UNITOPIA - Seven Chambers
Mehr über Unitopia
- Genre:
- Prog Rock / AOR
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- ProgRock.com's Essentials
- Release:
- 25.09.2023
- Broken Heart
- Something Invisible
- Bittersweet
- Mania
- The Stroke Of Midnight
- Helen
- The Uncertain
Gutklassiker Aussie-Prog mit GENESIS-Einschlag.
Hinter dem Namen UNITOPIA verbergen sich die beiden Australier Mark Trueack (Gesang) und Sean Timms (Keyboard, Bass, Gitarre), die mit ihren bisherigen Studioalben in der Prog-Szene durchaus schon für Aufsehen sorgen konnten. Trotz des positiven Echos zu Platten wie "The Garden" oder "Artifical" löste sich die Band allerdings im Jahr 2014 überraschend auf, nur um in Corona-Zeiten wiederbelebt zu werden. Das Ergebnis der neu gefundenen Liebe am gemeinsamen Musizieren hört auf den Namen "Seven Chambers" und ist ein Doppelalbum mit satten 80 Minuten Spielzeit, das uns nun von der anderen Seite des Planeten aus erreicht.
Doch nicht nur quantitiv ist die Scheibe ein echter Brocken, auch lyrisch hat sich das Duo mit diversen Krankheiten eines losen Konzepts angenommen, das reichlich düster ausfällt, trotzdem aber immer einen Funken Hoffnung verbreitet. Damit aber noch nicht genug der Überraschungen, denn natürlich haben sich die beiden Musiker auch Unterstützung im Studio geholt, wobei mit Alphonso Johnson (Bass), Steve Unruh (Geige, Flöte, Gitarre) und John Greenwood (Gitarre, Mandoline, Orchester-Samples) durchaus Namen dabei sind, die Prog-Fans bekannt vorkommen dürften. Meine Aufmerksamkeit wurde aber so richtig geweckt, als ich den Namen Chester Thompson las, immerhin war Chester langjähriger Live-Trommler für die Prog-Titanen GENESIS und hat bei einigen meiner liebsten Livealben hinter der Schießbude gesessen. Spätestens damit ist mein Interesse an "Seven Chambers" endgültig geweckt.
Und die Liste der Arbeitgeber von Chester Thompson ist nicht der einzige Momente, bei dem ich den Namen GENESIS in den Mund nehmen muss, denn auch musikalisch haben die britischen Progger mehr als hörbar ihre Spuren hinterlassen. Gerade Marks sehr vielseitiger Gesangsvortrag lässt mich des öfteren an PETER GABRIEL und das GENESIS-Frühwerk denken, während auch Sean an den Keyboards immer wieder Tony Banks zitiert. Zu guter Letzt lässt auch die Drum-Maschine in "Broken Heart" an die Achtziger im GENESIS-Komsos denken, was mir persönlich extrem gut gefällt. Aber keine Sorge, wir haben es trotzdem nie mit einem lauen Tribut an die eigenen Helden zu tun, denn UNITOPIA mischt diesem klassischen Prog-Rock-Fundament so viele bunte Stilmittel bei, dass "Seven Chambers" einen sehr eigenständigen Sound entwickelt. Puristen werden sich dabei vielleicht an den zahlreichen elektronischen Spielereien und dem oftmals sehr offensichtlichen Pop-Appeal der Nummern stören, doch für mich macht das die Scheibe insgesamt zu einem runden Werk, das man einfach gerne am Stück genießt und dabei sehr viel Freude hat. Fehlt der eine große Song, der sich auch langfristig in der Playliste festbeißt? Definitiv! Doch bin ich gewillt, diesen Fakt ein wenig unter den Tisch zu kehren, denn die Langzeitwirkung des Silberlings ist trotzdem groß. Ich jedenfalls entdecke auch nach mehreren Durchläufen noch immer kleine Details, die mich aufhorchen lassen.
Insgesamt dürfen Prog-Liebhaber hier daher definitiv ein Ohr riskieren, denn mit seinem vielschichtigen Sound macht "Seven Chambers" sehr viel Spaß. Interessant ist auch, dass die Scheibe in einer 16Bit- und einer 24Bit-Variante digital zu erstehen ist. Der Sinn dahinter erschließt sich mir nicht so recht, gerade weil die Scheibe mit ihren klanglichen Details von der besseren Qualität profitiert, doch vielleicht erhofft sich die Band in 16Bit etwas vom analogen Charme der Siebziger in die Neuzeit zu retten. Egal in welcher Form, "Seven Chambers" ist schlussendlich ein gutes und sehr gefälliges Prog-Album.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs