UNDER THE SUN - Schematism
Mehr über Under The Sun
- Genre:
- Softrock
- Label:
- Progrock Records
- Release:
- 09.05.2005
- Tracer
- Perfect World
- Dream Catcher
- The Time Being
- Reflections
- This Golden Voyage
- Souljourner(I Am Forever)
- Breakwater
- From Henceforth Know And Forever
Wer die Musik von UNDER THE SUN mag oder, wie es bei dem Album "Schematism" relevant scheint, ein Konzert dieser Band besuchen will, erwartet sicher nicht mit blutiger Nase und zerrissenem Shirt zurückzukehren. Vielmehr strebt man nach musikalisch-romantischen Momenten die leuchtende Augen suggerieren und ein Hochgefühl nach dem anderen forcieren. Geflügelhautentzündung inklusive!
Die Tatsache, das "Schematism" auf dem North East Art Rock Festival aufgenommen ist verrät schon recht viel über die Musik, die man auf diesem Album erwarten kann. Zur Kunst erhobenen Mainstreamrock voller Vielfalt und größtmöglichem Abstand von Standard-Strukturen. Bereits der Opener 'Tracer' entführt den Hörer mit ausgeprägten, sphärischen Melodien, die einlullend-hypnotisch wirken, noch bevor der erste Gesang einsetzt. Das sich dieser letztlich angenehm mit dieses Schema verflechtet ist eigentlich nur noch Formsache.
Das diese Musik als Kunst zu verstehen ist, und sich auch selbst so versteht, zeigt sich an den Liedern, von denen keines unter fünf Minuten lang ist und sich mehrere noch in Subthemen aufspalten. Präsentiert sich 'Tracer' noch wohlwollend als allgemeine Einladung zum Flug durch eine akustische Traumwelt, so nimmt mit den folgenden Stücken der Stil der Band erstmals Formen an. In 'Perfect World' und im Beginn von 'Dream Catcher' kommt vor allem ein prägnantes Keyboard-Spiel zum Vorschein. Der Gesamtsound eines jeden dieser epischen Mammut-Werke wird fast nie durch Verzerrer oder ähnliches entfremdet.
Apropos Sound: angepriesen wird diese Scheibe nicht nur für die musikalische Leistung und die lyrische Schaffenskraft von Chris Shryack, sondern vor allem für den außergewöhnlichen Klang der Liveaufnahme. Nun halte man mich für einen Banausen, aber ich kann dazu nur sagen: Makellos ist der Sound schon, aber wenn es etwas Fesselndes gibt, dann ist es die Musik von UNDER THE SUN, und nicht irgendwelche Technikspielereien. Wäre Technik alles entscheidend für die Qualität eines Produkts, dann wären wohl die lächerlichen neuen StarWars-Episoden die besten Filme aller Zeiten. Nein, was entscheidend ist und bleibt, ist die Leistung auf der Bühne, und die fließt bei UNDER THE SUN wie ein schimärischer Nebel von der Bühne, dem man sich nicht erwehren kann.
Es gibt keinen Härtegrad, sondern Lieder, die dahin fließen wie ein Bachlauf, mal ruhig, mal flink, in einem Metier zwischen Softrock und handgemachtem Pop. Man hört und erlebt ein Album voller Facetten, mit vereinzelten Anleihen aus schottischer und irischer Folklore, verzaubernden Gitarrensolos und ausschweifenden, langatmigen, aber nie langweiligen Instrumental-Passagen. "Schematism" hat eine professionelle Verspieltheit wie man sie von TOOL kennt und transferiert diese in eine längst vergangene Zeit. Ganz entfernt erinnert dieses Album an jenes sagenumwobene Live-Brett von JUDAS PRIEST aus dem Jahre 1987. UNDER THE SUN klingen ungefähr so, als hätten Rob Halford und Co. auf der "Priest Live" damals Experimentalkraft den Vorzug vor Härte gegeben, wenn man so vermessen sein darf die flächendeckende Musik von UNDER THE SUN mit so einem hinkenden Vergleich beschreiben zu wollen.
Ein Album so angenehm wie ein verträumter Blick in die Sterne oder ein Sonnenuntergang an einem warmen Frühlingstag. Musik zum träumen und erleben … und absolut zeitlos.
Anspieltipps: alles
- Redakteur:
- Michael Langlotz