URGE OVERKILL - Exit The Dragon
Mehr über Urge Overkill
- Genre:
- Alternative Rock
- Label:
- King Kato Music / Geffen
- Jaywalkin'
- The Break
- Need Some Air
- Somebody Else's Body
- Honesty Files
- This Is No Place
- The Mistake
- Take Me
- View Of The Rain
- Last Night/Tomorrow
- Tin Foil
- Monopoly
- And You'll Say
- Digital Black Epilogue
URGE OVERKILL – wer erinnert sich da nicht an Quentin Tarantinos Hype-Streifen "Pulp Fiction"? Inmitten von Oldies fand sich in dessen Soundtrack auch eine gar nicht mal so alte Coverversion des NEIL DIAMOND-Songs 'Girl, You'll Be A Woman Soon' von URGE OVERKILL, die das Durchschnittsalter der Soundtrackbeiträge um Einiges senkte, dort aber alles andere als fehl am Platze wirkte, in der Vincent-Vega-daheim-bei-Mia-Wallace-kurz-vor-der/bis-hin-zur-Überdosis-Szene. Bereits 1995 hatte das Trio URGE OVERKILL dann ein weiteres Album eingespielt – und mit seinem Titel "Exit The Dragon" ergab sich auch hier ein Filmbezug.
'Jaywalkin'' eröffnet den Reigen mit lässig pumpendem Bass, drahtigen E-Gitarren und der coolness eines ELVIS. Und in der Tat huldigt die Band stilistisch des öfteren alten Rock-Traditionen, ohne deswegen zur schnöden Retro-Kopistentruppe zu verkommen - im Gegenteil wird man eine authentischer wirkende Band mit diesem Stil nicht finden. Nachdem 'The Break' locker-flockig daherkommt, den Flair der '70er verbreitet, aber auch zu rocken weiß, folgt mit 'Need Some Air' dann der erste unbestreitbare Hit des Albums: Trifft immer noch voll ins Schwarze, und legte damals schon die Gewinnerformel für den Stil von MANDO DIAOs grandiosem Debütalbum "Bring 'Em In" vor – nur halt noch besser.
'Somebody Else's Body' ist ein weiterer Klassiker der Band, der locker mit der bekannten 'Girl, …'-Version mithalten kann, nein, sie sogar noch übertrumpft: Gesanglich allererste Sahne, engagiert und doch entspannt groovend, leidenschaftlich und lebensweise abgeklärt zugleich. Schon alleine mit welcher Eleganz und welchem Understatement JAY DAVIDSON & THE PHILLY HORNS ins Arrangement eingebunden werden, zeugt von der Meisterschaft URGE OVERKILLs. Einen weiteren gut abgehangenen, auf's Wesentliche reduzierten On-the-road-Rock-Klassiker – bluesig, erdig, hymnisch mit Bodenhaftung – liefert die Band uns mit 'Honesty Files': Musikalisch erinnert das ans CREEDENCE CLEARWATER REVIVAL.
Und so hochwertig geht das weiter auf diesem Album ohne Ausfälle:
'This Is No Place': ein desillusionierter Regennachtsong für alle, die das traurige Ende der Grunge-Ära miterlebt haben.
'The Mistake': ein Durchhaltesong zwischen verhaltenem Garagenrock, Honkytonk/Countryballade und verkaterter Pop-Perle.
'Take Me': ein gefälliger Rocksong vom Typ, der viel zu selten im Radio läuft, obwohl er das Zeug dazu hätte.
'View Of The Rain': Herzbruch und Optimismus zusammen in karge Akkorde gerollt und mit Akustikgitarre, Cello und Teelichtern zu einer wunderschönen Trostballade erleuchtet.
'Last Night/Tomorrow': ein weiterer Lässigkeitspreisgewinner mit gehörigem Bluesrockanteil, der schließlich doch noch die Kurve kriegt und das Tanzbein zucken lässt.
'Tin Foil': einmal mehr mit Herzblut geschrieben und voller zerbrechlicher (letzter) Hoffnung.
'Monopoly': eine weitere Perle zwischen Blues-, Country- und akustischem Grunge-Rock.
'And You'll Say': grooviger Grunge/Blues-Rock im Stile von NEIL YOUNGs "Mirrorball".
Und dann - als Platinader inmitten von Kupfer, Silber und Gold - 'Digital Black Epilogue', ein Duett mit der Country-Songwriterin und -Ikone EMMYLOU HARRIS: "I can hear a voice singing, and it's singing something holy…"
URGE OVERKILL beherrscht wie kaum eine andere Band die Gratwanderung zwischen hoffnungsvollem Seelennot-Optimismus und lebensmüder Resignation – doch selbst in den melancholischsten Momenten ist stets dieser Rest Hoffnung spürbar, der schließlich ausgerechnet im traurigen 'Digital Black Epilogue' obsiegt.
Anspieltipps:
Need Some Air, Somebody Else's Body, Honesty Files, The Mistake, View Of The Rain, Last Night/Tomorrow, Tin Foil, Digital Black Epilogue.
- Redakteur:
- Eike Schmitz