieser Messe jedenfalls nicht leicht macht.
Mit "Messe I.x - VI.x" hat ULVER einmal mehr einen akustischen Monolithen ins Niemandsland zwischen allen Stilen plaziert, den man wahlweise als große Kunst sehen oder ihn mit einem ratlosen Achselzucken ignorieren kann.
- Redakteur:
- Raphael Päbst