URSKUMUG - Am Nodr
Mehr über Urskumug
- Genre:
- Black Metal
- Label:
- Ledo Takas
- Release:
- 30.04.2006
- 2012
- Time Of The Jackdaw
- Beowulf
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- Talking As A Shaman's Son
- The Guardian
- Am Nodr
- Mother Of Halfworld
Die baltische Metal-Szene liegt mir inzwischen schon seit einigen Jahren sehr am Herzen. Nicht, weil sie besonders exotisch wäre, sondern weil sie einfach reihenweise Bands hervorbringt, die auf sehr hohem qualitativem Niveau zu Werke gehen und dabei auch mitunter sehr originell sein können. Die Letten von URSKUMUG bestätigen meine dementsprechend hohen Erwartungen einmal mehr und schicken sich mit ihrem offiziellen "Am Nodr" an, nach ihren Landmännern von SKYFORGER die zweite lettische Band zu werden, welche den internationalen Durchbruch schaffen könnte.
Dies versucht das Quartett mit einem Stil, den es selbst als "Tribal Black Metal" bezeichnet. Das kann man teilweise durchaus so stehen lassen, ist das Grundgerüst der Musik doch fraglos schwarzmetallischer Art. Die Tribal-Elemente sind dabei zwar vorhanden, aber nicht ganz so augenfällig, als dass man den Begriff wirklich in die Genrebezeichnung mit aufnehmen müsste. Es ist einfach schneller, halbwegs melodischer Black Metal mit diversen Farbtupfern. Nach einem kurzen Industrial-Intro beginnt der Siebenminüter 'Time Of The Jackdaw' mystisch, steigert sich jedoch in dramatischere Bereiche, in denen die hallenden Gitarren weit ausufern und zusammen mit Krauklis' Keifen die Grundstimmung setzen. Mit der Zeit tritt infernalisch blastendes Schlagwerk (leider aus der Konserve, was aber nicht wesentlich stört) hinzu, bevor das Stück im Mittelteil eine treibende Dynamik entfaltet. Gegen Ende kommen auch noch dissonante Frickeleien hinzu, die einen Hauch von Avantgarde verbreiten. Bei 'Beowulf' wird es ein wenig leichter zugänglich, wenn auch noch immer von vielen Tempowechseln geprägt. Der Gesang ist hier vielseitiger, Keyboarder Kraake darf ein wenig in tiefsten Tiefen mitgrölen. Das Mittelstück mit den epischen Hörnersynths, der vehementen Tempodrosselung und den tiefen Vocals ist extrem gut gelungen.
Allgemein finde ich URSKUMUG ein wenig stärker, wenn die Truppe nicht gar so schnell rast, sondern sich etwas mehr auf Atmosphäre und eigenwillige Melodien verlegt. Die Hochgeschwindigkeitspassagen sind dabei keineswegs von schlechten Eltern, doch sie sind eben ein bisschen austauschbar und geben der Band weniger Raum, um ihre eigenständigen Elemente zu präsentieren. Das gelingt etwa beim interessanten Bassspiel Kriwix' im unbetitelten vierten Stück, oder bei 'The Guardian' mit seinem Erzählerpart und den Maultrommel-Klängen deutlich besser. Richtig stark und mächtig präsentieren sich die Jungs beim in Lettisch vorgetragenen Titelstück, das mit seinem trance-artigen Refrain eine ganz andere und sehr eindrucksvolle Seite der Band offenbart.
Die Band hat also etliche gute Ideen, die ihr eine prägnante eigene Identität zu verleihen im Stande wären, doch sie schafft es noch nicht ganz, diese spezielle Würze über die Spieldauer des Albums fest in ihren Sound zu integrieren. So ist das Label-Debüt von URSKUMUG ein durchaus gutes Album in ansprechendem Soundgewand geworden, das eine Steigerung gegenüber der Demo-CDR "Pareja" darstellt. Es kann zwar noch nicht in allen Belangen voll überzeugen, offenbart aber dennoch mehr als nur vielversprechende Ansätze. Wenn es der Band in Zukunft gelingt, ihre Besonderheiten in einem größeren Anteil der Songs deutlicher hervorzuheben, dann wird sich der Reiz URSKUMUGs noch steigern; ein guter Anfang ist jedoch schon jetzt gemacht.
Anspieltipps: Time Of The Jackdaw, The Guardian, Am Nodr
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle