UNLEASH THE ARCHERS - Abyss
Auch im Soundcheck: Soundcheck 08/2020
Mehr über Unleash The Archers
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Napalm Records
- Release:
- 21.08.2020
- Waking Dream
- Abyss
- Through Stars
- Legacy
- Return To Me
- Soulbound
- Faster Than Light
- The Wind That Shapes The Land
- Carry The Flame
- Afterlife
Alles andere als ein Abgrund
Ich muss mich hier einmal als Power-Metal-Hipster outen, denn ich habe schon UNLEASH THE ARCHERS gehört, bevor es cool war, also zu Zeiten, als die Kanadier*innen noch gar keinen Power Metal gespielt haben, sondern eine hochenergetische und etwas rohe, aber überbordende Mischung aus Melodeath und Power Metal, mit Alben wie "Behold The Devastation" und "Demons Of The Astro-Waste". Der Schwenk zu rein melodischem Gesang wurde dann mit der grandiosen "Defy The Skies" EP eingeleitet und auf dem insgesamt etwas ungelenk wirkenden "Time Stands Still" endgültig zementiert. Mit "Apex" wurde der eingeschlagene Kurs perfektioniert und die Band strich endlich den lang verdienten Erfolg ein.
Nun schreiben wir das Jahr 2020 und mit "Abyss" steht der Nachfolger des Durchbruchalbums vor der Tür und ich kann in alter Veteranenmanier sagen, ich war da, als es anfing. Aber Kriegserinnerungen beiseite, "Abyss" ist der erhoffte nächste Schritt und dürfte niemanden, der mit "Apex" glücklich wurde, enttäuschen. Es gibt wieder durchdachten, glasklar produzierten melodischen Metal, gekrönt von Britney Slayes' Ausnahmestimme. Echte Ausfälle gibt es keine und mit 'The Wind That Shapes The Land' mindestens einen Übersong. Ist also alles prima und das hier ein 10-Punkte Album?
Nunja, leider nicht ganz und hier kommt dann meine Hipster-Einleitung vom Anfang zum Zuge: Denn was UNLEASH THE ARCHERS über die Jahre und zu Gunsten eines polierteren, anschlussfähigeren Sounds aufgegeben hat ist die Wildheit und der Enthusiasmus der frühen Alben. Die neuen Songs klingen äußerst kontrolliert, perfekt durchdacht und arrangiert. Dafür fehlt eben die überbordende kreative Energie und Spielfreude des Frühwerks, das Gefühl, dass die Band viel zu viele Ideen hat und vor lauter Riffs und Melodien nicht weiß, wohin damit. Das sorgt objektiv betrachtet natürlich für bessere Songs, ich persönlich vermisse aber hin und wieder diese unbeschwerte Art der frühen Alben.
Macht das "Abyss" nun zu einem schlechten Album? Natürlich nicht, wer melodischen, eher modernen Metal mit einer famosen Sängerin sucht, wird dieses Jahr nichts besseres finden, UNLEASH THE ARCHERS ist eine der absoluten Spitzenbands der nächsten Generation im dennoch traditionellen Heavy Metal und wer sich für dieses Genre interessiert, muss "Abyss" hören. Doch ich beobachte diese Entwicklung eben mit einem lachenden und einem weinenden Auge, der Erfolg kommt eben immer mit einem Preis und hier und da werde ich dann nostalgisch und vermisse einen 'General Of The Dark Army', aber halt auch nur bis ich wieder 'The Wind That Shapes The Land' höre, dann ist wieder alles in Ordnung. Verdammt starkes Album, das ihr alle hören solltet und dann könnt ihr ja immer noch schauen, ob ihr irgendwo die alten Platten auftreiben könnt.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Raphael Päbst