UNHOLD - Here Is The Blood
Mehr über Unhold
- Genre:
- Sludge / Post Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Czar Of Bullets
- Release:
- 09.11.2018
- Attaining The Light
- Convoy
- Deeper In
- Curse Of The Dime
- Hunter
- Pale
- Altar
- The Chronic Return
Ein garstiger Finsterling aus der Schweiz mit Sinn für's Schöne...
Die Frage drängt sich geradezu auf: Heißt die Band jetzt UNHOLD, so wie der Fiesling, Grobian oder ist das Englisch und bedeutet so viel wie "loslassen"? Da es Schweizer sind, ist prinzipiell beides möglich - aber irgendwie habe ich beim Hören der Musik immer den Gedanken an einen garstigen Finsterling im Kopf.
Es dauert genau 3:12 Minuten, da geht das erste Mal die Luzi ab. Es ist ein wunderschön abrupter Übergang, nachdem eine zurückhaltende Gitarre mit Frauengesang sanft in das Album einführt. Und dann ein schweres, mächtiges Riff, untermalt von Wechselgesang aus den kraftvoll geschrienen männlichen und den hypnotischen weiblichen Vocals. Im Übrigen gibt es auch noch Clean Gesang von einem dritten (männlichen) Bandmitglied, was für eine große Bandbreite sorgt und allerlei Möglichkeiten im Songwriting eröffnet, die hervorragend genutzt werden.
UNHOLD wirft dem Hörer auf den ersten Blick einen groben Klotz entgegen, aber sobald man genauer hinhört, kann man jede Menge weiterer Facetten gewahr werden. Während die Sludge-Riffwände mich des Öfteren an KYLESA erinnern, gelingt es UNHOLD in beeindruckender Manier immer wieder, schicke Melodien und leichte, fast schon träumerisch anmutende Passagen in die schwere Riffwalze einzuflechten. Die insgesamt eher düstere, dichte Atmosphäre zieht wie magisch in den Bann. Während ich bei Alben aus diesem Genre hin und wieder den Eindruck habe, dass sich das Ganze trotz hoher Intensität doch etwas zieht, vergeht die mehr als eine Dreiviertelstunde Spielzeit von "Here Is The Blood" wie im Flug.
Hier lässt sich auch kein Song guten Gewissens herausgreifen, denn sie alle haben ihren Reiz und vor allem klingt keiner wie eine Kopie des anderen. Die Vermischung des Groben und Kantigen mit "schönen" Melodien und den wunderbar vielseitigen Clean Vocals, wird auf allerlei unterschiedliche Weise zelebriert. Der dunkle Klargesang von Miriam Wolf wird dabei nur scheinbar etwas in den Hintergrund gerückt, denn tatsächlich prägt er das Klangbild von UNHOLD ungemein (dabei hat die Band erst seit dem letzten Album "Towering" überhaupt Frauengesang mit an Bord).
Auch das Cover ist ein Blickfang, was übrigens auch für die Vorgänger gilt – das wirkt zwar stets reduziert, fast schon minimalistisch, aber dennoch sind das toll gezeichnete Cover, die sich angenehm abheben von all den überladenen Photoshop-Artworks, die einmal quer durch die komplette Farbpalette gehen.
Fazit: Im stilistischen Terrain von Sludge und Post Metal nebst sporadischen Noise-Rock- und Hardcore-Anleihen ist UNHOLD mit dem insgesamt fünften Studioalbum (seit 2001!) eine facettenreiche, packende Scheibe gelungen. Neben all den atmosphärischen Bestandteilen ist "Here Is The Blood" aber vor allem eines: ein ungemein heftiges, intensives Monstrum von einem Album. Anhören!
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Stephan Voigtländer