UNCLE ACID AND THE DEADBEATS - Nell' Ora Blu
Mehr über Uncle Acid And The Deadbeats
- Genre:
- Psychedelic Rock
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Rise Above Records
- Release:
- 10.05.2024
- Il Sole Sorge Sempre
- Giustizia di Strada – Lavora Fino alla Morte
- La Vipera
- Vendetta (Tema)
- La Bara Resterà Chiusa
- Cocktail Party
- Il Tesoro di Sardegna
- Nell' Ora Blu
- Il Chiamante Silenzioso
- Tortura al Telefono
- Pomeriggio di Novembre Nel Parco – Occhi che Osservano
- Il Retorno del Chiamante Silenzioso
- Solo la Morte to Ammanetta
- Il Gatto Morto
- Guidando Veloce Verso la Campagna
- L’Omicidio
- Resti Umani
- Sorge Anche il Sole
- Ritorno All’Oscurità
Eine experimentierfreudige Band erfindet sich mal wieder neu!
Wenn eine Band sich explizit denjenigen Menschen widmet, die das Gesetz selbst in die Hand nehmen, hat man verschiedene Visionen von Acts aus dem extremen Bereich, die mit gezieltem Geknüppel ein paar richtig fette Schellen verteilen. Stammt der Wegweiser für ein neues Album indes von einer Truppe wie UNCLE ACID & THE DEADBEATS, muss man das ganze sicherlich noch einmal ganz neu relativieren, schließlich ist das Psychedelic-Ensemble in den letzten Jahren immer wieder sehr experimentell unterwegs gewesen und hat sich als eine der wenigen stetigen Wundertüten in der modernen Musiklandschaft eine Unabhängigkeit erarbeitet, die aufgrund richtig beeindruckender Releases auch eine Bestätigung beim kompositorischen Leistungsnachweis gefunden hat.
"Nell' Ora Blu" beschäftigt sich nun mit den cineastischen Helden des italienischen Kinos und nennt hierbei Legenden wie Franco Nero und Luc Merenda als Wegbereiter einer sehr eigenwilligen Periode des südeuropäischen Filmspektakels, welches sich primär dem Western-Genre verschrieben hat, aber auch im Giallo Ausdrucksmöglichkeiten gefunden hat, deren Nähe zur psychedelischen Musik nicht mehr näher erläutert werden muss.
Doch wie gestaltet man nun einen vermeintlichen Soundtrack, in dem Ehrerbietung und Eigensinn nach wie vor genügend Raum bekommen? Dieser Frage kann man in den 19 Tracks dieses dicken Packages auf die Spur kommen, wenn man auch bereit ist, sich auf die meist reduzierte Instrumentierung und den absoluten Minimalismus einzulassen, den UNCLE ACID & THE DEADBEATS hier propagiert. "Nell' Ora Blu" fasziniert nämlich mit sehr dezenten Arrangements und einer relaxten Grundhaltung, die für die Akteure nun nicht neu ist, die in der momentanen Ausprägung aber dennoch recht speziell wirkt. Sanfte Melodien werden durch spacige Grooves unterstützt, diverse Streicher sorgen für ein Kammermusik-Feeling psychedelischer Natur, Pianos und Keyboards geben meist den Ton an, und die gesprochenen Fragmente - von echten Vocals will man hier nicht reden - bringen die Scheibe mehr und mehr in die Richtung eines instrumentierten Hörspiels, dessen Kernaussage aber dennoch sehr wandlungsfähig ist.
Das neue Album ist weiterhin experimentell, aber nicht schwer zugänglich, es ist aufregend, ohne echte Aufreger zu erzeugen, es ist bisweilen melancholisch, aber eben mit den gewohnten Psychedelica unterlegt. Letztendlich ist es aber vor allem extrem entspannend, weil UNCLE ACID & THE DEADBEATS hier völlig neue Welten öffnet, in denen die Stimmung des 60s-Kinos sich wunderbar mit Indie-Rock-affinen Gitarrensounds vermengt, von denen man sich herrlich wegtreiben lassen kann. Folglich ist "Nell' Ora Blue" zwischen all den besonderen Releases dieser Kapelle vielleicht derjenige mit dem größten "Special Interest"-Sticker, ohne dabei aber großes Befremden auszulösen. Im Gegenteil: UNCLE ACID & THE DEADBEATS habt ihrer Exploration nach neuartigen Sounds wieder einmal erfolgreich nachgegeben und ein weiteres wunderbares Stück Musik erschaffen!
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Björn Backes