UNALEI - Taedium Vitae
Mehr über Unalei
- Genre:
- Post Metal / Prog
- Label:
- Club Inferno
- Release:
- 03.08.2016
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Italienischer Surrealismus
"Taedium Vitae" gemäß unserer Redaktionsskala zu benoten ist ein Ding der Unmöglichkeit. Auf einer Latte zwischen 3 und 9 Punkten könnte das Album mit Fug und Recht überall landen; ich selbst kann mich auch nach mehreren Durchgängen nicht entscheiden, diese seltsame experimentelle Mixtur des jungen Römers Frederico Sanna eindeutiger einzustufen als im groben Raster zwischen, sagen wir, vier und sieben Zählern.
Die Kategorisierung "Post Metal" trifft hier zwar im weitesten Sinne zu - Sanna bewegt sich auf seinem Debütalbum zwischen säuseligen akustischen Träumereien und hartem Post Core, greift vorsichtig italienische Folklore auf und badet genüsslich in avantgardistischen Prog-Gewässern. Wer zwischen TOOL, THE OCEAN, Minnegesang und, räusper, EROS RAMAZZOTTI einen Konsens findet, könnte mit UNALEI etwas anfangen. Aber das sei nur eine ganz vorsichtige Einschätzung.
Mich selbst überfordert der Acht-Tracker heillos. "Taedium Vitae" ist weder auffällig poppig noch gnadenlos hart, nicht eingängig, aber auch nicht gänzlich konfus - und gleichzeitig doch von allem etwas. Minutenlang geht Sanna schwelgerisch summend seinen Tagträumen nach, im nächsten Moment bricht er in orgiastisches Gebrüll aus. Der klare Gesang würde jeder Pop-Produktion bestens zu Gesicht stehen (verstärkt wird dieser in meinen Ohren unfreiwillig alberne Effekt durch die italienisch vorgetragenen Texte), die gutturale Vokalarbeit jeder Sludge-Misanthropie zur Ehre gereichen. Die Songs selbst sind gänzlich ohne Struktur, ziel- und uferlos, wie eine wirre Reise ins Innenleben eines aufgewühlten Individuums - im Promoschreiben ist wohl nicht zufällig die Rede von "allem Schweren, das das Leben eines jungen Menschen charakterisiert" und in Sannas Musik zum Ausdruck kommen soll.
Auch nach mehreren Durchläufen erweckt "Taedium Vitae" auf mich daher den Eindruck eines surrealistischen Kunstwerks, das bei aller kitschigen Schönheit vor allem verstören und aufwühlen will. Mich nerven die scheinbar willkürlichen Pop-Prog-Core-Verquickungen wie 'Miserella' oder 'Aporia' zwar in erster Linie - die künstlerischen Aspekte und die hervorragende instrumentale Arbeit will ich Frederico Sannas UNALEI aber keinesfalls ansprechen. Wer keine musikalischen Berührungsängste kennt und auf der Suche nach etwas gänzlich Ausgefallenem ist, sollte "Taedium Vitae" mal antesten.
- Redakteur:
- Timon Krause