UNIVERSE217 - Never
Mehr über Universe217
- Genre:
- Avantgarde / Experimental / Doom
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Ván Records
- Release:
- 26.09.2014
- Mouth
- Enter
- Mark My World
- Stay
- Gravity
- Harm
- She
- Electrified
- Never
Eine neue, hochintensive Form doomiger Musik.
Das Doom-Genre, sei es nun im Form von Doom Metal oder Doom Rock, ist für mich ein zweischneidiges Schwert. Es kann - je nachdem von wem und wie es gespielt wird, mit das Ödeste oder aber mit das Faszinierendste sein, was ich musikalisch-emotional erleben kann. Und oft sind dazwischen "objektiv" gesehen gar nur kleine Nuancen. Denn Doom ist Stimmungsmusik und Stimmungen sind irrational und gehorchen keiner Logik. Kaum eine Musik kann mich mehr einnehmen als ROSE KEMPS Doom-Bombe "Golden Shroud", JEX THOTHs Psych-Doom auf "Blood Moon Rise" oder MOUNT SALEMs Energie-Doom auf "Endless".
Hoppla, gibt es für "meinen" Doom vielleicht doch eine Regel? Muss hier etwa eine Frau singen? Damit nähern wir uns mit Riesenschritten UNIVERSE217 und einer weiteren tollen Doom-Musik mit bemerkenswertem weiblichen Gesang. Diese Band kommt aus Griechenland, ist ein neues Signing von Ván Records, und veröffentlicht dort zeitgleich die letzte Full-Length-CD "Never" und eine ganz neue EP namens "Ease" (zum Review). Die Frontdame heisst übrigens Tania und auch sie hat eine Stimme, die man entweder liebt oder hasst. Man könnte sie mit Agnete von MADDER MORTEM vergleichen, denn Tania klingt ähnlich hingebungsvoll und dabei mitunter auch schräg und schrill wie die stimmgewaltige Norwegerin. So wundert es nicht, dass UNIVERSE217 kompositorisch alles auf diese extravagante Stimme ausrichtet. Hierfür ist der passendste Rahmen also langsame, düstere, meist zähflüssige Musik. Dabei ist UNIVERSE217 aber ganz weit weg von allem klassischem Doom Rock/Metal zwischen BLACK SABBATH, CANDLEMASS und ST. VITUS. UNIVERSE217 hat einen extrem dreidimensionalen, voluminösen Sound, in dem flächige Synthies, avantgardistische Soundeffekte und tiefe Orgeln einen mindestens ebenso großen Raum einnehmen wie die verzerrten Gitarren. Noch dazu klingt hier nichts altbacken, nein, wir sind hier klanglich eher in der Zukunft zuhause. Und es klingt einfach super!
Gleich der Opener 'Mouth' vermag es, mich in seinen Bann zu ziehen. Wie gesagt, wenn man Tania das erste Mal hört, ist man entweder tief fasziniert oder macht aus. Das hat sie mit den oben genannten Damen gemeinsam. 'Enter' und das fast schon als flott zu bezeichnende 'Mark My World' halten die Spannung weiter aufrecht, bringen sie schier zum Bersten, bevor es in den etwas experimentelleren Mittelteil von "Never" geht. Hier wird es mitunter lava-langsam ('Stay') oder Prog-/Avantgarde-rockig ('Gravity' und das superbe 'Harm'), bevor mit dem fast elfminütigen 'She' der Longtrack der Scheibe anklingt. Zunächst beherrschen hier ambiente Klänge das Geschehen, bevor man sich ganz behäbig steigert, ohne jedoch final auszubrechen. Seltsamer Song. Und es ist genau das letzte Drittel der Scheibe ('She', 'Electrified' und 'Never'), das mir den Eindruck erweckt, die Band habe ihr gewaltiges Potential auf "Never" noch nicht voll ausgespielt. Gerade das Ende wirkt so, als würde man sich zufrieden geben, die Erde nur ein wenig beben und grollen zu lassen, anstatt den Vulkan vollends zum Ausbruch zu bringen. Was allerdings nicht den überaus positiven Eindruck dieser Band schmälern soll. Denn mit UNIVERSE217 höre ich eine Band, die an den Fundamenten des Doom-Genres rüttelt, deren Musik eine enorme Kraft entfaltet und gerade durch den intensiven Gesang immer wieder zu berauschen vermag. UNIVERSE217 ist aber auch eine Band, die vermutlich in Zukunft noch viel mehr können wird. Vielleicht muss sie sich dazu von den Fesseln des Doom noch mehr lösen. Oder ihn versklaven, so wie es eine ROSE KEMP gemacht hat.
Ja, UNIVERSE217 ist eine ganz tolle Entdeckung des Jahres 2014 und ich freue mich auf die Zukunft! Dann wird sich sicher auch irgendwann eine Antwort auf die Frage finden: Warum Zwei Eins Sieben?
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Thomas Becker