UNBOWED - Silent Weapons For A Quiet War
Mehr über Unbowed
- Genre:
- Melodic Death Metal
- Label:
- Eigenproduktion / Eigenvertrieb
- Release:
- 13.12.2024
- We Need A Stone
- Silent Weapons For A Quiet War
- General Energy Concepts
- E-Model Industry
- 4th Law Of Motion
- Hidden Hand
- Programmed Consent
- Confused And Amused
- Between Knowing And Disbelief
- Won't No One Think Of The Children
- DoublePlus Truth
- 99 Percent
- ATLAS
- Bella Unbowed (Bonustrack)
Musik gewordener Zwiespalt ...
Herrje, ich war schon lange nicht mehr so zwiegespalten wie nach dem Genuss des Debütalbums von UNBOWED. Bevor ich euch mein Dilemma näher erläutere, sollten wir aber erst einmal die Eckdaten dieser neuen Band aus Dortmund abstecken. Viel zu berichten gibt's dabei allerdings nicht, denn das Trio hüllt sich bei vielen Fakten in Schweigen. Gegründet im Jahr 2023 und mit bisher einer EP auf der Habenseite, verstecken sich die Musiker hinter den Pseudonymen Aetherius (Gitarre, Synthesizer), Percival Drakon (Bass, Schlagzeug) und Vox Infernum (Gesang), geben aber immerhin das Ziel aus, mit den Texten der satten vierzehn Tracks auf dem Erstwerk "Silent Weapons For A Quiet War" auf politische und soziale Missstände aufmerksam machen zu wollen. Dass sich ein Großteil der Texte dabei auf das pseudo Geheimdokument "Silent Weapons For Quiet Wars" ungeklärter Herkunft bezieht, das ein Boeing Angestellter im Jahr 1986 gefunden haben will, muss man mit etwas Salz in der Suppe betrachten, wobei die lyrisch aufgeworfenen Themen natürlich heutzutage mehr als relevant sind und mit Sicherheit den Zeitgeist treffen werden.
Doch damit genug zum Background, beschäftigen wir uns stattdessen mit der Musik des Trios aus Dortmund, die von der Band selbst als Melodic Death Metal kategorisiert wird. Hier würde ich durchaus mitgehen, denn gerade bei der Gitarrenarbeit und dem allgemeinen Songwriting hört man doch Vorbilder wie gerade ARCH ENEMY heraus, was ja definitiv kein schlechter Anfang ist. Da sich das Dreigespann aber auch vor dem Einsatz von vereinzelten Klargesängen nicht fürchtet, kommen aber sicher auch modernere Werke von IN FLAMES beim Trio des öfteren auf den Plattenteller. Entsprechend eingängig und einprägsam ist dann auch die Musik auf "Silent Weapons For A Quiet War", wobei sich vor allem die Lead-Gitarren unheimlich schnell ins Gedächtnis fräsen und oftmals fast schon frappierend an die eigenen musikalischen Vorbilder erinnern. Den besten Job macht für mich aber Fronterin Vox Infernum, die ein hervorragendes Händchen für ein eingängiges Metrum hat, was dafür sorgt, dass sogar die Screams und Growls zu eingängigen Hooks werden, die im Ohr bleiben. Und wenn es dann im Refrain von 'Won't Someone Think Of The Children' mit Klargesang zur Sache geht, ist der Ohrwurm garantiert.
Aus rein musikalischer Sicht gibt's mit dem gerade erwähnten 'Won't Someone Think Of The Children', dem mächtigen Titeltrack oder 'We Need A Stone' zahlreiche Songs, die das Potential zu echten Melodic-Death-Gassenhauern haben. Ich sage hier allerdings bewusst "aus musikalischer Sicht", denn wenn ich mir den handwerklichen und klanglichen Aspekt des Silberlings anschaue, sieht die Sache schon ganz anders aus und es werden tatsächlich auch ein paar Fragen aufgeworfen. Ganz besonders eigenartig klingt dabei das musikalische Fundament, wobei sich gerade Drums und Gitarren teilweise so anhören, als wären hier existierende Aufnahmen wild zusammengestückelt worden, weil oftmals die klanglichen Unterschiede zwischen einzelnen Passagen so gravierend sind. Ob die Aufnahmen hier einfach nur bewusst verfremdet wurden oder digitale Tools zum Einsatz kamen, um den Musikern das Leben zu erleichern, kann ich definitiv nicht sagen, euch allerdings beschreiben, dass "Silent Weapons For A Quiet War" hochgradig seltsam klingt. Ein Faktum, das sich übrigens auch beim Gesang fortsetzt, der für mich persönlich viel zu dominant im Klangbild über allem thront und die Instrumente teilweise gänzlich übertönt. Geht das bei klar gesungenen Refrains noch durchaus in Ordnung, fehlt mir bei den Screams einfach komplett die Einbettung in den Gesamtsound, sodass ich am Ende fast froh über jede anstehende Instrumentalpassage bin.
Und so sitze ich hier schlussendlich und versuche, die durchaus starken und spannenden Kompositionen vom klanglichen Gesamteindruck zu trennen, der mir persönlich das Hörerlebnis komplett madig macht. Gelingen tut mir das nicht, denn insgesamt klingt das UNBOWED-Debüt - egal ob nun von der Band beabsichtigt oder nicht - so eigenartig, dass ich über diesen Faktor nicht hinwegsehen kann. Auf eine abschließende Bewertung verzichte ich dann angesichts des Zwiespalts, in dem ich hier sitze, und ermutige euch, euch doch einfach selbst ein Bild von "Silent Weapons For A Quiet War" zu machen. Vielleicht kommt ihr mit dem Klang der Scheibe ja besser klar als ich ...
- Redakteur:
- Tobias Dahs