UNDERGOD - Killove
Mehr über Undergod
- Genre:
- Industrial
- Label:
- Rabazco / Soulfood
- Release:
- 24.02.2006
- Berlin
- Killove II
- Buy Love/Sell Hate
- Black Is Dead
- My Song
- All I Have
- Slip
- Nothing Karma
- Workout
- Discipline In Nothingness
- Bad Temper
- Shangrila
Will man die Musik von UNDERGOD mit möglichst wenigen Worten treffend beschreiben, dann klingt das ungefähr so: Sie ist wie der Sprung auf ein Nagelbett, deren Nägel eine bevorzugte Durchschnittslänge von neun Inch haben!
UNDERGOD sind definitiv auf einem Level, das für viele Undergroundbands bereits den siebten Himmel bedeuten würde. "Killove" ist schon das dritte Album unter einem Label, und somit eine professionell aufgenommene Veröffentlichung der Band, die neben den Erfolgen, die sie mit den vorangegangen Alben feierte, vor allem auf eine beeindruckende Gigographie zurückblicken kann. So waren die Schweizer bereits mit Größen wie LETZTE INSTANZ, CLAWFINGER und vor allem DISTURBED auf Tour. Da liegt es nahe, dass es an der Zeit ist, aus dem Schatten dieser Bands herauszutreten.
Allerdings sind in Fragen der Selbstfindung nicht gerade diese Bands ein Hindernis für UNDERGOD. Vielmehr zeichnen sich auf "Killove" deutlich die Silhouetten vom frühen MARILYN MANSON und Trent Reznors NINE INCH NAILS ab. 'Killove II' ist dafür das beste Beispiel. Die fast gesprochen wirkenden Strophen klingen stark nach Trent, der Refrain sehr wie Mansons 'Dried Up, Tied And Dead To The World'. Diese Dämonen gilt es erstmal zu bezwingen.
Wie gewichtig der Vergleich zwischen dem Sound dieser Bands und UNDERGOD ist, ist wegweisend für den Genuss dieses Albums. Für Fanatiker der Sparte "Diese Band kopiert meine Lieblinge" ist an dieser Stelle bereits Pumpe, für alle anderen eröffnet der Opener 'Berlin' ein viel versprechendes, überzeugendes Album, das sich auf einem sehr etablierten Sektor durchaus zu behaupten weiß. Überhaupt ist 'Berlin' ein echtes Zugpferd, um die Qualitäten der Band zu präsentieren: typischer Industrial Rock, gepaart mit eingängigen Melodien.
Die Stimme von Sänger Tommy Baumgartner wird aus Gründen der Genre-Tradition des Öfteren verzerrt, verliert dadurch aber nichts an Eigenständigkeit. Auch schafft er den Spagat zwischen rauer Signifikanz und angenehmem Klang. Obwohl er sein Organ häufig in gequälten Schreigesang drücken muss, leistet er sich keinerlei Schwächen.
Instrumental mal von dem bereits erwähnten 'Killove II' abgesehen, besticht die Band mit wirklich ausgesprochen gelungenen Ohrwürmern auf hohem Industrial-Niveau. 'Buy Love / Sell Hate' und 'Black Is Dead' sind Garanten dafür. Das von Lied zu Lied wechselnde Tempo lässt im Hörer niemals den Eindruck aufkommen, der Band würden die Ideen ausgehen.
Absoluter Zenit des Albums ist das ruhige 'My Song'. Hier kann Baumgartner sein ganzes Können voll ausspielen. Die Halbballade baut sich schleichend um die Stimme des Frontmanns auf, um in einem unwiderstehlichen Refrain aufzugehen. Ganz große Kunst, kann man da nur sagen.
In der Folge setzt man die Messlatte zwar nicht mehr höher, jedoch bürgen sowohl das epochale 'All I Have' und das an Mansons Glam-Rock-Zeiten angelehnte 'Slip' für die Ambitionen der Band, ihrem Namen auch in Zukunft mehr Bekanntheit zu verschaffen. Einziger Wermutstropfen ist das eigentlich gelungene 'Discipline In Nothingness', das ist den Strophen einfach zu sehr an die Hochzeiten von THE PRODIGY erinnert.
Insgesamt jedoch können UNDERGOD auf ein Album ohne wirkliche Schwäche blicken. Mit fortschreitendem Hörgenuss wird offensichtlich, wie sehr die Musik von der Stimme des Vokalisten abhängig ist. Lediglich der leichte Beigeschmack von zu großer Verwandtschaft zu einigen Musikgrößen ist vorhanden, sollte aber auf diesem Album noch absolut verzeihbar sein. Einzig für die Zukunft müsste dies auf der "To do"-Liste weiter oben stehen. UNDERGOD sind eine Band, die mit ihrem Grad an Härte ideales Futter für das zuletzt stark im Elektro untergehende M'era Luna wären.
Anspieltipps: My Song, Berlin, Slip
- Redakteur:
- Michael Langlotz