VALBORG - Zentrum
Mehr über Valborg
- Genre:
- Progressive Doom/Death Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Prophecy Productions (Soulfood)
- Release:
- 17.05.2019
- Rote Augen
- Alphakomet
- Anomalie
- Nahtod
- Ultragrab
- Nonnenstern
- Kreuzer
- Schwerter der Zeit
- Vakuum
Zerstörerischer Genuss.
Seit der Veröffentlichung des Debüts "Glorification Of Pain" (2009) ist VALBORG eine echte Konstante im avantgardistischen Underground. Zwar werden die Alben seit "Romantik" nicht mehr über das Zeitgeister-Kollektiv veröffentlicht, die freigeistige Haltung trägt die Band aber immer noch im Herzen. Scheuklappenträger sollten folglich auch bei "Zentrum" die Finger von VALBORG lassen. Elemente von Doom, Death und Black Metal köcheln hier zu einem einzigartigen Gebräu, das in seiner finsteren Aura und ästhetischen Endlichkeit (Themen wie die Ewigkeit, das Nichts etc. werden angegangen) nicht vielen Bands so gelingt.
Schon die Songtitel wiegen tonnenschwer ('Ultragrab', 'Alphakomet'), und wer diese Platte hört, wird die Beklemmung so schnell nicht wieder los. Wie auch in der Vergangenheit ist "Zentrum" ein Gesamtwerk aus Musik, Optik und Texten, sodass die Auseinandersetzung damit Freude bereitet. Den Widerspruch, den die Musik mit ihrer Wirkung aufwirft, muss aber wohl jeder Hörer für sich selbst auflösen. Für mich ist die emotionale Spannung, die jeder der neun Songs aufzubauen versteht, einer der größten Pluspunkte dieses Albums.
Darüber hinaus überfallen mich beim Hören von Songs wie 'Anomalie' so unterschiedliche Assoziationen zu anderen Bands, dass man die Mischung daraus in der grauen Theorie wohl als unhörbar einstufen würde. Aber MAYFAIR, frühe LACRIMOSA, TRIPTYKON und KETZER ("Starless") sind wiederum ganz eigenständige Bands, denen nie der Mut gefehlt hat, sich auf eine bestimmte Art auszudrücken. Und selbst wenn der Klargesang im erwähnten Track irgendwie nach Till Lindemann duftet, sind wir hier trotzdem noch ganz weit vom musikalischen Einheitsbrei der allermeisten NDH-Bands entfernt. Dafür sorgen schon die derben Riffs und feinen Dissonanzen (Tom G. Warrior lässt grüßen) oder das hypnotisierende Pulsieren bei 'Krezuer', das mich an die fesselnde Wirkung des letzten THE RUINS OF BEVERAST-Albums denken lässt.
Ganz gleich, mit welchen stilistischen Mitteln es der Band gelingt, die beschriebene Atmosphäre zu erschaffen, es gelingt immer. Dabei übersieht man schnell, dass Abwechslung auf "Zentrum" gar nicht sonderlich groß geschrieben wird. 'Rote Augen' und 'Schwerter der Zeit' prügeln rhythmisch genau so ähnlich daher wie 'Nonnenstern' und 'Nahtod' grooven. Monoton wird es dadurch nicht, auch wenn das in dieser Stilrichtung ja durchaus ein legitimes Mittel sein kann.
Den in der Vergangenheit schon beobachteten krassen Bruch mit dem Vorgänger vollzieht "Zentrum" tatsächlich nicht. Stilistisch ist es dem Vorgänger "Endstrand" recht ähnlich, was sich auch im Artwork und in den Songtiteln so widerspiegelt. Da das Album ohne Schwäche ins Ziel kommt und die handwerklich stark komponierten Songs den Drang nach weiteren Entdeckungstouren auslösen, ist auch der siebte Langdreher VALBORGs eine Pflichtveranstaltung für Fans und solche, die es werden könnten. Wer seinen Metal extrem mag und genervt vom Einheitsbrei vieler Bands ist, sollte sich unbedingt diesem Vortrag in zerstörerischem Genuss widmen.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Nils Macher